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    Demographie

    In die Zukunft geschaut: So altert und schrumpft unser Land.

    Demographie | 18.4.2017 Drucken

    Hundertjährige im Zwiegespräch

    Ü100 heißt ein Film, in dem acht Hundertjährige über ihren Alltag erzählen. Mit viel Humor und berührenden Szenen. Sie machen dabei um die Einschränkungen, die ein hohes Alter mit sich bringt, keinen Bogen. Diese gehören zu ihrem Leben. Regisseurin und Produzentin Dagmar Wagner gestattet im Interview kurz nach dem Kinostart ein paar Blicke hinter die Kulissen des Films.

    Was hat Sie bewogen, einen Film über und mit Hundertjährigen zu drehen?

    Dagmar WagnerBei den Recherchen für meine Vorträge und Seminare zum Thema „Altern“ bin ich auf eine Aussage des Max-Planck-Instituts für demografische Forschungen in Rostock gestoßen, wonach jeder ab dem Jahr 2000 Geborene eine reelle Chance besitzt, 100 Jahre alt zu werden. Damit wären die jetzt lebenden Hundertjährigen langsam die Letzten, deren langes Leben man als außergewöhnlich betrachtet. Daher wollte ich einige von ihnen dokumentarisch festhalten. Zunächst waren nur Probeinterviews vorgesehen. Doch dann wurden mein Kameramann und ich immer mehr in den Bann dieser Gespräche gezogen. So ging es schließlich immer weiter.

    Was hat Sie am meisten in diesen Interviews beeindruckt?

    Die Lebendigkeit, der Humor, die Fähigkeit zur Selbstironie, die ich bei diesen Menschen im hohen Alter erlebte. Sie konnten über sich selbst lachen und auch mit jenen Dingen locker umgehen, die in ihrem Alter nicht mehr so angenehm sind. Mich hat diese heitere Grundstimmung wirklich überrascht, diese reiche Gefühlswelt und die Offenheit. Wir hatten immer eine gute Zeit mit unseren Protagonisten. Ich habe alle auch nach den Dreharbeiten noch häufig besucht. Sechs von ihnen sind inzwischen ja leider verstorben.

    Ihr Filmprojekt erstreckte sich also über einen größeren Zeitraum?

    Ja, es war ein längerer Weg bis zur Kinofassung. Ich hatte 2013 begonnen. Mit Erna, die sich immer noch auf jedes Spiel des FC Bayern freute. Dann folgte eine Kurzversion mit fünf Gesprächspartnern. Als wir damit auf einem Filmfestival eine unerwartet große Resonanz erfuhren, riet mein jetziger Verleiher: Mach eine Kinoversion daraus. Wir waren uns zunächst nicht ganz sicher, ob das klappen könnte. Als wir dann aber noch auf Ruja trafen, die immer Klavier spielte, fühlten wir, diese acht Menschen und ihre Geschichten könnten viele begeistern, auch im Kino.

    Sie heben hervor, dass der Film komplett ohne Fördermittel entstand. War das Absicht oder aus der Not geboren, weil für ein solch vermeintlich schwieriges Thema niemand Förderung gewähren wollte?

    Es gab anfangs einen Fernsehproduzenten, der mit in das Projekt einsteigen wollte. Der hatte schon strikte Vorstellungen, welche Personentypen unbedingt im Film vorkommen sollten. Da habe ich gesagt, so was mache ich nicht mit. Ich hatte auch keine Lust, mit einem Konzept monatelang bei Sendern um Zustimmung zu ringen. Filmförderung hätte ich beantragen können. Aber die gibt es nur, wenn man vorher schon einen bestimmten Betrag ausgegeben hat. Daher habe ich mit meinem Bankberater gesprochen und den Film auf eigenes Risiko ohne Förderung gedreht.

    Das Bewusstsein in den Unternehmen hinkt hinterher

    Sie beschäftigen sich schon viele Jahre mit der Alterung in unserer Gesellschaft. Konnten Sie während dieser Zeit einen Wandel in der Wahrnehmung des Alterns und der Alten feststellen?

    Sicherlich. Die Menschen fühlen sich heute mit 60 noch nicht alt, auch nicht mit 70. Sie sind gesünder, ihnen geht es besser als früher und sie sind geistig fitter. Krankheit gehört zum Alter ohne Frage dazu. Da gibt es nichts zu beschönigen. Viele sind aber irritiert, weil sie mit den überkommenen Altersbildern nichts mehr anfangen können. Aber zum Glück entstehen in der Gesellschaft allmählich andere Vorstellungen vom Altern.

    Setzt sich das auch in den Unternehmen durch? Einem 55-jährigen Arbeitnehmer zum Beispiel bietet keine Personalabteilung eine Weiterbildung an.

    Das Bewusstsein in den Unternehmen hinkt sicherlich noch hinter dieser Entwicklung her. Aber machen wir uns nichts vor, früher oder später werden wir über eine weitere Anhebung des Rentenalters reden, auf 69 oder 70 Jahre. Wir brauchen die älteren Arbeitnehmer doch auch. Deshalb sollten sich die Unternehmensleitungen und Personalverantwortliche mit der Alterung ihrer Belegschaft beschäftigen. Ich bin da optimistisch. Dieser Wandel wird kommen, auch in den Unternehmen. Ältere Arbeitnehmer sind den jungen vielleicht bei der Reaktionsschnelle oder bei der Aufnahmefähigkeit unterlegen, aber sie haben andere Stärken, profitieren von ihrer ungeheuren Erfahrung. Das weiß man inzwischen aus der Altersforschung.

     

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