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    Private Altersvorsorge

    In die eigenen Hände genommen: So schließt sich die Rentenlücke.

    Private Altersvorsorge | 2.12.2020 Drucken

    Garantien führen nicht zwingend zu Sicherheit

    In der Altersvorsorge ergeben Garantien nicht zwingend Sicherheit. Zusätzlich kommt nämlich noch die Inflation ins Spiel.

    Welche Rolle sie zusammen mit Garantien bei langfristigen Sparprozessen einnimmt, erläutern Dr. Stefan Graf und apl. Prof Dr. Jochen Ruß vom Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften im Interview.

    Sie beschäftigen sich aktuell mit Fragestellungen zum Einfluss der Inflation auf die Altersvorsorge. Warum ist dieses Thema derzeit überhaupt relevant, die Inflation ist doch historisch niedrig?

    Ruß: Sie haben Recht, das aktuelle Niveau der Inflation ist eher niedrig. In den vergangenen Jahren haben wir jedoch geldpolitische Maßnahmen in zuvor unbekannter Größenordnung gesehen. Deren Auswirkung auf die Inflation kann natürlich niemand seriös prognostizieren. Es scheint aber klar, dass hierdurch die Unsicherheit der künftigen Entwicklung von Zinsen und Inflation – insbesondere über langfristige Zeiträume wie bei der Altersvorsorge – deutlich gestiegen ist.

    Sie behaupten, dass die Bedeutung der Inflation in der Altersvorsorge beziehungsweise generell für langfristige Sparprozesse meist nicht verstanden wird. Aber gibt es zum Beispiel nicht viele Rentenlückenrechner, die die Inflation berücksichtigen?

    Graf: Ja, die gibt es. Aber die ermitteln nur, wie das voraussichtliche Niveau der Inflation die Rentenlücke vergrößert. Sie berücksichtigen nicht die Unsicherheit der Inflation. Also die Tatsache, dass wir aus heutiger Sicht nicht wissen, wie hoch die Inflation sein wird.

    Aber gegen die Unsicherheit der zukünftigen Inflation kann man doch ohnehin nichts unternehmen.

    Ruß: Ja und nein. Eine vollständige Absicherung gegen diese Unsicherheit zum Beispiel durch inflationsindizierte Anleihen ist sicherlich häufig nur theoretisch möglich, insbesondere bei laufender Beitragszahlung. Aber man kann sich für Altersvorsorgeprodukte entscheiden, die von dieser Unsicherheit weniger stark betroffen sind als andere. Zumindest, wenn man an einen wichtigen langfristigen Zusammenhang glaubt.

    Langfristig korreliert die Aktienrendite mit der Inflation

    Welchen Zusammenhang meinen Sie damit?

    Graf: Den zwischen Aktienperformance und Inflation. Es gibt laufend Änderungen der Inflation und auch Aktienkurse schwanken ständig. Kurzfristig besteht zwischen diesen beiden Größen kaum ein systematischer Zusammenhang. Die langfristig kumulierte Aktienrendite korreliert hingegen positiv mit der langfristig kumulierten Inflation. Wenn also über einen langen Zeitraum eine eher hohe Inflation vorherrscht, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich in diesem Zeitraum Aktien überdurchschnittlich gut entwickeln und umgekehrt. Dieser Zusammenhang gilt natürlich nicht nur für Aktien, sondern auch für andere Assetklassen mit Realwertbezug.

    Woran liegt das?

    Ruß: Die Zusammenhänge sind natürlich komplex, aber man kann es sich stark vereinfacht wie folgt vorstellen: Nach 30 Jahren mit hoher Inflation kostet eine Butterbrezel vielleicht 15 Euro. Nach 30 Jahren mit niedriger Inflation hingegen nur zwei Euro. Das Verhältnis zwischen dem Wert einer börsennotierten Bäckerei und dem Preis einer Brezel sollte aber in beiden Szenarien etwa gleich sein, sofern die Bäckerei in beiden Fällen ähnlich gut gemanagt wird. Dasselbe gilt für das Verhältnis zwischen dem Aktienkurs von Gillette und dem Preis einer Rasierklinge. Wie gesagt: Diese Darstellung ist natürlich stark vereinfacht, aber das Grundprinzip wird hoffentlich deutlich.

