Nachricht an die Redaktion

    Ihre Nachricht an uns


    Mit * markierte Felder, sind Pflichtfelder

    Vorsorgemappe

    Newsletter abonnieren & kostenlose Vorsorgemappe anfordern.

    DIA Update

    Abonnieren Sie den kostenlosen
    Newsletter des DIA.

    Private Altersvorsorge

    In die eigenen Hände genommen: So schließt sich die Rentenlücke.

    Private Altersvorsorge | 4.3.2019 Drucken

    Altersvorsorge in elf Minuten

    Das Berliner Startup Vantik startete Mitte Februar die nach eigener Aussage „erste komplett mobile und flexible Altersvorsorge in Europa“. Ein Gespräch mit den beiden Gründern Lara Hämmerle und Til Klein über ihren etwas anderen Blick auf die Altersvorsorge in Zeiten von Smartphone und Social Media.

    Sie versprechen Altersvorsorge in elf Minuten. Wer, glauben Sie, ist empfänglich für einen solch schnellen Abschluss? Üblicherweise dauert Beratung ja ein ganzes Weilchen länger.

    Lara Hämmerle und Til Klein von VantikTil Klein: Wir richten uns damit an eine Generation, für die sind elf Minuten schon ziemlich lange. Diese Generation lebt aus dem Newsfeed von Social Media, durch den sie schnell durchscrollt. Sie orchestriert ihr Leben mit dem Smartphone. Daher hat sie auch eine entsprechende Erwartungshaltung. Von traditionellen Altersvorsorgeanbietern wird diese Erwartung nicht erfüllt. Wir bieten eine Altersvorsorge, die komplett mit dem Smartphone abgeschlossen und verwaltet werden kann.

    Lara Hämmerle: Wir haben den Ehrgeiz, alles einfach und verständlich zu halten. Man kann ein Konto eröffnen, ohne gleich viel Geld einzahlen zu müssen. Das macht die Entscheidung einfacher. Jeder kann sich alles erst einmal anschauen und ausprobieren, ohne sich auf Jahre zu binden.

    Altersvorsorge ist nach landläufiger Meinung ein Verkäufermarkt, sprich Menschen brauchen einen Anstoß. Wie gewinnen Sie Interessenten für Ihr Angebot?

    Lara Hämmerle: Wir nutzen den Vorteil der Digitalakquise, sprechen junge Menschen anders an, in ihrer Sprache, auf ihren Kanälen. Online erreichen wir viele gleichzeitig. Wir brauchen dabei nicht zu erklären, dass man etwas tun muss fürs Alter. Das weiß eigentlich jeder. Es scheitert jedoch häufig an der nötigen Entscheidung für eines der vielen Angebote. Außerdem empfiehlt die schon bestehende Community Vantik weiter. Das sind zum einen die Nutzer der Beta-Version und zum anderen die Interessenten, die sich vorab auf unserer Webseite anmelden konnten.

    „Die Kunden haben viele Hinweise gegeben.“

    Diese Community hat bereits an der Entwicklung mitgewirkt. Welche Vorschläge kamen von den Nutzern?

    Til Klein: Zum Beispiel haben uns Kunden geschrieben, „Ihr bucht immer kurz vor dem Gehaltseingang die Rate ab. Lässt sich das nicht individuell einstellen?“ Nach diesem Anstoß haben wir ein Feature gebaut, mit dem jeder Sparer selbst den Abbuchungstermin wählen kann. Viele Hinweise gab es auch zur Verständlichkeit der Beschreibungen auf der Webseite.

    Der weltweit anlegende Vantik-Fonds, die Basis des Altersvorsorgeprodukts, nutzt Indexfonds. Das macht die Kosten für die Sparer vergleichsweise günstig. Ein solcher Fonds braucht aber schon am Start ein gewisses Volumen.

    Til Klein: Daher haben wir einen schon bestehenden Fonds übernommen und dessen Anlagestrategie auf die Bedürfnisse unserer Kunden angepasst. So war schon etwas Seed Money im Portfolio. Kunden zahlen maximal ein Prozent des Volumens an laufenden Kosten. Bis der Fonds eine ausreichende Größe erreicht hat, um alle Kosten daraus selbst zu tragen, übernimmt Vantik die darüber hinaus gehenden Kosten.

    „Der Kapitalpuffer wirkt ähnlich wie eine Garantie.“

    Für die Kapitalanlage gibt es zwar keine harte Garantie, aber einen Sicherheitsmechanismus in Form eines Puffers für Marktschwankungen. Wie funktioniert dieser Mechanismus?

