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    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen

    Die Börse im Blick: So wird investiert.

    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen | 3.1.2020 Drucken

    Prognose für 2020: volatil, aber freundlich

    Einen Rückblick auf das Kapitalanlagejahr 2019 verbinden die Gründer und Geschäftsführer der B&K Vermögen GmbH  Maik Bolsmann und Meinolf Köper mit einem Ausblick auf 2020.

    Zuerst ein Blick zurück: Wie war das Jahr 2019 für Kapitalanleger?

    Geschäftsführer B&K VermögenMaik Bolsmann: 2019 war für Anleger in der Rückbetrachtung ein erfreuliches Jahr und nahezu das Spiegelbild von 2018. Musste man in dem vorangegangenen Jahr sowohl mit Aktien, Anleihen als auch Gold zum Teil hohe Verluste hinnehmen, sah man in 2019 bei all diesen Assetklassen enorme Gewinne. Belohnt wurde derjenige, der investiert geblieben ist. Nimmt man beide Jahre zusammen, relativieren sich die Performances der Einzeljahre auf ein normales Maß.

    Ist es nicht eher untypisch, dass diese Assetklassen im gleichen Zeitraum sowohl negativ als auch positiv ähnlich performen?

    Meinolf Köper: Solch einen Gleichlauf gab es historisch gesehen nur in sehr wenigen Fällen. Aktien, Anleihen und Gold weisen in der Regel unterschiedliche Entwicklungen auf. Die Streuung über verschiedene Assetklassen zur Reduzierung des Portfoliorisikos hat in den letzten Jahren nicht wirklich funktioniert, bleibt aber dennoch wichtig.

    „Negative Verzinsung plus Inflationsrate ist mit risikolosen Investments nicht aufzuholen.“

    Wie lief das Jahr 2019 speziell für Kleinsparer?

    Maik Bolsmann: Wenn wir von klassischen Banksparplänen reden, war 2019 eine herbe Ernüchterung. Jegliche Hoffnung, die man eventuell noch auf eine Besserung der Zinssituation haben konnte, wurde im Keim von den großen Notenbanken erstickt. Mario Draghi preschte in seinem letzten Jahr als EZB-Präsident nochmals forsch voran und setzt sich trotz Bedenken aus den eigenen Reihen mit seiner expansiven Ausrichtung weiter durch. Auch Kleinsparer müssen sich somit sehr wahrscheinlich auf die breit angelegte Einführung von Strafzinsen seitens der Banken einstellen. Die EZB hat bereits ihre Bereitschaft zu weiteren Senkungen des Einlagensatzes angedeutet.

    Wie sieht es inflationsbereinigt aus?

    Meinolf Köper: Wer noch auf herkömmliche Art und Weise spart, dessen Vermögen verliert  nachhaltig an Wert. Negative Verzinsung plus Inflationsrate ist mit risikolosen Investments nicht aufzuholen. Die EZB rechtfertigt ihre expansive Vorgehensweise zwar stets mit einer geringen Inflation, die man an den Zielwert von zwei Prozent annähern möchte, aber als Konsument fragt man sich mittlerweile, ob die ausgewiesene Inflation noch korrekt gemessen wird. Speziell vor dem Hintergrund der Immobilienpreise und Mieten in Großstädten.

    „Das Hin und Her im Handelsstreit führte 2019 zu einem erheblichen Anstieg der Unsicherheit.“

    Welche politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen haben sich 2019 besonders bemerkbar gemacht?

    Meinolf Köper: Über allem liegt der Handelsstreit zwischen den USA und China. Die Protagonisten auf beiden Seiten zeigten auch 2019 wieder ein Hin und Her zwischen Androhungen und Zurückrudern. Mal ist die andere Seite der größte Feind, mal ein guter Freund. Der Schauplatz der Streitigkeiten ist zumeist die Welt der sozialen Medien. Ein Burgfrieden ist aber wahrscheinlicher geworden, da beide Seiten eine stabile Wirtschaft benötigen.

