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    Private Altersvorsorge

    In die eigenen Hände genommen: So schließt sich die Rentenlücke.

    Private Altersvorsorge | 8.10.2018 Drucken

    Crowdworking – ausgelagert und rund um die Uhr verfügbar

    Sie sind überall und jederzeit verfügbar. Meist arbeiten sie für namhafte Unternehmen. Ihr Arbeitsplatz aber ist der heimische Computer. Die Arbeit ist geprägt von Unabhängigkeit, Abwechslung und Kreativität, dafür aber auch ohne finanzielle und soziale Absicherung – Kündigungsschutz oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gibt es nicht.

    Die Rede ist von „Crowdworkern“, Menschen, die ihre Dienstleistungen wie Texterstellung, Programmierung, Design und vieles mehr über das Internet anbieten. Bisher ist Crowdworking nur eine kleine Nische in der Arbeitswelt. Eine kleine Nische mit Potenzial, den Arbeitsmarkt grundlegend umzukrempeln.

    Apps in der BeratungIn Deutschland steckt Crowdworking noch in den Kinderschuhen und bringt daher auch viele Fragen mit sich. Wer sind  die digitalen Tagelöhner und wie genau funktioniert ihre Arbeit? Die von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie von Informatikprofessor Jan Marco Leimeister und anderen Wissenschaftlern der Universität Kassel liefern erstmals wissenschaftliche Antworten zum Thema Crowdworking in Deutschland. Im Zuge der Forschung befragten die Wissenschaftler 434 Crowdworker aus Deutschland zu ihrer Arbeit.

    Die Ergebnisse der Studie: Die meisten Crowdworker sind hochqualifiziert. 55 Prozent der Klickarbeiter verfügen über ein abgeschlossenes Hochschulstudium. Etwa 70 Prozent verdienen damit weniger als 500 Euro im Monat. Für den Großteil ist die digitale Arbeit nur ein Nebenverdienst, dennoch bestreitet rund ein Fünftel den Lebensunterhalt mit Crowdworking. Doch mehr als die Hälfte derer, die ihren Lebensunterhalt mit dem Crowdworking verdienen, gaben an, nicht fürs Alter vorzusorgen.

    Soziale Absicherung auch für Crowdworker

    Allein in Deutschland gibt es über 30 Plattformen, die nach dem Prinzip des Crowdsourcings über eine Million Crowdworker mit potentiellen Auftraggebern zusammenbringen. Unternehmen können auf den Plattformen jederzeit auf eine breite Masse an Arbeitskräften mit unterschiedlichsten Talenten und Qualitäten zurückgreifen. Crowdsourcing ermöglicht es den Firmen, Aufgaben einfach, schnell und flexibel erledigen zu lassen.

    Offiziell sind sie keine Angestellten eines Unternehmens, sondern Selbstständige und somit nicht krankenversichert, zahlen nicht in die Rentenkasse ein und haben keinerlei Anspruch auf Mindestlohn oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Die digitalen Tagelöhner tragen also selbst alles Risiko und alle Verantwortung. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als sich privat zu versichern oder der Künstlersozialkasse beizutreten. Trotz allem sichern sich nur sehr wenige selbst ab, oftmals ist der Verdienst über die Plattformen zu niedrig. Da für viele das Crowdworking nur einen Nebenverdienst darstellt, den sie in der Mittagspause oder auf dem Weg zur Arbeit erledigen, sind zum Glück viele über ihren Hauptjob sozialversichert. Es gilt aber für die Zukunft, auch diejenigen, deren Haupteinkommensquelle das Crowdworking darstellt, in das Sozialsystem aufzunehmen und eine gemeinsame Regelung mit den Betreibern der Plattformen zu finden.

    Moderne Sklaverei oder Arbeit der Zukunft?

    Immer häufiger taucht der Begriff der modernen Sklaverei auf, wenn es um Crowdworking geht. Die Arbeitsbedingungen seien miserabel, Sozialleistungen, Mindestlohn und Mitbestimmung auf den Plattformen gibt es nicht. Viele Wissenschaftler beschreiben jedoch Crowdworking als wichtigen Teil der zukünftigen Arbeit. Es bietet zahlreiche Möglichkeiten, den Arbeitsmarkt gründlich zu verändern. Durch Crowdworking ist es nahezu jedem Menschen, der im Besitz eines Smartphones ist, möglich, an einfache und heterogene Arbeit zu gelangen, ohne einen langen Prozess der Akquise von Angestellten. Crowdworker legen mehr Wert auf Selbstbestimmung im Leben und in der Arbeit und nehmen daher den Verzicht auf finanzielle und soziale Absicherung in Kauf. Der Großteil der Crowdworker fühlt sich zwar „nicht ausgebeutet“, ist „gleichzeitig aber auch nicht zufrieden mit dem Arbeitsumfeld“, heißt es in der Studie der Hans-Böckler-Stiftung.

    Aber es gibt zahlreiche Ansatzpunkte, die Arbeitssituation der Crowdworker zu verbessern. Da Crowdworking in Deutschland noch am Anfang steht, ist es möglich, die neue Art der Arbeit von Beginn an zu gestalten und faire Bedingungen zu schaffen. Mehr Mitbestimmung, garantierter Mindestlohn und Eingliederung in die Sozialversicherung werden in diesem Zusammenhang angeführt. In Zukunft werden immer mehr Branchen Crowdsourcing betreiben. Die Zahl steigt stetig. Es ist Aufgabe des Staates, den rechtlichen Status von Plattformen festzulegen und den Begriff der Selbstständigkeit vor dem Hintergrund der plattformbasierten Arbeit neu zu definieren.

    Organisation einer digitalen sozialen Sicherung

    Ein Crowdworker in Deutschland verdient rund 326 Euro pro Monat bei einem Arbeitsaufwand von 14 Stunden pro Woche. Das entspricht einem durchschnittlichen Stundenlohn von 5 Euro und 82 Cent.  In dem Artikel „Digitale soziale Sicherung – ein Schritt in die Zukunft“ skizziert der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Enzo Weber, Forschungsbereichsleiter am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), einen Weg zur digitalen sozialen Sicherung in der heutigen Zeit. „Trotz des internationalen und flexiblen Charakters von Plattformarbeit ist eine soziale Absicherung gleichwohl auch für diese Personen machbar“, heißt es in seinem Artikel.

    Die Idee – flexibel und praktikabel. Ein digitales Konto zur sozialen Sicherung, verwaltet von einer internationalen Institution. In dieses digitale Konto werden die Beiträge zu einem festen Satz in Relation zu den Verdiensten auf der Plattform eingezahlt und über ein Umlageverfahren zu den einzelnen Sozialsystemen transferiert. Sollte der Beitragssatz unter dem angegebenen Beitragssatz im jeweiligen Land liegen, ergäbe sich eine Leistungskürzung bei der späteren Rente. Beiträge für die Krankenversicherung könnten ebenfalls implementiert und bei Bedarf auch private Krankenkassen eingebunden werden. Letzten Endes stellt sich aber die Frage, wie diese Änderungen durchgesetzt werden können. Hier ist der Staat gefragt.

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