Gender Pay Gap: Frauen haben das Nachsehen
Je größer die Erwerbsbeteiligung von Frauen ist, desto höher fällt tendenziell die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern aus. Das zeigt eine DIW-Studie zum Gender Pay Gap in Europa.
Diese aktuelle Auswertung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) belegt, dass der Gender Pay Gap in Deutschland besonders gravierend ist.
Insbesondere im Vergleich zu nordeuropäischen Staaten haben deutsche Frauen beim Lohn ganz klar das Nachsehen. Gegenüber männlichen Beschäftigten verdienten sie gut ein Fünftel (20,1 Prozent) weniger. Laut Studie hat sich diese Differenz in den letzten 15 Jahren kaum verändert. Dieser Wert und die Analyse beziehen sich auf das Jahr 2019 und damit auf die aktuell jüngsten verfügbaren Daten.
Die Analyse zeigt, dass – zumindest im europäischen Blickwinkel – höhere Frauenerwerbsquoten auch zu einem größeren Gender Pay Gap führen. Das resultiert daraus, dass bei größerer Erwerbsbeteiligung auch die Einkommen von gering verdienenden Frauen einfließen. In Deutschland gehen fast drei Viertel (74,3 Prozent) der Frauen einer Erwerbstätigkeit nach. Insgesamt gibt es in Europa gerade einmal 14 Staaten, die ähnlich hohe oder sogar noch höhere Erwerbsquoten bei Frauen aufweisen. Im Gender-Pay-Gap-Ranking liegt Deutschland zusammen mit Tschechien auf dem drittletzten Platz. Nur in Österreich und Estland stehen die Frauen noch schlechter da.
Nordeuropäische Länder mit deutlich positiverer Bilanz
Viel positiver fällt die Gender-Pay-Differenz in nordeuropäischen Ländern aus. Doch hier korreliert sie nicht mit der Erwerbsbeteiligung. So verzeichnet beispielsweise Schweden „nur“ einen Gender Pay Gap von gut zwölf Prozent, bei 81 Prozent Frauenerwerbsquote. Auch in den skandinavischen Ländern Dänemark, Norwegen und Finnland sind Frauen öfter erwerbstätig als in Deutschland. Aber auch dort fällt die Lohnlücke gegenüber Männern oft deutlich geringer aus. Die Studie weist darauf hin, dass in diesen Ländern der Stellenwert der Frau und ihrer Arbeit gesellschaftlich, politisch und sozial anders bewertet wird als in Deutschland. Das spiegle sich auch in einer entsprechenden Gesetzgebung zur Familienpolitik wider.
Neue Ansätze und alte Konstrukte in Deutschland
Zwar gibt es hierzulande beispielsweise mit Elterngeld, Kita-Ausbau, Pflegegeld oder Frauenquoten in gehobenen beruflichen Positionen durchaus Bemühungen und richtige Ansätze, die finanzielle Situation und den Zugang zur Erwerbsbeteiligung für Frauen zu verbessern. Doch solange an anderen traditionellen Konstrukten wie etwa dem Ehegattensplitting im Steuerrecht festgehalten wird, dürfte die Einkommens-Gleichstellung nach Einschätzung der Studienautoren schwer vorankommen.
Aus der Lohnlücke wird eine Rentenlücke
Wer im Erwerbsleben weniger verdient, der muss im Ruhestand auch mit geringeren Renten auskommen. Dazu kommen unterbrochene Erwerbsbiographien. Diese treten unter anderem aufgrund von Kindererziehung oder familiärer Pflege häufiger bei Frauen auf. In der gesamten Europäischen Union erhalten Frauen im Schnitt geringere Renten als Männer. Durchschnittlich beträgt der Gender Pension Gap EU-weit rund 29 Prozent. Somit fällt die Differenz in der Rente fast doppelt so hoch aus wie beim Einkommen während des Arbeitslebens. Da liegt die Lohnlücke im EU-Durchschnitt bei knapp 15 Prozent. Am höchsten ist der Gender Pension Gap in Luxemburg. Frauen beziehen dort im Schnitt eine um 44 Prozent niedrigere Rente als Männer. In Deutschland beträgt diese Lücke 36 Prozent. Die geringsten Differenzen zwischen den Rentenbezügen von Frauen und Männern sind in Ungarn, Dänemark und Estland zu verzeichnen.
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