    Welche Rolle spielen die sozialen Medien?

    Maik Bolsmann: JPMorgan hat beispielsweise dafür mit dem Volfefe sogar einen eigenen Index zur Messung des Einflusses von US-Präsident Trump auf die Kapitalmärkte veröffentlicht. Seit Beginn seiner Amtszeit waren dies immerhin über 11.000 Tweets, wie die New York Times recherchiert hat.

    Welche Konsequenzen hatte das?

    Maik Bolsmann: Das Hin und Her im Handelsstreit führte 2019 zu einem erheblichen Anstieg der Unsicherheit unter den Unternehmern und somit zu deutlicher Zurückhaltung bei den Investitionen. Die Auswirkungen sind abzulesen in den Umfragen und Statistiken wie dem Ifo-Geschäftsklima oder den Einkaufsmanager-Indizes.

    „Die Zinsen werden auf absehbare Zeit nicht steigen.“

    Welche Faktoren haben die Märkte neben den Handelskriegen beeinflusst?

    Meinolf Köper: Die Treiber der Märkte sind wieder einmal die Notenbanken gewesen. Die 180-Grad-Wendung von FED-Chef Jerome Powell hat die Rallye an den Märkten erst richtig gestartet und über das ganze Jahr 2019 hinweg getragen. Zusätzlichen Schub lieferte Mario Draghi mit der Erweiterung expansiver geldpolitischer Mittel zum Ende seiner Ära als EZB-Präsident.

    Maik Bolsmann: Ein weiterer Faktor waren 2019 auch wieder die Brexit-Verhandlungen, die fast schon an eine Farce erinnerten. Die Art und Weise der Verhandlungen und Abstimmungen im britischen Parlament lassen auch weiterhin eine Never-Ending-Story vermuten. So wäre selbst ein Abkommen über den Austritt erst der Beginn von zeitraubenden Verhandlungen, welche, wie beim CETA-Abkommen mit Kanada, über Jahre andauern könnten.

    Meinolf Köper: Gesellschaftlich sehen wir eine Fortsetzung des Trends zum Populismus. Einfache Aussagen wie die wachsende Schere zwischen Arm und Reich finden Gehör. Dass weltweit die Armut aber seit Jahren deutlich abnimmt, wird kaum wahrgenommen. Aufgabe der Politik wäre es, hier aufzuklären, aber Maß und Mitte sind bedauerlicherweise nicht mehr gefragt.

    Wie wird sich das Zinsniveau 2020 voraussichtlich entwickeln?

    Meinolf Köper: Mit Frau Lagarde als Nachfolgerin von Mario Draghi ist klar: Die Zinsen werden auf absehbare Zeit nicht steigen. Die EZB betont stets, sie habe noch einige Pfeile im Köcher. Den Befürwortern eines angemessenen Umdenkens in der Zinspolitik wurde mit der Entscheidung der Personalie Lagarde statt Bundesbankpräsident Jens Weidmann vorerst ein Riegel vorgeschoben. Drastische Kehrtwenden sind bei den vorherrschenden Verschuldungsquoten von Staaten, Unternehmen und Privathaushalten auch vorerst nicht denkbar. Als Konsequenz werden 10-jährige Bundesanleihen in ihrer Rendite vermutlich seitwärts im negativen Terrain pendeln. Die Anleihe-Kaufprogramme der EZB werden die Renditen niedrig halten.

    „Eine Diversifizierung im Portfolio sollte sich wieder stärker lohnen.“

    Wie können Anleger ihre Geldanlage an diese Gegebenheiten anpassen?

