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    Demographie | 16.6.2020 Drucken

    Ganz in Familie – Deutschlands größter Pflegedienst

    Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie und damit verbundener Einschränkungen, Belastungen und höchstem Risiko für Pflegebedürftige fehlt es betroffenen Familien hierzulande an vielem, wie eine aktuelle DIW-Studie zeigt.

    Die Familie stellt die größte Gruppe der Pflegenden. Doch derzeit und auch in absehbarer Zukunft steht die häusliche Pflege vor enormen Problemen: psychischen und physischen, organisatorischen und auch finanziellen.

    PflegeDazu kommt, dass Pflegebedürftige bei einer Corona-Infektion zur Gruppe mit dem höchsten Risiko schwerer und oder gar tödlicher Verläufe gehören. Ebenso sorgen wechselnde Einschränkungen und Regelungen, ausbleibende Unterstützung (vielfach auch durch ausländische Pflegehilfen oder ambulante Tagespflege), der Mangel an Schutzausrüstungen, Kurzarbeit oder fehlende Kinderbetreuung für zusätzliche Belastungen. Die Familie als Ort der Pflege muss also gleich in mehrfacher Hinsicht große Herausforderungen im Pflegealltag meistern. Das Deutsche Institut für Wirtschaft Berlin (DIW) hat nun in einer Studie zahlreiche Aspekte der Situation von Pflegenden und Pflegebedürftigen innerhalb der Familie zusammengefasst und Vorschläge für mehr Unterstützung gemacht.

    Belastung nimmt in Krisenzeiten zu

    Von den rund 3,7 Millionen Menschen, die in Deutschland Leistungen der Pflegeversicherung beziehen, lebten Ende 2018 nur knapp 800.000 in Pflegeheimen. Alle anderen Pflegebedürftigen werden – mit mehr oder weniger Aufwand – in der oder durch die Familie zu Hause gepflegt. Dabei gehört ein großer Teil der Pflegeleistenden aufgrund des Alters selbst zur gefährdeten Risikogruppe oder kann den körperlichen Aufwand in einer Pflegesituation nur eingeschränkt schultern. Amtliche Daten dazu sind nur beschränkt verfügbar. Mitunter wird ein vorhandener Pflegebedarf stillschweigend gedeckt oder Pflegehilfen privat organisiert und aus eigenen Mitteln bezahlt. Doch in jedem Fall hat die betroffene Familie eine große Last zu tragen. Zudem fehlt es in der akuten Krisensituation an bedarfsorientierten Konzepten, Maßnahmen und finanziellen Ressourcen, um diesen Zustand zu verbessern und die Familien zu entlasten.

    Partner oder Kinder springen ein

    Laut Studie sind über 40 Prozent der Pflegebedürftigen älter als 80 Jahre. Gut 60 Prozent von ihnen geben an, bei täglichen Tätigkeiten wie Hygiene, Einkauf oder Ernährung grundsätzlich oder oft auf Hilfe angewiesen zu sein. Knapp 40 Prozent der Pflegebedürftigen leben allein. Ihre Pflege muss extern organisiert werden. Sei es über ambulante Pflegeunterstützung oder die Familie. In Mehrpersonenhaushalten hingegen werden damit verbundene Leistungen zumeist innerhalb der Familie (Partner oder Kinder) erbracht. Die DIW-Studie unterscheidet zudem zwischen informeller (durch Familie, Freunde oder Nachbarn) und formeller Pflege (durch professionell ausgebildete Hilfen oder Dienste). Informelle Pflege wird in 80 Prozent der Pflegehaushalte in mehr oder minder großem Umfang privat geleistet. In mehr als der Hälfte ( 53 Prozent) wird ausschließlich informelle Pflege geleistet. Somit fungiert die Familie als größter „Pflegedienst“ Deutschlands. Eine Kombination von informeller und formeller Pflege findet in 30 Prozent der Pflegehaushalte statt.

