Nachricht an die Redaktion

    Ihre Nachricht an uns


    Mit * markierte Felder, sind Pflichtfelder

    Vorsorgemappe

    Newsletter abonnieren & kostenlose Vorsorgemappe anfordern.

    DIA Update

    Abonnieren Sie den kostenlosen
    Newsletter des DIA.

    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen

    Die Börse im Blick: So wird investiert.

    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen | 10.11.2023 Drucken

    Dekarbonisierung ist ein Investmentthema

    Im Jahr 2014 wurden 50 Milliarden US-Dollar aus dem Segment fossile Energieträger abgezogen. 2015 waren es bereits 3,50 Billionen US-Dollar, die aus den Depots institutioneller Investoren entfernt wurden.

    Der amerikanische Investor Warren Buffet trennte sich bereits 2017 von Aktien des größten Erdölförderers der Welt Exxon Mobil und des drittgrößten Erdölunternehmens der USA Conoco Philipps. Die Allianz gab vor einigen Jahren bekannt, dass keine Investitionen in traditionelle Energieträger mehr stattfinden. Auch der norwegische Staatsfonds fährt solche Positionen weiter zurück, obwohl ein Großteil des Wohlstandes der norwegischen Bevölkerung aus diesem Bereich stammt. Bei einer konsequenten Umsetzung dieser Dekarbonisierung in internationalen Wertpapierportfolien kommt immer wieder die Zahl von 22 Billionen US-Dollar in „Stranded Assets“ ins Gespräch. Also nicht mehr investierbare Anlagesegmente.

    Nachhaltigkeit

    Auch wenn solche Umstrukturierungen schon aus Gründen der Portfoliosteuerung über mittelfristige Zeiträume erfolgen, stiegen in der Folge die Volumina bei Investments in erneuerbare Energieträger. Die Kurse der entsprechenden Unternehmensanteile zogen an. Seit einem Jahr weisen aber praktisch alle aktiven und passiven Fonds, die das Thema erneuerbare Energien oder Dekarbonisierung enthalten oder gar übergewichten, Verluste aus. Der Hintergrund: Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien mit hohem Wachstumspotenzial sind anfällig für steigende Zinssätze. Diese zehren den Wert zukünftiger Cashflows auf. Außerdem können, je nach staatlichen Vorgaben, lange Genehmigungsfristen, Projektverzögerungen und gestiegene Materialkosten – insbesondere für Wind- und Solarenergie – die Unternehmen belasten.

    Im Moment drücken die seit den Höchstständen im letzten Herbst sinkenden Strompreise die Gewinnspannen der Unternehmen. Außerdem handelt es sich grundsätzlich um eine kapitalintensive und somit zinssensible Branche. Exemplarisch kann man das an durchaus bewährten Fonds wie Vontobel Global Environmental Change (vormals Clean Energy), Schroders Climate Change oder auch Ökoworld Klima erkennen. Beliebte passive Fonds, wie der iShares Global Clean Energy ETF haben noch stärkere Verluste aufzuweisen.

    Übergewichtungen bleiben oft unbeachtet

    Der iShares Global Clean Energy setzt sich aus den Wertpapieren zusammen, die den S&P Global Energy Index bilden. In diesem Index sind die 30 größten börsennotierten Unternehmen aus dem bezeichneten Sektor enthalten. Beim ETF hat die Übergewichtung einiger Titel zunächst zu einer deutlich höheren Performance geführt. Aktuell machen First Solar, Consolidated Energy und Enphase Energy allein 22 Prozent des gesamten Portfolios aus. Die zehn größten Positionen im ETF stellen 48 Prozent des Gesamtportfolios. Das sind extreme Übergewichtungen, die den meisten Anlegern nicht klar sind oder ignoriert werden, solange sich ein Wertpapier positiv entwickelt. Im Moment hat der iShares-ETF seit den Höchstständen deutlich verloren. Insbesondere Investoren, die erst in der Höchstphase eingestiegen sind, brauchen daher nun Geduld. Das trifft allerdings auf fast alle Investmentvehikel zu, die hier einen Schwerpunkt gesetzt haben.