    Meinolf Köper: Bemerkenswert ist, wie weit die Schere zwischen fundamentalen Daten und Kursentwicklung an den Börsen auseinandergelaufen ist. Die Einkaufsmanagerindizes sind über das Jahr 2019 hinweg rund um den Globus gesunken, dennoch stehen wir in den großen Aktien-Indizes mit über 20 Prozent Kursplus da. Die an den Börsen gehandelte Erwartung der Marktteilnehmer scheint daher für das neue Jahr sehr positiv zu sein und suggeriert, das Schlimmste liege bereits hinter uns. Nach zwei extremen Jahren des Gleichlaufs der Assetklassen Aktien, Anleihen und Gold sollte sich eine Diversifizierung im Portfolio wieder stärker lohnen. Gleichzeitig sollte eine gründliche Selektion der Investments stattfinden. Welchen Vorteil dies haben kann, zeigte beispielsweise die Sektor-Rotation im Herbst des zurückliegenden Jahres.

    Was erwarten Sie vom neuen Jahr?

    Maik Bolsmann: Das Jahr 2020 verspricht ein volatiles, jedoch anlegerfreundliches Jahr zu werden, wenn auch auf moderaterem Niveau. Die Zinsen werden auf absehbare Zeit nicht angehoben und die Märkte werden von den Notenbanken wieder mit Liquidität unterstützt. Die Auswirkungen der Geldpolitik auf die reale Wirtschaft nimmt jedoch zunehmend ab. Für einen starken Impuls wäre hier ein Paket von grundlegenden Strukturreformen gepaart mit fiskalischen Stimuli nötig, beides erwarten wir aber im kommenden Jahr nicht.

    In den USA geht es in die heiße Phase des Wahlkampfes, die je nach den Umfrageergebnissen für erhöhte Volatilität der Märkte und einzelnen Branchen sorgen wird. Es bleibt abzuwarten, wie sehr Präsident Trump in seinem Wahlkampf einen großen Erfolg im Handelsstreit benötigt. Die Demokraten haben zwar mit dem laufenden Impeachmentverfahren erste Pfeile abgefeuert, solange jedoch der Senat in dem Verfahren hinter Trump steht, wird das die Börsen nicht beeinflussen. Sollte sich ein Wahlsieg von Elisabeth Warren abzeichnen, kann das die Börsen aufgrund des wenig wirtschaftsfreundlichen Wahlprogramms negativ beeinflussen.

    „Bevorzugte Assetklasse bleiben auch im neuen Jahr Aktien.“

    Wie sollen Anleger sich demnach am besten aufstellen?

    Meinolf Köper: Bevorzugte Assetklasse bleiben auch im neuen Jahr Aktien, allerdings mit flexibler Gewichtung im Vorfeld der US-Wahl. Das Wachstumspotential sollte sich gemäß des Spätzyklus der globalen Weltwirtschaft zwar verringern, als Performancetreiber im Depot bleibt die Aktie jedoch nahezu alternativlos. Mit Blick auf die hohen Cashbestände großer institutioneller Anleger steht zudem enormes Potential an der Seitenlinie. Ein Aufhellen der geopolitischen Spannungen und somit eine Auflösung der großen Unsicherheit kann hier auch größere Bewegungen zugunsten von Aktien auslösen.

    Bei den Anleihen führt kein Weg an Unternehmensanleihen vorbei, sofern man noch einen den Umständen entsprechend attraktiven Kupon oder Carry vereinnahmen möchte. Hier sollte auf die Bonität geachtet werden. Neben Anleihen mit bester Bonität im Investment Grade können temporär immer wieder auch Hochzins-Anleihen beigemischt werden. Phasen der Deeskalation vorangegangener Ereignisse bieten dafür erfahrungsgemäß Potential.

    Was ist mit Gold?

    Maik Bolsmann: Bemerkenswert ist das Comeback des Goldes, das 2019 regelrecht aus seinem langjährigen Dornröschenschlaf erwacht ist. Das Potential für Edelmetalle in einer Welt ohne Zinsen bleibt hoch. Gold sollte aus Gründen der Diversifikation einen Basisanteil am Portfolio haben. Exogene Schocks zum Beispiel durch Tweets des US-Präsidenten haben den Mehrwert der Assetklasse in einem geldpolitisch expansiven Umfeld deutlich unter Beweis gestellt.

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