    Gefährdete pflegen Gefährdete

    Geschätzt leisteten im Jahr 2018 knapp 4,3 Millionen Personen regelmäßig informelle Pflege. Rund zwei Drittel von ihnen waren Frauen. Doch die meisten Pflegeleistenden sind bereits über 50 Jahre alt. Auf Grund ihres Alters und oft auch gesundheitlich rücken sie damit selbst mehr und mehr in den Kreis der Corona-Virus-Risikogruppe. So pflegen etwa über zehn Prozent aller 50- bis 70-jährigen Frauen in Deutschland bereits bedürftige Personen, meist nicht im eigenen Haushalt.

    Anteil der Pflegleistenden in den Altersgruppen Dazu kommt, dass sich häufig mehrere Personen bei der Bewältigung der Pflege die Aufgaben aufteilen. Mangels ausreichender Schutzmöglichkeiten oder fachlicher Erfahrung im Umgang mit Pflege- und Hygieneanforderungen bestehen so höhere Infektionsrisiken. Dies gilt sowohl für die Eigengefährdung wie für eine mögliche Ansteckung der pflegebedürftigen Angehörigen. Besonders bei der Pflege von Demenzkranken potenzieren sich damit verbundene Belastungen.

    Pflege kostet vor allem Zeit, aber auch Geld

    Von den Pflegeleistenden sind gut 30 Prozent bereits in Rente. Sie leisten mit 44 Prozent bei weitem den größten Teil an Pflegestunden, wobei meist der Partner gepflegt wird. Weniger als 50 Prozent der Pflegeleistenden sind erwerbstätig, darunter 30 Prozent in Vollzeit und 16 Prozent in Teilzeit. Diese beiden Gruppen übernehmen 18 beziehungsweise 13 Prozent aller Pflegestunden. Während pflegende Männer zu 40 Prozent in Vollzeit arbeiten, sind es bei den Frauen nur 18 Prozent. Welche Folgen die Corona-Pandemie im Hinblick auf ihre Erwerbstätigkeit oder Einkommen hat, umreißt die Studie aufgrund (noch) fehlender Daten nur. So gehen die Studienautoren davon aus, dass ein Teil der Betroffenen von Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und auch Frühverrentung betroffen sein dürfte. Sie verfügen somit über ein geringeres Einkommen. Doch immerhin bleibt (mehr) Zeit für die Betreuung der Pflegebedürftigen. Doch auch noch voll Erwerbstätige sind erheblich betroffen, insbesondere von den oben aufgeführten derzeitigen Einschränkungen, Belastungen und fehlenden Hilfsangeboten.

    Mehr Unterstützung notwendig

    Die Corona-Krise trifft Pflegeleistende und Pflegebedürftige also in ganz besonderem Maße. Sowohl professionelle Pflegeeinrichtungen wie auch die häusliche Pflege werden noch über einen längerfristigen Zeitraum damit leben müssen. Deshalb fordern die Studienautoren zunächst verstärkte Schutzmaßnahmen für diesen stark gefährdeten Personenkreis. Zumindest bis ein wirksamer Impfstoff gegen das Corona-Virus verfügbar ist. Da es für Pflegeleistende derzeit kaum externe Unterstützung gibt, müssen sie die Pflege allein stemmen. Daher die Empfehlung, den Zugang zu finanzieller Unterstützung zu erleichtern. So wären erwerbstätige Personen in der Lage, gegebenenfalls ihre Arbeitszeit zu reduzieren und den Wegfall üblicher Pflegeangebote zu kompensieren. Weitere Punkte zielen auf eine konstante Versorgung mit Schutz- und Hygienemitteln, regelmäßige Teststrukturen und die effektive Unterstützung (Motivation, Entlohnung) von Beschäftigten in der Pflege. Ebenso wird eine fachliche Schulung von informell Pflegenden angeraten, um Pflegende und Pflegebedürftige effektiver vor Infektionsrisiken zu schützen.

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