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    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen

    Die Börse im Blick: So wird investiert.

    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen | 17.6.2022 Drucken

    ETF statt Strafzins und Kaufkraftverlust

    Börsengehandelte Indexfonds scheinen ideal als preiswerter Einstieg in die Investmentwelt. Was spricht für und was gegen die neue Lieblingsanlageklasse, um sich mit mehr Rendite vor hoher Inflation zu schützen?

    Das beliebteste Sparprodukt der Deutschen ist eine echte Überraschung: Laut einer Studie des Zahlungsdienstleisters Klarna sparen noch immer 62 Prozent der Konsumenten mit dem Bankkonto und seinen Verwandten, wie Sparbuch oder Festgeld. Eigentlich unverständlich, denn hier kosten Guthaben oft sogar Strafzinsen. Gibt es Zinsen, reichen diese bei Weitem nicht, um die Geldentwertung von zuletzt über sieben Prozent auszugleichen. Nur etwas mehr als jeder Dritte nutzte laut Studie die Chancen des Kapitalmarktes. Dabei sind die eindeutig favorisierten Anlageklassen ETF, Fonds und Aktien.

    ETF

    Gerade die börsengehandelten Fonds mit den drei Buchstabenkürzeln werden hierzulande immer beliebter. Bis 2026 sollen 350 Milliarden Euro mit ihnen angelegt sein. Besonders beliebt sind monatliche Sparpläne. Bis dahin sollen über 20 Millionen Bundesbürger so für einen festgelegten Betrag automatisch ETF-Anteile kaufen. Das Folgende sollten Investoren über dieses neue Volkssparprodukt wissen.

    Unbestreitbare Kostenvorteile

    Unbestreitbar gibt es einen enormen Vorteil. „ETF haben allgemein eine sehr günstige Preisgestaltung“, sagt Carmen Bandt, Geschäftsführende Gesellschafterin bei der Kidron Vermögensverwaltung GmbH in Stuttgart. Meist bilden sie die Wertentwicklung eines bestehenden Börsenindex ab, zum Beispiel die rund 1.600 Aktien aus dem bekannten MSCI World. Die geniale Idee: Da die Auswahl passiv erfolgt, ist ein gut bezahltes Management verzichtbar, das statistisch sowieso nur selten besser abschneidet als solch ein Vergleichsmaßstab. Der Großteil der üblichen Fondsgebühren wird eingespart, Ausgabeaufschläge entfallen. Anleger können sich so selbst mit kleinen zweistelligen Beträgen an einem ganzen Korb voller Aktien beteiligen, das reduziert einzelne Risiken. Also alles ganz simpel?

    Langer Anlagehorizont erforderlich

    Leider sind auch ETF nicht immer die beste Option. Mit dem Verzicht auf ein aktives Management schlagen die an der Börse üblichen Schwankungen voll durch. Ein reiner Aktienindex kann da schnell einmal 20, 30 oder mehr Prozent an Wert verlieren. Dann ist Geduld gefragt. „Erst wenn der Anlagehorizont in Richtung zehn Jahre geht, sollte in einen ETF auf Aktien investiert werden“, rät deswegen Kidron-Expertin Carmen Bandt. Generell ist es ratsam, sich dabei die Konstruktion eines ETF genau anzusehen.

    Prospekt kann Überraschungen enthalten

    Inzwischen gibt es auf fast alle Anlageklassen ETF – von Staatsanleihen bis Industriemetalle. Diese Märkte haben oft ihre eigenen Mechanismen. Aber selbst bei den üblichen Produkten auf bekannte Aktienindizes kann es Überraschungen geben. Nicht immer enthält das Sondervermögen, das einem Fondsanleger selbst bei einer Pleite des Anbieters zustehen würde, die erwarteten Werte. Finden sich im Prospekt Begriffe wie „Swap-basiert“ oder „synthetisch repliziert“ wird der Wert des Index auf für Laien oft kaum nachvollziehbaren Wegen nachgebildet. Theoretisch könnten in einem ETF auf die 40 Aktien des deutschen Leitindex Dax auch Termingeschäfte und Schwellenländeraktien enthalten sein. „Wichtig ist für uns, einen physisch hinterlegten ETF auszuwählen“, erklärt Kidron-Expertin Carmen Bandt. Bei diesem werden tatsächlich einfach die Wertpapiere gekauft, die ein Index enthält. Dann gilt es nur noch, das richtige Börsenbarometer zu finden.

    Preiswerte Ergänzung, aber kein Goldesel

    Vielen Anlegern ist Nachhaltigkeit wichtig. „Wer seine eigenen moralischen Vorstellungen mit ETF verwirklichen will, muss sich gut informieren“, erklärt Lothar Koch, Leiter des Portfoliomanagements des Vermögensverwalters GSAM + Spee Asset Management AG aus Krefeld. Kürzel wie ESG im Fondsnamen oder dunkelgrüne Farbkennzeichnungen nach EU-Richtlinie sagen oft nur wenig aus. Viele Börsenbarometer sind zudem kapitalgewichtet, je mehr Geld in einen Wert fließt, desto mehr Einfluss hat er auf die Wertentwicklung des Gesamtindex. „Anleger sollten sich darüber im Klaren sein, dass sich dadurch das Risiko für Schwankungen erhöht“, erklärt Lothar Koch. Wer zum Beispiel einen ETF auf die 30 Werte des amerikanischen Dow Jones kauft, sollte sich bewusst sein, dass Apple und Microsoft zu etwa 45 Prozent die Entwicklung bestimmen. Am Ende bleibt die Erkenntnis: ETF können zu klassischen Sparformen eine attraktive und preiswerte Ergänzung sein. Eine Art Goldesel, der ohne jedes Basiswissen Gewinne produziert, sind sie nicht.

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