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    Private Altersvorsorge

    In die eigenen Hände genommen: So schließt sich die Rentenlücke.

    Private Altersvorsorge | 17.12.2020 Drucken

    Die große Zinsschmelze

    Noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen hat es in Deutschland einen wärmeren November gegeben als in diesem Jahr.

    In Europa lagen die Temperaturen in den Herbstmonaten durchschnittlich 1,9 Grad über der Referenzperiode. Noch viel schneller, als sich die Temperaturen erhöhen, schritt in den letzten Jahren die Zinsschmelze voran. Gerade Deutschland meldet regelmäßig neue Negativrekorde. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel um zehn Basispunkte und lag am Monatsende bei minus 0,63 Prozent. Der Wert des Geldes schmilzt in diesem Szenario schneller dahin als das Eis der Polkappen.

    Diese Entwicklung bleibt natürlich nicht ohne Auswirkungen auf die Altersvorsorge. Die Allianz, Deutschlands größter Lebensversicherer, senkt die Verzinsung auf seine rund zehn Millionen Policen 2021 zum zweiten Mal in Folge. Die Gesamtverzinsung auf klassische Lebens- und Rentenversicherungen liegt dann bei 2,9 Prozent und damit 0,2 Prozentpunkte niedriger als im laufenden Jahr. Die Gesamtverzinsung ist berechnet für Kunden, deren Policen im kommenden Jahr auslaufen. Die in der Gesamtverzinsung enthaltene laufende Verzinsung (Überschussbeteiligung und Garantiezins) sinkt auf 2,3 Prozent. Auf den ersten Blick erscheinen solche Verzinsungen  derzeit noch attraktiv. Allerdings zehren die Versicherer mit ihren langlaufenden Anleihen noch von den guten früheren Zeiten. Zum Beginn dieses Jahrtausends lag die durchschnittliche Verzinsung von Lebensversicherungen noch bei 7,15 Prozent.

    Garantiezins soll deutlich sinken

    Angesichts der Zinsflaute schlägt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Aktuarvereinigung vor, den Höchstrechnungszins (Garantiezins) ab 1. Januar 2022 für Neuverträge auf 0,25 Prozent festzulegen. Seit 2017 liegt dieser bei 0,9 Prozent, Mitte der 90er Jahre lag er mal bei vier Prozent. Auch an dieser Entwicklung lässt sich eindrucksvoll die Zinsschmelze erkennen. Garantiezusagen in der Altersvorsorge werden immer mehr zum Auslaufmodell. Marktführer Allianz hat bereits angekündigt, bei neuen Policen ab 2021 nur noch 60, 80 oder 90 Prozent der Einzahlungen zu garantieren.

    Auch bei der Riester-Rente werden Änderungen erwartet. Dort ist der Beitragserhalt noch obligatorisch. Aber eine Abkehr von der 100-Prozent-Garantie wird für das nächste Jahr immer wahrscheinlicher. Die Lebensversicherung als Lieblingsanlage der Deutschen gerät somit immer stärker unter Druck. Noch gibt es laut Branchenverband GDV rund 83 Millionen laufende Policen im Land. Damit besitzt jeder Deutsche im Schnitt mehr als einen Vertrag. Diese Zahl ist jedoch seit Jahren rückläufig.

    Mehr Risiko bei der Geldanlage ist unvermeidlich

    Auch das Lieblingsvorsorgeprodukt der Deutschen muss sich der Realität stellen. Mehr Risiko ist dringend notwendig, um überhaupt mit einer nennenswerten Rendite auf die gezahlten Beiträge rechnen zu können. Die Nullzinsphase hat sich schon lange zur Minuszinsphase gewandelt. Die Versicherer haben in den zurückliegenden Jahren bereits immer mehr Produkte mit eingeschränkten Garantien verkauft. Allein die Allianz schloss zuletzt über 90 Prozent der Neuverträge ohne Garantien ab. Die Kunden, die bereit waren, ein etwas höheres Risiko zu tragen, wurden belohnt. In den vergangenen Jahren erhielten sie jeweils eine leicht höhere Rendite als beim klassischen Garantieprodukt. In einer Welt ohne positiven Nominalzins müssen die Altersvorsorge und der Kapitalaufbau neu gedacht werden.

