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    Private Altersvorsorge

    In die eigenen Hände genommen: So schließt sich die Rentenlücke.

    Private Altersvorsorge | 30.5.2023 Drucken

    Mit 70 in Rente oder doch etwas früher?

    Der Wunsch, die Lebensarbeitszeit nicht noch weiter zu verlängern, ist durchaus verständlich. Die demografische Entwicklung sorgt aber dafür, dass bisher bewährte Sozialversicherungssysteme an ihre Grenzen geraten.

    Sowohl bei der gesetzlichen Altersabsicherung als auch bei einer privat organisierten Rente gibt es grundsätzlich zunächst drei Stellschrauben: Erhöhung der Beitragszahlung, Reduktion der Auszahlungen oder Verlängerung der Beitragszahlungen.

    Alle drei Maßnahmen erscheinen unpopulär, weil sie für sich genommen jeweils eine Generation der Versicherten überproportional treffen. Also werden meist alle drei Ebenen nur homöopathisch behandelt, da sich bisher keine Regierung getraut hat, das System der Rente grundsätzlich zu verändern. Das alles überhaupt so weiterläuft, liegt hauptsächlich an den hohen Zuschüssen aus dem Steuerhaushalt. So liegt der gesamte Sozialetat für 2023 bei 163,3 Milliarden Euro. Etwa 120 Milliarden Euro entfallen auf die gesetzliche Rente. Das bestehende System könnte durch Pflichtbeiträge von Selbständigen und Beamten sowie durch eine kapitalgedeckte Komponente unterstützt werden. Beispiele hierfür gibt es bereits in anderen Ländern, wo alle Berufsgruppen in die gesetzliche Rente einzahlen (Schweiz) oder zusätzlich auch Kapitaldeckungen einfließen, wie in Schweden oder Norwegen. In Deutschland tut man sich mit Veränderungen extrem schwer.

    Kritiker springen zu kurz

    Zu den Klassikern einer kritischen Betrachtung der kapitalgedeckten Variante gehört beispielsweise, kurzfristige negative Entwicklungen beim norwegischen Staatsfonds zu dramatisieren. Der Fonds hatte im letzten Jahr eine negative Performance von 15 Prozent. Natürlich sind das dann 150 Milliarden Euro. Diese Summe stellen die Kritiker in den Vordergrund. Sie vergessen dabei aber, dass der Fonds im Jahr davor ein Plus von 15 Prozent generiert hat und es sich zunächst nur um einen Buchverlust zu einem bestimmten Zeitpunkt handelt. Nur wenn Norwegen das gesamte Depot veräußert, realisiert das Land den Verlust tatsächlich.

    Die Hauptaufgabe besteht zudem darin, regelmäßige Rentenzahlungen zu gewährleisten. Das wird hauptsächlich durch die Ausschüttungen der im Fonds enthaltenen Anleihen und Aktien realisiert. Dabei ist der Kurswert zum Zins- oder Dividendenzeitpunkt irrelevant. Außerdem hat sich der Staatsfonds seit Auflage 1998 überdurchschnittlich entwickelt. Er enthält mehr als 9.000 Unternehmen, investiert in über 70 Länder und ist damit ein Beispiel für ein gut diversifiziertes Portfolio.

    Bisherige Rentenformel in Frage gestellt

    Zurück nach Deutschland und zu den Stellschrauben des Systems: Mit dem vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geplanten dauerhaften Mindestrentenniveau von 48 Prozent ab dem Jahr 2026 entfiele die Stellschraube Rentenniveau für eine nachhaltige Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung. Damit steht die bisherige Rentenanpassungsformel in Frage, wodurch in den Jahren 2026 bis 2036 eine Finanzierungslücke von ca. 235 Milliarden Euro erwartet wird. Diese Lücke bei der Rente müssten Beitrags- und Steuerzahler schließen.

    Individueller Handlungsdruck nimmt zu

    Unter diesen Umständen ist Eigeninitiative gefragt. Wer eine ausgewogene Work-Life-Balance anstrebt, sollte erst recht regelmäßig einen Betrag zurücklegen und möglichst früh damit anfangen. In der Praxis zeigt sich aber, dass in den ersten zehn Ausbildungs- und Berufsjahren keine Altersvorsorge stattfindet.

