Nachricht an die Redaktion

    Ihre Nachricht an uns


    Mit * markierte Felder, sind Pflichtfelder

    Vorsorgemappe

    Newsletter abonnieren & kostenlose Vorsorgemappe anfordern.

    DIA Update

    Abonnieren Sie den kostenlosen
    Newsletter des DIA.

    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen

    Die Börse im Blick: So wird investiert.

    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen | 28.11.2019 Drucken

    ESG – Anleger buchstabieren Nachhaltigkeit

    Wer mittel- und langfristig investieren möchte, sollte auch gesellschaftliche Entwicklungen und die damit verbundenen Wechselwirkungen auf Unternehmen und ihre Aktienkurse berücksichtigen.

    ESG ist die englische Abkürzung für „Environment, Social, Governance“, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Der Begriff ist international etabliert worden, um auszudrücken, ob und wie bei Entscheidungen von Unternehmen und  in der unternehmerischen Praxis sowie bei Firmenanalysen von Finanzdienstleistern ökologische und sozial-gesellschaftliche Aspekte sowie die Art der Unternehmensführung beachtet und bewertet werden.

    UmweltInsbesondere bei der heterogenen Finanzdienstleistungsstruktur in Deutschland mit ca. 37.500 Beratern, 700 Vermögensverwaltern, 1.800 Banken, 45.000 freien und 140.000 abhängigen Versicherungsmaklern gibt es viele Unternehmen, die damit  überfordert sind und entsprechende Beratungs- und Softwareunterstützung brauchen und einkaufen müssen. Das fördert auch die Geschäftsmodelle von Unternehmen, die dafür Dienstleistungen anbieten, zum Beispiel spezialisierte Beratungsunternehmen, ESG-Labelprovider, ESG-Datenprovider, ESG-Projektanbieter. Gerade im Label-Land Deutschland kann es dann auch zu einem Dschungel an unterschiedlichsten Kennzeichnungen kommen.

    Green-Washing ist auch mit dabei

    Außerdem springt dann auch das Marketing von Fondsgesellschaften an. Natürlich gibt es auch ein gewisses Potential an „Green-Washing“. Investoren müssen daher genaue Vorstellungen haben, was sie unter Nachhaltigkeit verstehen. Gerade bei größeren Investments sollte daher ein detaillierter Blick ins Fondsportfolio geworfen werden. Dann muss der Manager auch erklären, wie Kauf- und Verkaufsentscheidungen nach ESG-Kriterien umgesetzt werden.

    Frisches Geld oder nur ein neues Etikett?

    Es ist davon auszugehen, dass das Gesamtvolumen an entsprechenden Investments ansteigen wird, da auch größere Investmentgesellschaften wie Union Investment, Deka und DWS ihre Portfolios in den nächsten Jahren anpassen werden. Gerade größere Häuser haben sicherlich in dem Segment noch erhebliches Nachholpotential. Natürlich gibt es bereits Depotstrukturen, die seit Jahren oder auch Jahrzehnten nachhaltig ausgerichtet sind. Die bekommen dann nur ein anderes Etikett oder auch zusätzlich ein ESG- oder  Umweltlabel. Hierdurch wird dann unter Umständen nur scheinbar zusätzliches Investitionsvolumen geschaffen.

    Politiker sind damit oft überfordert

    Dabei zeigt sich einmal mehr, dass solche Themen politisch schwer zu lösen sind. In der Europäischen Union zum Beispiel müssen Entscheidungen stets einstimmig getroffen werden. Meist kommt dabei nur ein sehr kleiner gemeinsamer Nenner als Ergebnis heraus. Zudem bedarf es eines finanziellen Drucks um solche Themen umzusetzen. Die von Politikern favorisierte Freiwilligkeit funktioniert meist nicht. Wenn man es Staaten und supranationalen Organisationen überlässt, ist die Reaktionszeit oft zu lang. Außerdem ist die Implementierung ohnehin eher ein Vorteil für eine Portfoliostruktur und kein Nachteil oder lästige Pflicht. Einige Fonds, die schon längst so investieren, konnten sich dadurch Themen wie Dieselgate oder andere Reputationsrisiken ersparen.