    Zwei Risiken im Wechselspiel

    Man sollte also in der Altersvorsorge auf Aktien setzen, weil diese ein geringes Inflationsrisiko aufweisen?

    Graf: Das ist so pauschal natürlich nicht korrekt! Wenn für den Sparer nicht die absolute Anzahl der Euros relevant ist, die er im Alter bekommt, sondern die Kaufkraft dieser Euros, dann sind insbesondere die beiden folgenden Risiken relevant: Da ist einerseits das Risiko von zufälligen Wertschwankungen der Aktien. Dieses Risiko wird höher, wenn die Aktienquote erhöht wird. Andererseits gibt es das Risiko, dass die Wertentwicklung die Inflation nicht ausgleichen kann. Dieses Risiko wird – aus den gerade erläuterten Gründen – geringer, wenn die Aktienquote erhöht wird. Welcher Effekt überwiegt, hängt unter anderem stark von der Volatilität, also den Schwankungen der Aktienmärkte ab.

    Was ergibt sich daraus für Garantieprodukte?

    Ruß: Bei Garantieprodukten, die üblicherweise in der Altersvorsorge zum Einsatz kommen, gehen hohe Garantien mit einer geringen Aktienquote einher. Je höher die Garantie ist, desto geringer wird somit das Risiko, das aus Schwankungen der Aktienmärkte resultiert. Gleichzeitig steigt bei hohen Garantien aber das Inflationsrisiko.

    Hohe Garantie reduziert das Renditepotenzial

    Garantien bringen also nicht zwingend Sicherheit?

    Graf: Korrekt. Wir haben hierzu auch Berechnungen durchgeführt und dabei ein Kapitalmarktmodell verwendet, welches die eben erläuterte langfristige Korrelation berücksichtigt. Ein Ergebnis war, dass gewisse Grundprinzipien, die man zu Chancen und Risiken eigentlich immer voraussetzt, nicht mehr unbedingt gelten, sofern Garantien in Euro ausgesprochen werden, die Chancen und Risiken jedoch in Bezug auf die für den Sparer relevante Kaufkraft gemessen werden. Was nach wie vor gilt, ist, dass eine höhere Garantie das Renditepotenzial reduziert.

    Was gilt hingegen nicht mehr?

    Graf: Dass eine Erhöhung der Garantie das Risiko reduziert, gilt nicht mehr in allen Fällen. Wenn man eine eher geringe Aktienvolatilität unterstellt, dann führt eine Erhöhung der Garantie sogar zu einer Erhöhung des Risikos in Bezug auf die Kaufkraft. Bei hoher Aktienvolatilität oder eher geringer Korrelation wirkt eine Erhöhung der Garantie hingegen auch in Bezug auf die Kaufkraft risikoreduzierend – aber in geringerem Umfang als bei reiner Betrachtung der Eurowerte.

    Konsequenzen für die Reform der Riesterrente

    Was bedeutet das nun für den einzelnen Sparer?

    Ruß: Es bedeutet, dass zu hohe Garantien nicht nur das Renditepotenzial reduzieren, in Zeiten niedriger Zinsen übrigens besonders stark, sondern auch das Risiko in Bezug auf die Kaufkraft zukünftiger Leistungen erhöhen können. Als wir die Ergebnisse unserer Berechnungen gesehen haben, war die Haupterkenntnis, dass in Zeiten niedriger Zinsen Produkte mit abgesenkten Garantien auch für Kunden mit hohem Wunsch oder Bedarf nach Sicherheit geeignet sein können.

    Was leiten Sie hieraus für die Weiterentwicklung der Riesterrente ab?

    Ruß: Ganz eindeutig einen Abschied von der aktuell geforderten 100-prozentigen Beitragsgarantie. Ein Absenken dieses sehr hohen Garantieerfordernisses erhöht nicht nur das Renditepotenzial der Produkte, sondern kann in der relevanten Dimension Kaufkraft sogar die Sicherheit erhöhen.

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