Was sagen Kennzahlen über Fonds aus?
Investmentfonds sind ein beliebtes Anlageinstrument für den Vermögensaufbau und die Altersvorsorge. Doch die genaue Anzahl der in Deutschland zugelassenen Produkte ist gar nicht richtig bekannt.
Schätzungen schwanken irgendwo zwischen 30.000 oder sogar 40.000 Fonds. Die Vielfalt ist also enorm. Das gilt zum einen für die Anlageklassen, aber auch für Regionen, Branchen und Themen. So begrüßenswert das breite Angebot auch sein mag: Die Vielfalt des Fondsangebots macht es Anlegern und Beratern zunehmend schwer, das passende Finanzprodukt auszuwählen. Auf welche Kennzahlen gilt es zu achten, welche Informationen stellen eine wichtige Auswahlhilfe dar?
„Fondsratings können aus unserer Sicht nur eingeschränkt helfen, den richtigen Fonds zu finden“, erklärt Professor Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board (FPSB) Deutschland. „Einen einheitlichen Bewertungsmaßstab, den alle Ratingagenturen verwenden, gibt es nicht.“ Wie ein Fonds abschneidet, hängt von den speziellen Beurteilungskriterien einer bestimmten Agentur und auch oft von der subjektiven Einschätzung und den Fähigkeiten des Analysten ab. Deshalb kommen unterschiedliche Agenturen nicht selten zu recht verschiedenen Ergebnissen.
Sharpe Ratio als Risikomaß
Das bedeutet, Anleger kommen nicht umhin, selbst aussagekräftige Kennzahlen zu recherchieren und zu vergleichen. Die Datenblätter enthalten nützliche Informationen, die eine wichtige Stütze bei der Entscheidungsfindung sein können. Dazu zählt die Kennziffer Sharpe Ratio. Sie gibt Auskunft darüber, wie viel Risiko ein Fondsmanager in Relation zur erzielten Rendite eingegangen ist. „Anleger sollten beachten: Je höher die Sharpe Ratio, desto besser ist das Verhältnis vom Ertrag zum Risiko“, erläutert Tilmes. Wenn die Sharpe Ratio beispielsweise über eins liegt, heißt das, dass der Ertrag des Fonds mit einem relativ geringen Risiko erwirtschaftet wurde.
Volatilität als Schwankungsanzeige
Auch der maximale Verlust, in der Fachsprache Maximum Drawdown genannt, ist für Anlageprofis eine wichtige Information. Diese Kennzahl gibt an, wie hoch der stärkste prozentuale Wertrückgang innerhalb eines Zeitraums in der Vergangenheit war. Viel beachtet ist außerdem die Volatilität. Sie ist allgemein ein Maß für das Risiko einer Kapitalanlage und verrät, wie stark der Wert eines Fonds in einem bestimmten Zeitraum in der Vergangenheit um seinen Mittelwert schwankte. Eine hohe Volatilität ist ein Hinweis darauf, dass die Anlage mehr Risiken birgt.
Historische Performance wenig aussagekräftig
Die historische Performance eines Fonds sollte dagegen nur eine untergeordnete Rolle spielen. „Die bisherigen Leistungen des Fondsmanagers können nur einen sehr begrenzten Hinweis auf die zukünftige Wertentwicklung geben“, warnt Tilmes, der neben seiner Vorstandstätigkeit auch Academic Director Finance & Wealth Management an der EBS Executive School, Oestrich-Winkel, ist. Die Zahlen der Vergangenheit sind zwar ein Anhaltspunkt dafür, wie sich ein Fonds in Zukunft verhalten könnte, aber keinerlei Garantie.
Active Share ist umstritten
Unter Fondselektoren umstritten ist die Aussagekraft der Kennziffer Active Share, die den Aktivitätsgrad von Fondsmanagern verdeutlicht. So bildet ein Fonds mit einem Active Share von null Prozent den Vergleichsindex identisch ab. Je höher der Wert, desto geringer sind die inhaltlichen Überschneidungen mit seinem Referenzindex. Untersuchungen zeigen jedoch, dass Fonds mit hohem Active Share nicht notwendigerweise besser abschneiden als vergleichbare Produkte mit niedrigerem Wert. „Die Gefahr besteht vielmehr darin, dass ein sehr aktives Handeln auch das Risiko des Fonds insgesamt sowie die Kosten erhöht“, gibt Tilmes zu bedenken. Aktive Fondsmanager, die sich von der jeweiligen Benchmark entfernen, seien nicht automatisch die besseren Fondsmanager.
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