    Nicht alles ist nachhaltig

    Anleger, die es mit der Nachhaltigkeit ernst meinen, sollten allerdings registrieren, dass über den beschriebenen ETF auch in Atomenergie und in Kohlekraftwerke investiert wird (Iberdrola aus Spanien, Energias de Portugal und BKW aus der Schweiz, Chubu Electric Power aus Japan). Das ist nach der EU-Taxonomie auch zulässig, wird aber nicht von allen Investoren toleriert. Ein Portfolio sollte allerdings nicht aus einer Ein-Produkt-Lösung bestehen. Eine Kombination aus dem genannten ETF und einem weiteren aktiven Fonds mit einer etwas anderen Zusammensetzung ist zumindest hinsichtlich der Diversifikation meist die bessere Lösung. Beispielsweise hat der Vontobel Global Environmental Change in den Top-Ten-Positionen aktuell nur eine Überscheidung mit dem iShares-ETF.

    Zunächst sollte immer ein Blick auf die Factsheets der Finanzinstrumente geworfen werden. Sie findet man auf Internetseiten wie www.finanzen.net oder www.onvista.de unter der Rubrik „Dokumente“. Auch direkt auf den Internetseiten der Anbieter lassen sie sich einsehen. Neben den Finanzdaten und Hinweisen zur grundsätzlichen Ausrichtung finden sich ebenso Informationen zur Nachhaltigkeit. Die Internetseite des FNG (Forum Nachhaltige Geldanlagen) www.forum-ng.org bietet unter FNG-Nachhaltigkeitsprofile zusätzliche Informationen zu verschiedenen nachhaltigen Fonds. Ein Filter ermöglicht eine Selektion zu den gewünschten Präferenzen.

    Dekarbonisierung und erneuerbare Energien bleiben relevant

    Der Trend zur Dekarbonisierung fängt eigentlich erst an und hört auch nicht auf. Man kann die Umwelteffekte von 200 Jahren Industrialisierung aber nicht in den vergleichsweise wenigen Jahren „korrigieren“, in denen nachhaltiges Investieren umgesetzt wird.  Ebenso ist das Thema „Nachhaltigkeit“ gesetzt und verschwindet auch nicht mehr. Große institutionelle Investoren wie Versicherungen, Pensions- und Staatsfonds sind schon aufgrund ihrer treuhänderischen Tätigkeit verpflichtet, das im Portfolio umzusetzen. In Deutschland hat die Bafin negative Umwelteinflüsse bzw. Nachhaltigkeitsrisiken bereits seit 2019/2020 in einem Merkblatt als bewertbare Risiken identifiziert und Kreditinstitute darauf hingewiesen, dass Umweltrisiken bei der Kreditvergabe zu bewerten sind. Deshalb gehören auch Unternehmen aus den Bereichen Dekarbonisierung oder erneuerbare Energien weiterhin als Bestandteil in ein Portfolio.


    Andreas Görler

    Gastautor Andreas Görler ist zertifizierter Fachmann für nachhaltige Investments und Senior Wealth Manager bei der -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH in Berlin. Weitere Beiträge von ihm und anderen Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.

    Nachricht an die Redaktion

    Senden Sie Hinweise, Lob oder Tadel zu diesem Artikel an die DIA Redaktion.

    Nachricht an die Redaktion

    Haben Sie Anmerkungen oder Fragen zu diesem Beitrag? Schreiben Sie uns gern! Wir freuen uns auf Ihre Nachricht.

      Ihre Nachricht an uns


      Mit * markierte Felder, sind Pflichtfelder

      Artikel teilen

      [contact-form-7 404 "Nicht gefunden"]
      Ausgewählte Artikel zum Thema

      Buy and Hold: Die Anlagestrategie für Geduldige

      Die „Buy and Hold“ Strategie ist eine der bekanntesten und am längsten praktizierten Anlagestrategien auf dem Finanzmarkt.

      Artikel lesen

      Dividenden könnten 2024 so hoch ausfallen wie nie

      Thilo Stadler vom Vermögensverwalter I.C.M. Independent Capital Management in Mannheim gibt im Interview einen Ausblick auf die Dividendensaison im kommenden Jahr. Die Dividenden der DAX-Unternehmen sind in den vergangenen Jahren mit kurzen Unterbrechungen stetig gestiegen. Was können Anleger von der Dividendensaison 2024 erwarten? Wir gehen davon aus, dass auch 2024 ein respektables Dividendenjahr werden wird. […]

      Artikel lesen

      Zinstreppe mit neuartigen ETF

      Erstmals können Anleger, die breit gestreut in Unternehmensanleihen investieren wollen, dazu ETF nutzen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt fällig werden. Damit erhalten sie zum Ablauf des ETF neben den Zinsen ihr Geld komplett zurück. Zudem können sie mit den Indexfonds gezielt Zinstreppen bauen, mit denen sie höhere Renditen als mit Festgeldern gleicher Laufzeit erzielen. Aber: […]

      Artikel lesen