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    Einkommen & Vermögen | 16.5.2017 Drucken

    Falsche Formel zur Altersarmut

    Die Gefahr der Altersarmut wird häufig mit dem sinkenden Rentenniveau in der Gesetzlichen Rentenversicherung begründet. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) zeigt mit einer Auswertung, dass ein solch einfacher Zusammenhang nicht besteht.

    Sinkt das Rentenniveau, steigt die Altersarmut. So lautet eine griffige Formel in der, vor allem von links geführten politischen Diskussion. Doch ein solch einfacher Zusammenhang lässt sich nicht herstellen. Das zeigen die Zahlen aus den zurückliegenden drei Jahrzehnten. Mitte der 80er Jahre lag das Rentenniveau bei 56,4 Prozent. Bis 2015 sank es auf nur noch 47,7 Prozent. Verantwortlich dafür war unter anderem die Einführung des Riester-Faktors in der Rentenformel. Doch das Rentenniveau allein taugt nicht als Indikator für die Einkommensentwicklung der Rentner. Darauf verweist das IW Köln mit der neuen Studie.

    Die Lebensverhältnisse der Älteren, so die Autoren, verbesserten sich stärker als die der jüngeren Altersgruppen. So legten zum Beispiel die bedarfsgewichteten Realeinkommen der 65- bis 74-Jährigen in den alten Bundesländern seit Mitte der 80er Jahre im Durchschnitt um 52 Prozent zu. Bei den ab 75-Jährigen waren es 46 Prozent. Die unter 45-Jährigen erlebten je nach Altersgruppe hingegen nur 21 bis 31 Prozent Steigerung. Dieses Auseinanderklaffen der Einkommensentwicklungen lässt sich auch ab 1990 für Gesamtdeutschland beobachten. Für Personen ab dem Alter 55 fielen Mitte der 90er Jahre die Einkommenssteigerungen überdurchschnittlich aus. „Seit der Wiedervereinigung konnten diese Altersgruppen reale Einkommenszuwächse im Durchschnitt von insgesamt knapp 25 Prozent verbuchen. In den Altersgruppen unter 55 Jahren lagen die realen Zuwächse unter zehn Prozent“, heißt es in der IW-Studie.

     

     

    In der Studie wird das bedarfsgewichtete Einkommen verwandt, um die Wirkung unterschiedlicher Haushaltsgrößen und Skaleneffekte innerhalb der Haushalte zur berücksichtigen. Ein solches Vorgehen ist bei Verteilungsanalysen üblich. Danach benötigt ein Ehepaar ohne Kinder nur das 1,5-Fache des Einkommens eines Alleinstehenden, um einen vergleichbaren Lebensstandard zu erreichen. Diese Gewichtung macht eines deutlich: Nicht allein das individuelle Einkommen bestimmt über die Teilhabe am Wohlstand, sondern auch die familiären Verhältnissen.

    Verschiebungen in der Einkommenspyramide

    Die unterschiedlichen Wachstumsraten in den einzelnen Altersgruppen führen zu Verschiebungen in der Einkommenspyramide. Die Älteren stiegen im Einkommensranking auf. 1984 gehörten noch 31,2 Prozent der Ruheständler dem ärmsten Einkommensfünftel an. 2014 waren in dem untersten Fünftel hingegen nur noch 19 Prozent der Rentner zu finden. Im Gegenzug leben immer mehr der ab 65-Jährigen im mittleren Einkommensbereich. Zudem ist der Anteil am reichsten Fünftel von 12 auf 14 Prozent angewachsen. Zu diesen Veränderungen haben die Aufholprozesse im Osten Deutschlands mit beigetragen. Sie sind aber nicht die ausschließliche Ursache. Die IW-Forscher haben auch die Einkommen und die Bevölkerung für Westdeutschland getrennt betrachtet. Ergebnis: Der Anteil der ab 65-Jährigen im ärmsten Fünftel reduzierte sich von ebenfalls knapp 30 Prozent zu Zeiten der Wiedervereinigung auf knapp 20 Prozent im Jahr 2014.

    Jüngere öfter in der Grundsicherung

    Auch ein weiterer Vergleich zeigt, dass die Älteren aktuell weniger von Armut bedroht sind als jüngere Personengruppen. So ist der Anteil der Rentner, die Grundsicherung im Alter beziehen, von 2005 bis 2015 zwar von 2,2 auf 3,2 Prozent gestiegen, aber das ist deutlich weniger als bei Kindern und Menschen im erwerbsfähigen Alter. Von ihnen sind fast zehn Prozent auf Grundsicherung angewiesen. Außerdem stellt das IW in Frage, ob es tatsächlich mehr bedürftige Rentner als früher gibt. Es spreche viel für die Annahme, dass heute mehr Ältere die Grundsicherung in Anspruch nehmen, als dies zu Zeiten der Sozialhilfe der Fall war.

    Rentenniveau reicht nicht als Beleg

    Die IW-Studie macht deutlich, dass ein sinkendes Rentenniveau allein nicht als Beleg für zunehmende Altersarmut herangezogen werden kann. Die Wohlfahrtsposition im Alter hängt entscheidend auch von der Haushaltsstruktur, anderen Einkommensquellen und dem vormaligen Erwerbsstatus ab.  Aus diesem Grund verweisen die Autoren auf den inzwischen hohen Anteil der Single-Haushalte unter den Erwerbstätigen und die Zahl der armutsgefährdeten Personen in Ostdeutschland. Letztere besitzen durch die wirtschaftlichen Umbrüche nach der Währungsunion gebrochene Erwerbsbiografien. Wenn es diesen jüngeren Kohorten nicht gelingt, ihr relativ höheres Armutsrisiko zu senken, könnte sich die Altersarmut tatsächlich verschärfen.

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