    Druck auf das Management

    Das waren schon Schritte in die richtige Richtung. Einige Unternehmensführungen gelangen so zum Umdenken, da auch Einflussmöglichkeiten durch das Voting auf Hauptversammlungen zunehmen könnten. So entsteht Druck auf das Management, wenn man feststellt, dass das eigene Unternehmen für immer weniger Anleger investierbar ist. Das kann dann beispielsweise auch positive Auswirkungen auf den Umgang mit den eigenen Mitarbeitern haben oder den Energie- und Rohstoffverbrauch eines Unternehmens beeinflussen.

    Depot mit besserer Risikostruktur

    Fazit: Völlig unabhängig von der politischen Einstellung ist es sinnvoll, bei der Strukturierung eines Wertpapierportfolios einen integrierten Ansatz zu verfolgen, der die Beziehungen der Unternehmen zur Gesellschaft berücksichtigt. Große Reputationsschäden wie in der deutschen Automobilindustrie, Umweltschäden oder Kosten durch wiederkehrende Verletzungen von Compliance-Richtlinien können so vermieden werden. Die Risikostruktur eines Depots verbessert sich dadurch. Zusätzlich ist davon auszugehen, dass immer mehr große Investoren wie Pensionskassen oder Versicherungen ihre Depots entsprechend umstrukturieren, so dass die ESG-Richtlinien einen Mindeststandard darstellen.

    Wer es wirklich ernst meint, befasst sich allerdings noch stärker mit dem Thema „verantwortungsvolles Investieren“ unter Beachtung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der UN (Sustainable Developed Goals, SDG). Im Moment stehen ca. 450 aktiv gemanagte Investmentfonds für Investitionen zur Verfügung. Es werden sicherlich noch deutlich mehr. Anleger, die es mit dem ESG-Engagement ernst meinen, müssen zukünftig selektiv vorgehen, um die Produkte zu finden, die zu ihrer Philosophie passen.

     

    Andreas GörlerGastautor Andreas Görler ist Senior-Wealth-Manager bei der Wellinvest Pruschke & Kalm GmbH

    Nachricht an die Redaktion

    Senden Sie Hinweise, Lob oder Tadel zu diesem Artikel an die DIA Redaktion.

    Nachricht an die Redaktion

    Haben Sie Anmerkungen oder Fragen zu diesem Beitrag? Schreiben Sie uns gern! Wir freuen uns auf Ihre Nachricht.

      Ihre Nachricht an uns


      Mit * markierte Felder, sind Pflichtfelder

      Artikel teilen

      [contact-form-7 404 "Nicht gefunden"]
      Ausgewählte Artikel zum Thema
      Zinsen und Dividenden

      Was tun bei Negativzinsen?

      Vor einigen Jahren begann das schier Unmögliche: Banken zahlen ihren Kunden für Einlagen keine Zinsen mehr, sondern verlangen dafür Geld von ihnen.  Ein absolutes Novum in der Finanzbranche. So etwas hatten selbst die erfahrensten Marktteilnehmer noch nicht gesehen. Dieser Trend wird jedoch noch lange anhalten. Der Grund dafür ist die drastische Niedrigzinspolitik der EZB. Diese […]

      Artikel lesen
      Börse

      Wie lange kann das noch so weitergehen?

      Er hatte lange Anlauf genommen, dann schaffte es der Dax mal wieder über die 13.000 Punkte. Während die Börsen feiern, in den USA sogar mit Rekordständen, bleibt eine Frage unbeantwortet: Wie lange kann das noch so weitergehen? Die Standardantwort der Chefvolkswirte und Analysten lautet: so lange Aktien alternativlos sind. Also so lange, wie mit Zinspapieren […]

      Artikel lesen

      Das größte Risiko ist die Gießkanne

      Risikomanagement ist derzeit angesagt. Wenn mit Anleiheportfolios nicht viel zu verdienen ist, muss mehr in Aktien gesteckt werden. Da hilft es, sich ein höheres Risikobudget freizuschaufeln. Das allein aber reicht nicht. Das größte Risiko ist immer noch, mit der Gießkanne zu investieren, statt sich zu konzentrieren. Wer einst sein Portfolio auf die Säulen Aktien und […]

      Artikel lesen