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    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen

    Die Börse im Blick: So wird investiert.

    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen | 5.8.2022 Drucken

    Der Zins ist zurück – was nun?

    45 Jahre kannten die Kapitalmarktzinsen nur eine Richtung: nach unten. Nach der Finanzkrise und der deutlichen Erhöhung der Staatsschuldenquoten der Industrieländer wurden die Zinssätze an den Geld- und Kapitalmärkten durch immer größere Volumina internationaler Anleihen-Kaufprogramme künstlich niedrig gehalten.

    Die plötzliche Erhöhung der Inflationsraten innerhalb weniger Monate. Preissteigerungen relevanter Rohstoffe, bei gleichzeitiger Verknappung durch den Krieg in der Ukraine und Lieferstörungen bei Konsumgütern sowie wichtigen technischen Komponenten durch Chinas Null-Covid-Strategie. All das ist sowohl für die Industrie, für Privathaushalte, aber auch für die Zinspolitik der Notenbanken eine Herausforderung. Der Zins ist zurück.

    In der Finanzkrise halbierten sich die Kurse von Unternehmensanleihen mit mittlerer bis guter Bonität, da sich Kreditinstitute untereinander keine Darlehen ausreichten. Staaten mit mittlerer bis schwächerer Bonität wiesen hohe Wertschwankungen in den entsprechenden Anleihesegmenten auf (z. B. Russland, Argentinien, Türkei, Griechenland oder Ukraine). Auch das ist nicht neu. Dass der deutsche Staatsanleihen-Index REX P im ersten Quartal 2022 um 4,3 Prozent fiel, klingt da fast schon belanglos. Tatsächlich ist das aber der größte Quartalsverlust seit Auflegung dieses Kursbarometers. Insbesondere mittel- bis langfristige, niedrigverzinste, festverzinsliche Rentenpapiere sowie Investmentfonds mit mittlerer oder langer Duration wiesen teilweise zweistellige Kursverluste auf.

    Hoher Druck im langfristigen Segment

    Steigen die Zinsen am Kapitalmarkt weiter an, hat dies erhebliche Auswirkungen auf die Kursentwicklung langfristiger, niedrig verzinster Anleihen. Sie fallen dann weiter sehr stark. Es ist auch eine andere Situation als in der Finanzkrise. Damals sind Unternehmensanleihen teilweise um 50 bis 60 Prozent gefallen. Strukturierte Produkte sogar noch deutlich stärker. Als die Situation sich entspannte, erholten sich die Anleihekurse aber auch wieder schnell. In der Rückschau handelte es sich also um „interessante Opportunitäten“. Wer allerdings damals dabei war, weiß noch, dass es „spannender“ war, als man es braucht. Liegt allerdings eine Phase nachhaltig steigender Zinssätze am Kapitalmarkt vor, fallen die Kurse von emittierten festverzinsten Wertpapieren permanent. Nur wer jeweils neu einsteigt, erhält dann eine Rendite auf dem erhöhten Niveau bis zum Laufzeitende.

    Kürzere Duration für Neueinsteiger wieder interessant, Liquidität problematisch

    Im kürzeren Laufzeitbereich von zwei bis drei Jahren lassen sich mittlerweile, auch bei ordentlicher Bonität, Renditen erzielen, die bei zwei bis drei liegen können. Unbedingt zu berücksichtigen ist allerdings die sehr schwierige Liquiditätssituation am Markt. Privatanleger, die direkt einzelne Anleihen erwerben möchten, können Ordervolumina von einigen tausend Euro limitiert umsetzen, sollten sich aber dann trotzdem darauf einstellen, die Papiere bis zum Schluss im Depot zu belassen. Professionelle Investoren wie Stiftungen, Pensionskassen und Investment- oder Staatsfonds müssen auf größere Emissionen mit hohen Mindeststückelungen zurückgreifen. Nur da ist eine akzeptable Liquidität vorhanden.

    Einfache Laufzeittransformation aktuell schwierig

    Schichtet man aus dem langen Laufzeitband in das kürzere Segment um, reduziert man zwar das zukünftige Schwankungspotential bei weiter steigenden Zinsen, gibt aber auch das Erholungspotential auf und realisiert hohe Kursverluste. Wer trotzdem aus langen Laufzeiten aussteigen will und ein höheres Chance-Risikoprofil akzeptiert, kann auch in Aktien- oder Mischfonds umschichten. