Deutsche sparten 100 Milliarden mehr durch Corona
Während der Pandemie sparten die Bundesbürger pro Kopf 1.200 Euro mehr als in den Jahren zuvor. Gleichzeitig kam es zu enormen Konsumverlusten.
Insgesamt 100 Milliarden Euro sparten die Deutschen in den beiden Corona-Jahren zusätzlich zu ihren normalen Rücklagen. Das entspricht einer hinzukommenden Ersparnis von 1.200 Euro bzw. monatlich 50 Euro pro Person. Der Konsum erlitt dadurch enorme Einbußen.

Das verdeutlicht eine aktuelle Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft. Der Handel musste demnach auf 300 Milliarden Euro an Einnahmen verzichten. Jeder Deutsche konsumierte im Schnitt folglich rund 3.600 Euro weniger während der Pandemie. Das Konsumniveau lag damit acht Prozent unter dem Niveau ohne Virus. Ursache hierfür sind überwiegend die eingeschränkten Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten infolge der Lockdowns und Corona-Beschränkungen. Die höchsten Einbußen erlitten dabei der Dienstleistungssektor und die Industrie. Allein 200 der 300 Milliarden Euro Verluste verzeichneten deutsche Dienstleister. Besonders stark betroffen waren hierbei die Bereiche Sport, Gastgewerbe, Handel sowie Kunst und Kultur.
Corona führte zu Zwangssparen
Was auf der einen Seite nicht ausgegeben werden konnte, legten die Bundesbürger andererseits auf die hohe Kante. 2020 und 2021 explodierte die Sparquote nahezu von zuvor elf auf 15,5 Prozent. Das bedeutet, dass jeder Haushalt mehr als ein Sechstel seines Einkommens zurücklegte. Diese Entwicklung fand trotz massiver Arbeitszeitverkürzungen wie bei der Kurzarbeit statt. Zudem war es während der Pandemie aufgrund des sinkenden Angebots schwieriger, einen Job zu finden. Wer also bereits vor der Pandemie arbeitssuchend war oder sich gerade im Übergang von der Ausbildung ins Berufsleben befand, hatte es besonders schwer, eine neue Stelle anzutreten. Gleichzeitig meldeten sich weniger Menschen selbstständig. Dennoch führten die Einschränkungen zu Rekordersparnissen.
Wirtschaft hofft auf Abbau der Ersparnisse
Mittlerweile hat sich die Lage nahezu normalisiert. Es kommt zu einem Beschäftigungsaufbau und einer sinkenden Arbeitslosenquote. Ende 2021 stiegen die Löhne wieder nahezu auf das Vorkrisenniveau. Das gilt auch für die Unternehmens- und Vermögenseinkommen. Die Industrie hofft dank der Rekordersparnisse und der aktuell hohen Inflation nun auf einen kräftigen Anstieg der Konsumausgaben. Weiterhin haben jedoch viele Branchen mit Zulieferproblemen zu kämpfen.
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