    Til Klein: Ein Prozent des Beitrages fließt in den Puffer. Mit Hilfe einer Monte-Carlo-Simulation ermitteln wir den Value at Risk. Daraus leiten wir den jeweiligen Kapitalbedarf ab, mit dem zukünftige Verluste mit einer ziemlich hohen Wahrscheinlichkeit aufgefangen werden können. Das ist natürlich keine harte Garantie wie bei einer Lebensversicherung. Letztendlich wirkt der Puffer aber ähnlich. Für die Verwahrung des Pufferkapitals gründen wir gerade eine unabhängige Stiftung. So ist dieses Kapital unabhängig vom Unternehmen langfristig gesichert.

    Wie läuft die Auszahlungsphase ab? Dazu finden sich auf der Homepage von Vantik keine Aussagen.

    Lara Hämmerle: Für die junge Generation ist Altersvorsorge nicht mehr gleich und ausschließlich Rente. Die Biografien verlaufen inzwischen ganz anders. Heute fängt niemand mehr mit 20 in einem Konzern an und bleibt dort bis zu Rentenbeginn. Auch die Vorstellung, schon heute einen festen Zeitpunkt für das Ende der beruflichen Karriere zu vereinbaren, ist nicht mehr zeitgemäß. Daher braucht es eine sehr flexible Auszahlung. Bislang sind Einmalzahlungen zum jeweils gewünschten Termin vorgesehen.

    Til Klein: Aber wir schaffen demnächst auch Möglichkeiten von ratierlichen Auszahlungen oder Kombinationen von Einmalzahlung und Raten. Dazu sind wir gerade mit potenziellen Partnern im Gespräch, die die biometrischen Risiken übernehmen, so dass künftig auch eine lebenslange Rentenzahlung zu den Optionen gehört wird, sollte das von den Sparern gewünscht sein. Bis die ersten größeren Auszahlungen anstehen, wird es dafür verschiedene Lösungen geben.

    „Wir machen Altersvorsorge verschenkbar.“

    Was steht noch auf der Agenda?

    Lara Hämmerle: Wir machen Altersvorsorge verschenkbar. Damit Eltern oder Großeltern zum Beispiel die Altersvorsorge anstoßen können. Dazu haben wir einen Gutschein entwickelt. Wir gehen damit einen völlig neuen Weg, weg von der klassischen Lösung, dass ein Berater oder Versicherer den Sparer zum Abschluss eines Altersvorsorgevertrages bringt.

    Wie wollen Sie die Gutscheine unter die Leute bringen?

    Til Klein: Die Gutscheine können über unsere Webseite bestellt werden. Künftig sollen sie aber auch an der Tankstelle oder in der Drogerie angeboten werden, so wie die Prepaidkarten zum Telefonieren. Der QR-Code muss einfach abfotografiert werden und sofort startet der Prozess zum Einrichten des Kontos einschließlich des Guthabens, das verschenkt worden ist. Aber wir haben noch eine Menge weiterer unkonventioneller Ideen. Unsere SmartRente zum Beispiel.

    Was verbirgt sich hinter diesem Begriff?

    Lara Hämmerle: Das Altersvorsorgekonto wird mit dem Bankkonto verknüpft. Der Sparer kann dann ein Ziel vorgeben und eine Regel, nach der Geld automatisch überwiesen wird.

    „Die SmartRente kann viel mehr.“

    Das geht mit einem Abbuchungsauftrag heute schon.

    Lara Hämmerle: Die SmartRente kann viel mehr. Zum Beispiel immer dann Geld einzahlen, wenn ein bestimmter Kontostand überschritten wird, oder einen festgelegten Prozentsatz des Einkommens im Monat. Das Konto ließe sich aber auch mit der Fitness-App verbinden. Wenn der Träger des Armbandes dreimal die Woche joggen war, folgt als Belohnung eine Einzahlung aufs Rentenkonto. Der guten Tat für die Gesundheit und ein langes Leben folgt dann die gute Tat für die Vorsorge. Wir bekommen damit Elemente von Gamification in die Altersvorsorge. Damit verliert Altersvorsorge auch ein Stück weit den Ruf, langweilig und dröge zu sein.

    Til Klein: Altersvorsorge wird so ein Produkt, mit dem sich Sparer regelmäßig beschäftigen. Allein schon deswegen, weil das Konto auf dem Mobiltelefon liegt. Altersvorsorge fühlt sich doch derzeit so an, als ob man heute eine Diät macht, aber erst in 30 Jahren Gewicht verliert. Das wollen wir ändern. Zum Beispiel indem die Kunden sich Meilensteine setzen können. Wir kennen das von den Schrittzählern in Fitness-Apps. Wenn man am Tag 10.000 Schritte läuft, nimmt man zwar noch kein Gramm ab, fühlt sich aber gut, weil man etwas für seine Gesundheit getan hat.

    Lara Hämmerle: Außerdem werden wir natürlich noch Apps entwickeln und damit zur browsergestützten Lösung eine Alternative anbieten. Auch an der Möglichkeit, die Altersvorsorge für Kinder unter 18 Jahren einzurichten, arbeiten wir.

