Nachricht an die Redaktion

    Ihre Nachricht an uns


    Mit * markierte Felder, sind Pflichtfelder

    Vorsorgemappe

    Newsletter abonnieren & kostenlose Vorsorgemappe anfordern.

    DIA Update

    Abonnieren Sie den kostenlosen
    Newsletter des DIA.

    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen

    Die Börse im Blick: So wird investiert.

    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen | 11.12.2023 Drucken

    Die Zinsen und ihre Folgen – Rückblick und Ausblick

    Nach einer sehr positiven Entwicklung im Jahr 2021 und einer fast identischen Abschwächung in 2022 endet das Jahr 2023 für die Anleger versöhnlicher.

    Für die Gesamtbetrachtung ist es natürlich ein großer Unterschied, ob Anleger beispielsweise Anfang 2021 ein Portfolio aufgebaut haben oder erst Anfang 2022. Ursächlich waren die schnellen Zinsanstiege Anfang 2022 aufgrund des Ukrainekrieges und der aus den Sanktionen entstandenen Verknappung von Energieträgern, nach 45 Jahren mehr oder weniger ständig fallenden Zinsen am Kapitalmarkt.

    Hinzu kam dann der erneute Renditeanstieg bei Staatsanleihen mit hoher Bonität im August 2023. Man muss immer wieder darauf hinweisen, dass die Zinsentwicklung am Kapitalmarkt, insbesondere in den USA, entscheidend für die Bewertung fast aller Anlageklassen ist. Bei einem Zinsanstieg fallen grundsätzlich die Kurse/Preise von Aktien, festverzinslichen Wertpapieren, Gold und verzögert auch bei Immobilien.

    Bei keiner Anlageklasse gibt es eine feste Korrelation zwischen Inflation und Kursentwicklung, also einen eingebauten Inflationsschutz. Allerdings führen Preissteigerungen verzögert auch wieder zur Verteuerung von Sachwerten (zum Beispiel Aktien, Immobilien). Die Notenbanken können die aktuelle Angebotsinflation nicht entscheidend mit den Standardinstrumenten der Geldpolitik beeinflussen, die grundsätzlich auf eine klassische Nachfrage-Inflation ausgelegt sind. Durch die Corona-Pandemie wurde die Wirtschaft plötzlich runtergefahren. Produktionen standen still. Lieferketten rissen. Personal wurde freigesetzt. Das Hochfahren gestaltete sich deutlich schwieriger.

    Nur Spezialsegmente lieferten positive Performance

    Positive Ergebnisbeiträge kamen lediglich von Aktien der sieben großen Tech-Werte aus den USA, die praktisch für die gesamte positive US-Kursentwicklung verantwortlich sind, zeitweise von Unternehmen aus den Segmenten Pharma/Gesundheit, fossile Brennstoffe, Verteidigung/Militär, Spezialrohstoffe und von variabel verzinsten Wertpapieren, da hier eine Zinsanpassung erfolgen kann, ohne dass die Kurse signifikant beeinflusst werden.

    Defensivere Strategien im Stresstest

    Durch den schnellsten Zinsanstieg seit Jahrzehnten erlebten auch Anleger, die defensivere Strategien (Aktienanteil zwischen null und 50 Prozent) bevorzugen, starke Kursverluste, die zwischenzeitlich sogar höher waren als bei Portfolien mit höherem Chance-Risiko-Profil. Da der Rentenanteil hauptsächlich aus festverzinsten Wertpapieren besteht, deren Kurse fallen, wenn die Zinsen steigen, gab es, insbesondere bei mittleren bis längeren Laufzeiten, Kursrückschläge im zweistelligen Prozentbereich. Länger laufende Papiere und Bonds mit niedrigen Zinssätzen reagieren stärker auf Zinsveränderungen als kurzlaufende, höher verzinste Anleihen.

    Da es aber von 2016 bis 2021 keine Anleihen mit guter Bonität und hohen Zinskupons gab, war die Zinssensibilität überproportional hoch. Aktuell erhält man allerdings auch endlich wieder Wertpapiere mit höheren Zinssätzen und guter Bonität am Markt, die man in ein Depot integrieren kann. Da Anleihen grundsätzlich zu 100 Prozent zurückgezahlt werden, passen sich die Kurse automatisch auch wieder an. Die zwischenzeitlichen Buchverluste werden aber in den Depotauszügen ausgewiesen.

    Nachhaltige Strategien unter Druck

    Auch nachhaltig orientierte Anleger mussten einiges aushalten, da in diesem Segment auch Fonds, Aktien oder Anleihen aus dem Bereich „erneuerbare Energien“ enthalten sind. Diese Titel sind sehr zinssensibel, da die Beschaffung neuer Anlagen grundsätzlich über Kredite finanziert wird. Außerdem gab es zwischenzeitlich Lieferprobleme bei notwendigen Materialien und Komponenten. Auch die Preise für die Ausgangsmaterialien erhöhten sich. Bekannte Großunternehmen, die transformiert werden, haben entsprechend hohe Restrukturierungskosten. Gleichzeitig sanken die Erträge, weil die Strompreise nach den Höchstständen stark gefallen sind. Unternehmen und Fonds aus den Segmenten Solar- und Windenergie hat es überproportional stark getroffen. Bei einigen ausländischen Aktiengesellschaften, die man auch in nachhaltige Depots integrieren kann, kamen die schwache Heimatwährung oder gegebenenfalls der starke Euro hinzu. Sie sind für einen Teil der Kursreduktion, aus Sicht eines europäischen Investors, verantwortlich.

