USA und China – ein Treffen mit positiven Signalen
Die USA und China gelten nicht erst seit einigen Monaten als Rivalen. Doch seitdem ein chinesischer Spionageballon die Vereinigten Staaten im vergangenen Februar überflog und letztlich abgeschossen wurde, hatten die Beziehungen der beiden Staaten einen neuen Tiefpunkt erreicht.
Aber: Trotz aller Rivalität und der durchaus kämpferischen Rhetorik brauchen beide Volkswirtschaften einander. Erst kürzlich besuchte Chinas Präsident Xi Jinping die USA. Die Ergebnisse lassen hoffen – für die Welt, aber auch für die US-Börse.
Noch 2022 lag das Handelsvolumen von China und den USA bei 760 Milliarden US-Dollar. Die ökonomischen Verflechtungen sind also durchaus groß. Auch bestehen wechselseitige Interessen. China hat ein Interesse an Investitionen aus den USA und wünscht sich insbesondere im Hightech-Bereich Impulse. Im Gegenzug ist auch die US-Volkswirtschaft auf Importe aus China angewiesen. Hinzu kommt, dass wichtige Grundstoffe für das Opioid Fentanyl, das in den USA eine Suchtkrise ausgelöst hat, aus China stammen. Die US-Regierung verfolgte beim Treffen mit Xi erfolgreich das Ziel, diese Exporte einzudämmen und so die Opioidkrise innerhalb der USA zu lindern.
Märkte weltweit profitieren
Auch wollen die Streitkräfte beider Nationen inzwischen wieder den direkten Kontakt aufnehmen. Derartige Kommunikationskanäle gelten als wichtig, um Missverständnisse oder auch Unfälle zu vermeiden. Flugzeuge beider Mächte waren sich in den vergangenen Monaten immer wieder nahegekommen.
Der Grundtenor des Treffens zwischen US-Präsident Joe Biden und Xi ist, dass der Wettbewerb nicht zu einem offenen Konflikt werden darf. Selbst über Taiwan sprachen die beiden Staatsführer. Zwar blieben beide Präsidenten bei ihrer Haltung, hörten sich aber zumindest zu. Diese Entwicklungen sind nicht nur für den US-Aktienmarkt, sondern für die Märkte weltweit positiv. Noch vor dem Treffen in San Francisco standen die Zeichen zwischen China und den USA auf Konfrontation oder zumindest eine Form des kalten Krieges. Auf Basis der Ergebnisse der jüngsten Gespräche könnte jetzt gar eine Annäherung erfolgen.
US-Börse: China-Risiken schwinden
Für die Weltwirtschaft und insbesondere für US-Unternehmen wäre das eine gute Nachricht. Sie würde in einer Phase der Regionalisierung von Lieferketten und wachsenden Autarkie-Bestrebungen für eine Art Atempause sorgen. Zumindest der Status quo der Handelsbeziehungen zwischen China und den USA scheint damit gesichert. Von dieser Arbeitsteilung profitieren beide Volkswirtschaften. Vorübergehend sind die Gefahren, dass China bei Rohstoffexporten auf die Bremse tritt oder kleinteiliger Protektionismus die Wirtschaften beider Länder in einer ohnehin schwierigen Phase hemmt, wohl vom Tisch. Zudem unterstreicht das Ergebnis des Gipfeltreffens an der US-Westküste, dass die USA noch immer mächtig genug sind, um auch den schärfsten Rivalen auf dem internationalen Parkett an den Verhandlungstisch zu bringen. Die Vereinigten Staaten sind dank ihrer technologischen Überlegenheit, ihrer kaufkräftigen Konsumenten und auch der mächtigsten Streitmacht der Welt eine Volkswirtschaft, mit der sich zu verhandeln lohnt.
US-Unternehmen erhalten mehr Planungssicherheit
Unternehmen aus den USA haben dank der jüngsten Entwicklung sicherlich mehr Planungssicherheit gewonnen. Hinzu kommt die Perspektive, dass die Phase des Protektionismus langfristig sogar wieder enden könnte, sich zumindest aber ein wenig abschwächen dürfte. Da US-Unternehmen technologisch überlegene Produkte sowie starke Marken mit dem gewissen Etwas bieten, ist die jüngste Entspannung zwischen China und den USA positiv für die US-Börse. Doch auch Chinas Wirtschaft dürfte profitieren – eine Volkswirtschaft wie die USA als Partner und nicht als Gegner zu haben, zahlt sich langfristig aus. Für Anleger sind die jüngsten Entwicklungen damit äußerst erfreulich.
Gastautor Dr. Markus C. Zschaber ist Gründer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft in Köln. Weitere Beiträge von ihm und anderen Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.
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