    Vantik zielt nach eigenen Angaben besonders auf Selbstständige, für die künftig eine Absicherungspflicht gelten soll. Aber dort überwiegen nicht die jungen Internetnutzer. Bei der neuen Pflicht zur Vorsorge denkt der Gesetzgeber eher an Kurierfahrer und Kioskbesitzer.

    Til Klein: Zu diesem Kreis gehören aber auch hochbezahlte Spezialisten und  Programmierer.

    „Das Angebot ist passgenau für Selbstständige.“

    Für die ist die neue Absicherungspflicht doch nicht gedacht. Die sind in der Regel schon abgesichert.

    Til Klein: Das kommt darauf an. Einige sicherlich, andere haben es vielleicht schleifen lassen. In einem Punkt ist unser Angebot gerade für die Selbstständigen äußerst passgenau. Sie haben nämlich in der Regel kein gleichmäßiges Einkommen. Das Einkommen ist mal hoch, wenn es gut läuft. Es gibt aber auch schlechtere Zeiten. Für sie ist Flexibilität also unheimlich wichtig. Unter unseren bisherigen Nutzern sind daher auch überproportional viele Selbstständige.

    Lara Hämmerle: Das Verhalten der Selbstständigen unter unseren bisherigen Nutzern bestätigt den flexiblen Ansatz. Sie haben in der Regel eine vergleichsweise kleine kontinuierliche Monatsrate. Dazu nehmen sie immer wieder größere Einmalzahlungen vor. Die jetzige Diskussion über die Absicherung der Selbstständigen, die auf ganz bestimmte Absicherungsformen hinausläuft, ist schon wieder zu eingeengt. Man will ihnen zu viel vorschreiben, aber sie haben doch gerade die Selbstständigkeit gewählt, um selbst entscheiden zu können.

    Til Klein: Außerdem sind Sparer viel vernünftiger, als die Politik oft glaubt. Wir haben unseren Kunden die Frage gestellt, ob sie selbst verhindern möchten, jederzeit ans Geld zu kommen und wenn ja, wie lange eine solche Sperre dauern sollte. Was kam dabei heraus? Die Sparer würden das Geld freiwillig viel länger festlegen, als wir vermutet hatten. Aber es macht gerade für die junge Generation einen großen Unterschied, ob es vorgeschrieben wird oder die Kunden selbst entscheiden können.

    Nachricht an die Redaktion

    Senden Sie Hinweise, Lob oder Tadel zu diesem Artikel an die DIA Redaktion.

    Nachricht an die Redaktion

    Haben Sie Anmerkungen oder Fragen zu diesem Beitrag? Schreiben Sie uns gern! Wir freuen uns auf Ihre Nachricht.

      Ihre Nachricht an uns


      Mit * markierte Felder, sind Pflichtfelder

      Artikel teilen

      [contact-form-7 404 "Nicht gefunden"]
      Ausgewählte Artikel zum Thema

      Was macht Alexa besser als Herr Kaiser?

      Anders gefragt: Digital ganz normal künftig auch in der Altersvorsorge? Was verändert sich durch Fintechs, Chatbots und Online-Plattformen? Damit befasste sich das jüngste DIA-Forum in Berlin. Ist der Finanzberater ein Auslaufmodell? Wie verändert künstliche Intelligenz die Beratung und Planung der Altersvorsorge? Konkurrenz oder Kooperation – wie gehen etablierte Banken und Versicherer mit den aufstrebenden Fintechs […]

      Artikel lesen
      Vorsorge-Cockpit

      Fintech legt mit Online-Rentenkonto vor

      Mit der Freischaltung seines digitalen Vorsorge-Cockpits legt das Berliner Fintech fairr.de auf dem Weg zu einem Online-Rentenkonto in Deutschland schon mal eine eigene Lösung vor. Lange bevor die Politik Entscheidungen dafür trifft. Das Vorsorge-Cockpit ermöglicht eine säulenübergreifende Rentenprognose auf der Basis der aktuell vorliegenden Daten aus privaten und betrieblichen Vorsorgeverträgen sowie der gesetzlichen Rentenversicherung. „Zwei […]

      Artikel lesen
      Alexander Kihm fairr.de

      Plädoyer für dezentrale Rentenkonten

      Mit seinem Vorsorge-Cockpit bietet das Berliner Fintech fairr.de allen Interessierten eine Möglichkeit, übersichtlich künftige Altersvorsorgeleistungen darzustellen. Alexander Kihm, Leiter der Produktentwicklung, erläutert seine Ideen zur Etablierung eines Online-Rentenkontos in Deutschland. Da Sie auf eigene Faust vorangehen, darf vermutet werden, dass Sie dezentralen Lösungen den Vorzug vor einer einheitlichen Plattform geben. Worin sehen Sie darin die […]

      Artikel lesen