    Wer individuell vorsorgen will, aber Investitionen an den Kapitalmärkten scheut, sollte zumindest erwägen, ob eine freiwillige Zuzahlung in die Rentenkasse hilfreich ist. Ein kostenfreies Beratungsgespräch bei der Deutschen Rentenversicherung kann bei einer solchen Entscheidung helfen. Insbesondere Selbständige oder Personengruppen mit geringen Beitragszahlungszeiten, die über Liquidität verfügen, sollten diese Variante wenigstens prüfen.

    Bewährte Investmentvehikel sind vorhanden

    Privatanleger haben in Deutschland bereits seit 1950 die Möglichkeit, über Investmentfonds eine individuelle Altersvorsorge aufzubauen. Mittlerweile gibt es über 100.000 Fonds, von denen ca. 20.000 in Deutschland handelbar sind. Unterstellt man, dass ein monatlicher Fondssparplan mit 100 Euro 30 Jahre läuft und nach Kosten vier Prozent Rendite bringt, entstünde unter Berücksichtigung der Abgeltungssteuer ein Endbetrag von knapp 64.000 Euro. Läuft der gleiche Sparplan nur 20 Jahre, läge der Endbetrag bei knapp 35.000 Euro. Außerdem sollte jede Verbesserung des Haushalteinkommens, sei es durch Gehaltsaufbesserung oder Kosteneinsparungen, zu 50 Prozent für eine Erhöhung der Altersvorsorge eingesetzt werden. In dem Beispiel erhöhen sich die Endbeträge auf knapp 95.000 Euro bzw. 52.000 Euro, wenn die Sparrate bei 150 Euro liegt.

    Umstellung rechtzeitig vor der Auszahlphase

    Tritt der Sparer dann in das Rentenalter ein, lassen sich aus einem vorhandenen Portfolio regelmäßige Auszahlungen generieren. Hierfür ist es sinnvoll, vorher in Anlagen umzuschichten, die regelmäßige Dividenden- und Zinszahlungen generieren. Das ist meist billiger und einfacher, als zu oft Verkäufe durchzuführen. In Deutschland schütten beispielsweise Unternehmen wie Allianz, Münchner Rückversicherung oder die Deutsche Post eher überdurchschnittliche Dividenden aus. Amerikanische Aktien zahlen in der Regel viermal im Jahr Dividende.

    Bei ausländischen Einzeltiteln muss die ausländische Quellensteuer berücksichtigt werden. Je nach Herkunftsland ist die Erstattung von zu viel gezahlten Steuern aufwendig und langwierig. Einige Banken bieten die Erstattung auf Antrag automatisiert zu relativ geringen Kosten an. Bei Investmentfonds wird die Erstattung innerhalb des Fonds abgewickelt, der Anleger muss nichts unternehmen. Häufigere Ausschüttungen bedeuten aber nicht, dass die Rendite deswegen höher ist. Die höhere Anzahl von automatisierten Liquiditätsströmen ist aber praktischer, sofern der Depotinhaber regelmäßige Auszahlungen benötigt.

    Wenig Aufwand mit vermögensverwaltenden Fonds

    Anleger, die selbst wenig Aufwand betreiben wollen, sind in der Ansparphase bei zwei bis drei bewährten vermögensverwaltenden Fonds gut aufgehoben, die einen Aktienschwerpunkt haben sollten. Da innerhalb dieser Fonds ein komplettes Portfolio aus verschiedenen Anlageklassen gesteuert wird, ist der Aufwand relativ gering. Allerdings sollte auf unterschiedliche Anlagephilosophien geachtet werden. Ist der Berufsausstieg in Sicht, kann dann in etwas defensivere, ausschüttungsorientierte Fonds und Aktien umgeschichtet werden. Die meisten aktiven Fonds haben neben einer thesaurierenden auch eine ausschüttende Variante. Zieht man ETF-Lösungen vor, findet man auf der Seite www.just-etf.de auch entsprechende Selektionsmöglichkeiten.


    Andreas Görler

    Gastautor Andreas Görler ist Senior-Wealth-Manager und zertifizierter Fachmann für nachhaltige Investments bei der -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH in Berlin. Weitere Beiträge von ihm und anderen Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.

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