Gender Pay Gap hat eine Ost-West-Dimension
Zwischen Frauen und Männern bestehen in Deutschland deutliche regionale Lohnunterschiede.
Dabei ist die Differenz – der Gender Pay Gap – vor allem zwischen Ost und West hoch. Während im Jahr 2023 der Unterschied im Bruttostundenverdienst zwischen Männern und Frauen in den alten Bundesländern bei 19 Prozent lag, betrug dieser in den neuen Bundesländern nur sieben Prozent.
Diese Zahlen gehen aus der Antwort der Bundesregierung (Frage 6) auf eine Anfrage der Bundestagsgruppe Die Linke hervor. Eine solche Diskrepanz wirft ein Schlaglicht auf strukturelle und regionale Unterschiede im deutschen Arbeitsmarkt. Die Gründe für den geringeren Gender Pay Gap in Ostdeutschland sind vielschichtig. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) führt insbesondere die unterschiedlichen Geschlechterrollen und Beschäftigungsstrukturen in Ostdeutschland an. Diese führen dazu, dass sich die Arbeitswelten von Männern und Frauen weniger stark unterscheiden als im Westen. Auffällig ist auch, dass Männer in Ostdeutschland deutlich weniger verdienen als ihre Kollegen im Westen, während der Verdienstabstand zwischen Frauen aus Ost und West wesentlich geringer ist.
Deutschlandweit Verbesserungen zu beobachten
Der Gender Pay Gap insgesamt hat sich in Deutschland über die Jahre hinweg verringert. Lag der geschlechterspezifische Verdienstabstand im Jahr 2006 noch bei 23 Prozent, ist er seit 2020 mit 18 Prozent und nunmehr mit 19 Prozent ziemlich stabil. Dies zeigt, dass trotz bestehender regionaler Unterschiede gesamtgesellschaftliche Fortschritte stattfanden.
Der Arbeits- und Fachkräftemangel verstärkt die Notwendigkeit sozialpolitischer Maßnahmen zur Minderung regionaler Lohnunterschiede. Gezielte Förderprogramme und angepasste Bildungssysteme oder Ausbildungsinitiativen können regionalen Bedürfnissen (besser) gerecht werden. Aktive Arbeitsmarktpolitik fördert zudem die Mobilität zwischen Regionen und hilft, Lohnungleichheit zu verringern. Dennoch bleibt es eine Herausforderung, wirtschaftliche Anreize regional richtig zu setzen und so gleichwertige(re) Lebensverhältnisse in allen Bundesländern zu sichern.
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