Verschuldung erklimmt einen Rekordstand
Die öffentliche Verschuldung in Deutschland verzeichnet einen neuen Rekordstand. Somit kommen zu privaten Finanzsorgen künftig gesellschaftliche Herausforderungen hinzu. Das liegt vor allem an zusätzlichen Ausgaben im Zuge der Corona-Pandemie.
Nach Jahren halbwegs stabiler Haushaltsverhältnisse ist die öffentliche Verschuldung in Deutschland im Jahr 2021 wieder deutlich gestiegen. Damit verringern sich künftig Handlungsspielraum und Investitionsbudgets der öffentlichen Hand. Zumal Inflation, Energiekrise, Corona-Herbst und andere Faktoren weitere Belastungen für die öffentlichen Haushalte mit sich bringen dürften.
Pro Kopf lasten auf jedem Einwohner nunmehr 27.922 Euro. Binnen Jahresfrist hatte sich somit die öffentliche Verschuldung pro Kopf um 1.782 Euro erhöht. Die gesamte öffentliche Verschuldung stieg vom Jahresende 2020 zum Jahresende 2021 um 6,8 Prozent. Die Neuverschuldung lag insgesamt bei 148,3 Milliarden Euro. Die Statistiker haben die Pro-Kopf-Verschuldung für Bund, Länder und Kommunen separat ausgewiesen.
Das Statistische Bundesamt hat die Zahlen dazu unlängst veröffentlicht. Der öffentliche Gesamthaushalt war demzufolge zum Jahresende 2021 mit rund 2,32 Billionen Euro verschuldet. Die Behörde verwies darauf, dass dies der höchste jemals in der öffentlichen Schuldenstatistik verzeichnete Wert ist. Summiert sind darin die Schuldenstände von Bund, Ländern, Gemeinden und Gemeindeverbänden sowie die Sozialversicherung einschließlich verschiedener Extrahaushalte. Den Hauptgrund für die höchste öffentliche Verschuldung sehen die Statistik-Experten in den hohen Ausgaben, die zur Bewältigung der Corona-Pandemie getätigt wurden. Dies gelte insbesondere beim Bund, aber auch für einzelne Bundesländer.
Großer Schuldenanstieg beim Bund
Von der öffentlichen Gesamtverschuldung entfällt mit rund 1,55 Billionen Euro der größte Teil auf den Bund. Auch der prozentuale Anstieg war hier am höchsten. Gegenüber 2020 beträgt der Anstieg 10,3 Prozent beziehungsweise 145 Milliarden Euro. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl Deutschlands belasten allein die Schulden des Bundes mit einem Betrag von 18.627 Euro jeden Einwohner. 2020 lag der Vergleichswert noch bei 16.884 Euro. Die Verschuldung der Länder stieg gegenüber dem Vorjahr eher marginal um 0,4 Prozent. Diese zusätzlichen 2,5 Milliarden Euro summierten den Schuldenberg der Länder auf 638,5 Milliarden Euro. Der damit verbundene individuelle Schuldenstand pro Kopf betrug 7.680 Euro.
Bremen einsam an der Spitze
Der Grad öffentlicher Gesamtverschuldung ist regional unterschiedlich. In den Stadtstaaten liegt er am höchsten. Das gilt vor allem für Bremen. Auf den dort lebenden Hanseaten lasten im Schnitt 53.834 Euro. Damit liegt der nördlichste Stadtstaat einsam an der Spitze. Dennoch gelang ein deutlicher Rückgang gegenüber 2020, als die Pro-Kopf-Verschuldung mit 58.035 Euro noch fast 5.000 Euro höher ausfiel. In Hamburg liegen die Vergleichswerte bei 19.106 Euro und in Berlin bei 16.897 Euro.
Bayern und Sachsen glänzen
Die höchste öffentliche Pro-Kopf-Verschuldung unter den Flächenländern weist im Jahr 2021 das Saarland mit 14.811 Euro aus. Die niedrigsten Werte wurden für die Freistaaten Bayern (1.512 Euro) und Sachsen (1.554 Euro) ermittelt. Auf kommunaler Ebene zeigen sich insbesondere im Westen höhere Verschuldungen. Das gilt vor allem für die Kommunen in Rheinland-Pfalz mit 3.031 Euro, fürs Saarland mit 2.918 Euro und Nordrhein-Westfalen mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 2.833 Euro. Die geringste kommunale Pro-Kopf-Verschuldung weisen Sachsen (549 Euro) und Brandenburg (567 Euro) auf. Insgesamt ist die kommunale Verschuldung gegenüber 2020 um 794 Millionen Euro auf 134,2 Milliarden Euro gestiegen. Die daraus resultierende Pro-Kopf-Verschuldung beläuft sich somit auf 1.744 Euro. Zudem stieg die Verschuldung der Sozialversicherung Ende 2021 nur leicht auf 45 Millionen Euro und liegt damit lediglich bei rund einem halben Euro pro Kopf.
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