„Der Zinsgipfel liegt inzwischen hinter uns“
Welches wirtschaftliche Umfeld können wir 2024 erwarten? Franz Kaim von der Kidron Vermögensverwaltung GmbH wagt einen Blick voraus.
In den vergangenen Jahren waren die Blicke der Anleger vor allem auf die Inflation gerichtet. Müssen sie weiter zittern? Ist der Zinsgipfel schon erreicht?
Die gute Nachricht ist sicherlich, dass die Notenbanken mit ihrer aggressiven Zinswende die Inflation ein gutes Stück nach unten gebracht haben. Ich gehe aktuell davon aus, dass die Teuerungsrate in nächster Zeit weiter zurückgehen wird. Aber es wird womöglich noch etwas dauern, bis wir die Zielmarke der Notenbanken von zwei Prozent erreicht haben.
Was bedeutet das für die Wirtschaft?
Das sind zunächst einmal gute Nachrichten. Man muss bedenken, dass wir Arbeitskräftemangel haben und die Löhne steigen. Wenn die Inflation nun sinkt, erhöht das die Kaufkraft der Verbraucher.
Gleichzeitig droht aufgrund der Zinserhöhungen aber eine Rezession…
Zwar preisen die Märkte aktuell ein Soft Landing ein, also eher eine konjunkturelle Abkühlung und keine Rezession, dennoch werden wir, da durch die Zinsen die Finanzierungskosten stark gestiegen sind, mit einem schwächeren Wachstum rechnen müssen. Das kann die Unternehmensgewinne beeinträchtigen, weshalb es vor allem für Aktien und bei Hochzinsanleihen noch einmal turbulent werden kann.
Das Umfeld für Unternehmen ist nicht schlecht
Ist denn im kommenden Jahr auch mit fallenden Zinsen zu rechnen?
Beim Blick auf die Inflation bin ich optimistisch. Die Notenbanken dürften mit ihren Zinserhöhungen fertig sein. Davon ist auch deshalb auszugehen, weil die Geldpolitik auf die aktuell noch vorhandenen Inflationstreiber wie Energiepreise und Löhne keinen direkten Einfluss hat. Aber die Zinsen werden längere Zeit auf dem erhöhten Niveau bleiben. Mit einer Senkung sollten Anleger frühestens im Laufe der zweiten Hälfte des kommenden Jahres rechnen.
Insgesamt klingt das alles ermutigend für Anleger…
Ich bin in der Tat für Aktien sowie auch für sichere Anleihen optimistisch. Das Umfeld ist für Unternehmen, sofern es nicht zu einem exogenen Schock wie einer Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten kommt, nicht schlecht. In der Vergangenheit führte ein inflationäres Umfeld bei vielen Unternehmen übrigens auch zu ansprechenden Gewinnzuwächsen. Das wäre auch der Nährboden für weitere Kursgewinne.
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