    Corona-bedingte Geldpolitik verschiebt Zinsanstieg

    Privatanleger in Deutschland gelten als Aktienmuffel. Überraschenderweise entdeckten viele während der Corona-Pandemie ihre Vorliebe für risikoreichere Anlagen. Umfragen zufolge wurden im ersten Halbjahr 2020 rund 500.000 neue Wertpapierdepots eröffnet. Insbesondere im März und April häuften sich die Depotneueröffnungen. Allerdings verfügen nach wie vor mit rund zehn Millionen Bundesbürgern gerade einmal zwölf Prozent der Bevölkerung über Aktien. Die breite Masse der Deutschen reagiert auf die Zinsschmelze mit einer gewissen Ratlosigkeit. Statt wie in der Vergangenheit in Sparbriefe oder Termingeld zu investieren, lassen die Anleger das Geld lieber gleich auf dem Girokonto als sogenannte Sichteinlage. Hochrechnungen zufolge bestehen mittlerweile mehr als 28 Prozent des gesamten Geldvermögens aus Bankeinlagen oder Bargeld. Es scheint so, als ob viele Anleger immer noch damit rechnen, dass sich das Zinsniveau zeitnah wieder normalisieren wird. Die Corona-bedingte Geldpolitik verschiebt einen Zinsanstieg allerdings in ganz weite Ferne.

    Kommt die Inflation zurück?

    Nicht ganz so weit entfernt ist dagegen ein Anstieg der Inflation. Zumindest erheben bereits die ersten Beobachter warnend ihre Stimme. Es gehört vermutlich zu den deutschen Eigenarten, in jeder Krise gleich große Inflationsgefahren zu wittern. Die Zentralbank pumpt immer mehr Geld in den Kreislauf. Das muss doch zu mehr Inflation führen oder? Aber mehr Geld allein führt nicht zu Inflation. In der Wirtschaft geht es immer um Angebot und Nachfrage. Inflation entsteht dann, wenn das Angebot an Geld die Nachfrage nach Geld erheblich übersteigt. Laut ökonomischem Lehrbuch führt auch Wachstum über höhere Löhne zu Inflation. Ebenfalls ist die Geldumlaufgeschwindigkeit ein inflationstreibender Faktor. In diesem Punkt scheint die Corona-Pandemie aber bremsend auf die Inflation zu wirken. Die Unsicherheit der Krise führt dazu, dass weniger konsumiert und mehr Geld gespart wird. Viele Volkswirte rechnen frühestens in einigen Jahren mit einem möglichen Anstieg der Inflation.

    Anleger lassen die Sektoren rotieren

    Ohne Inflationsdruck besteht auch für die Notenbank keine Notwendigkeit, ihre Zinspolitik zu ändern. In der Folge wird uns das niedrige Zinsniveau noch lange begleiten. An den Aktienmärkten findet derzeit dagegen eine Sektorrotation statt. Seitdem die ersten erfolgreichen Impfstoffe Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie verbreiten, wechseln Anleger die Sektoren.  Statt der Wachstumsstory der Tech-Konzerne sind nun Substanz- und Industriewerte, die zu Beginn der Krise stärker litten, wieder gefragter. Die Verlierer der Krise sind in den letzten Wochen zu Gewinnern geworden. Davon profitieren natürlich nur jene Anleger, die auch investiert sind. Wer sein Geld dagegen nach wie vor auf dem Girokonto parkt, kann nur von der Seitenlinie aus zuschauen. Noch ist es nicht zu spät. Auch das nächste Jahr bietet noch viele Chancen.


    Markus Richert

    Gastautor Markus Richert ist CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln. Weitere Beiträge von ihm und anderen Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.

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