Keine Kinder = keine Enkel
Die Relationen zwischen den erwerbsfähigen und rentenberechtigten Personen lassen sich bereits heute für die nächsten Jahre oder gar Jahrzehnte verhältnismäßig genau voraussagen.
Doch oftmals werden die offensichtlichen demografischen Entwicklungstendenzen gar nicht wahrgenommen. Viel lieber klammern Politik und Öffentlichkeit an der Hoffnung, den demografischen Wandel noch aufhalten zu können.
„Handlungsbedarf besteht deswegen auf mittlere Sicht vor allem bei der Anpassung an den demografischen Wandel“, so Joachim Ragnitz, Wirtschaftswissenschaftler am ifo Institut – Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V. In der aktuellen Studie „Keine Kinder = keine Enkel: Zur Langfristigkeit demografischer Entwicklungen“ des ifo-Instituts untersucht Joachim Ragnitz verschiedene Lösungsmöglichkeiten, sich dem demografischen Wandel anzupassen. Hierzu wurden anhand von Daten aus dem Jahre 2015 Modellberechnungen durchgeführt, die den Wandel der Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten nahezu genau zeigen.
Rapides Schrumpfen der Bevölkerung
Die Bevölkerung in Deutschland wird etwa bis zum Jahr 2030 noch konstant bleiben, dann jedoch rapide schrumpfen. Grund dafür ist das dann beginnende Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge der 1950er und 1960er. Verstärkt durch die unter dem Bestandserhaltungsniveau liegende Geburtenrate von 1,5 Kinder pro Frau. So kommen auf 100 Personen im gebärfähigen Alter lediglich 75 Kinder, in der nächsten Generation wiederum nur noch 56 Kinder. Wie die Berechnungen zeigen, ist eine solche Bevölkerungsdynamik bei der aktuellen Situation unumgänglich.
Zuwanderung als Lösung des Problems?
Zuwanderungen können zwar kurzfristig dem Rückgang der Bevölkerung durch direkten Einfluss auf die Bevölkerungszahl sowie die Geburtenrate entgegenwirken, auf lange Sicht jedoch altern auch diese und haben dann den umgekehrten Einfluss auf den Altenquotienten. Zwar könnte eine Zuwanderung von 100.000 pro Jahr die Abnahme der Bevölkerung mildern, aber nicht vermeiden. Das Problem der Nachhaltigkeit der umlagefinanzierten Sozialversicherungssysteme würde weiterhin bestehen bleiben.
Von der Vergangenheit bestimmt
Eine Steigerung der Geburtenrate würde sich zunächst kaum bemerkbar machen, da die geburtenschwachen Jahrgänge nicht einfach ausgeglichen werden können. Sie hätte erst dann einen positiven Effekt, wenn die Kinder selbst ins erwerbsfähige Alter kommen. Dies hätte also erst langfristig den gewünschten Erfolg, frühestens ab dem Jahr 2035. Die demografische Entwicklung der nächsten Jahre ist zu einem großen Teil von der Vergangenheit geprägt. Diese lässt sich nicht einfach ändern.
Fazit: Anpassung an den demografischen Wandel
Die negativen Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Bevölkerungsdynamik lassen sich weder durch familienpolitische Maßnahmen noch durch verstärkte Zuwanderung vermeiden. Dennoch sind eine Steigerung der Geburtenrate sowie eine verstärkte Zuwanderung unumgänglich. Zudem müssen die zunehmenden Kosten gerecht und gleichmäßig auf die erwerbstätige Generation aufgeteilt oder eine höhere Belastung der Rentner in Erwägung gezogen werden.
Es mangelt also keinesfalls an Lösungsansätzen, besser mit den Herausforderungen des demografischen Wandels umzugehen, sondern ist vielmehr ein Problem der Umsetzung in der Politik und Gesellschaft. Die Gefahr besteht darin, dass auch in dieser Legislaturperiode keine Lösung der Probleme gelingt. Aufgrund von kurzfristigem Denken und Orientierung der Politik an den Wählerstimmenmehrheiten.
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