    Immobilienunternehmen unter Druck

    Die gesamte Immobilienbranche ist sehr zinssensitiv. Daher sind die schnell angestiegenen Konditionen für Immobilienkredite störend. Aktuell kann man das an der Entwicklung bei der Signa-Gruppe beobachten, die in die Insolvenz geraten ist. Die Ursache liegt in der viel zu hohen Kreditaufnahme während der Niedrigzinsphase. Auch Aktien großer Immobilienkonzerne schwanken im Rhythmus der Zinskurve am Kapitalmarkt. Hintergrund sind die hohen Fremdkapitalquoten dieser Unternehmen.

    Einige Privatkäufer haben derzeit ebenfalls ein Problem bei der Anschlussfinanzierung auslaufender Darlehen. Auch Immobilien bieten keinen automatischen Inflationsschutz. Eine Immobilie verliert grundsätzlich nach dem Bau regelmäßig an Wert. Trotzdem fanden in den letzten Jahrzehnten erhebliche Preissteigerungen statt. In Deutschland resultieren diese, neben den gefallenen Zinsen, auch aus dem Rückzug des deutschen Staats aus dem Immobilienmarkt vor ca. 25 Jahren.

    Durchhaltevermögen zahlt sich aus

    Auch wenn es Nerven kostet, sollten Sparpläne in Schwächephasen stets weitergeführt und gegebenenfalls sogar erhöht werden. Die Sparpläne beziehen sich meist auf einzelne Fonds. Für die Sparrate werden dann höhere Stückzahlen der betreffenden Wertpapiere erworben. In Erholungsphasen wie derzeit wirkt sich das dann überproportional aus.

    Fazit: Trotz des Stresses in den meisten Wertpapierdepots ist es begrüßenswert, dass es wieder Zinsen gibt. Geld muss etwas „kosten“ und Risiken müssen einen korrekten Preis erhalten. Dadurch werden Anlageentscheidungen und Investitionen von Unternehmen wieder einer genaueren Prüfung unterzogen. Zins- und Inflationsschwankungen werden uns vermutlich weiter begleiten. Unternehmen mit bewährtem Geschäftsmodell und eher niedrigen Fremdkapitalquoten sollten daher übergewichtet werden, egal ob man in Aktien oder Anleihen investiert.


    Andreas Görler

    Gastautor Andreas Görler ist Senior-Wealth-Manager und zertifizierter Fachmann für nachhaltige Investments bei der -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH in Berlin. Weitere Beiträge von ihm und anderen Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.

    Nachricht an die Redaktion

    Senden Sie Hinweise, Lob oder Tadel zu diesem Artikel an die DIA Redaktion.

    Nachricht an die Redaktion

    Haben Sie Anmerkungen oder Fragen zu diesem Beitrag? Schreiben Sie uns gern! Wir freuen uns auf Ihre Nachricht.

      Ihre Nachricht an uns


      Mit * markierte Felder, sind Pflichtfelder

      Artikel teilen

      [contact-form-7 404 "Nicht gefunden"]
      Ausgewählte Artikel zum Thema

      Good Governance als Anlagekriterium

      Bei vielen Abwägungen zu nachhaltigen Kapitalanlagen spielt das „G“ der ESG-Kriterien, also gute Unternehmensführung (Governance), oftmals keine wesentliche Rolle. Dabei weisen gut geführte Unternehmen beispielsweise deutlich weniger Umwelt- und Sozialprobleme und zugleich eine bessere Performance auf. Good Governance ist ein Konzept, das sich auf die Verantwortung von Regierungen und Leitungsgremien konzentriert, die Bedürfnisse der Massen […]

      Artikel lesen

      „Der Zinsgipfel liegt inzwischen hinter uns“

      Welches wirtschaftliche Umfeld können wir 2024 erwarten? Franz Kaim von der Kidron Vermögensverwaltung GmbH wagt einen Blick voraus. In den vergangenen Jahren waren die Blicke der Anleger vor allem auf die Inflation gerichtet. Müssen sie weiter zittern? Ist der Zinsgipfel schon erreicht? Die gute Nachricht ist sicherlich, dass die Notenbanken mit ihrer aggressiven Zinswende die […]

      Artikel lesen

      Indexfonds – keine Macht dem Mittelmaß?

      Es gibt Momente in der Geschichte der Geldanlage, die als Meilensteine gelten. Die Erfindung des Indexfonds ist zweifelsohne einer davon. Als Erfinder gilt John C. Bogle. Der im Januar 2019 verstorbene Ökonom legte am 31. August 1976 in den USA den ersten Indexfonds auf. Er ließ seine Mitarbeiter wissen, dass man sich von nun an […]

      Artikel lesen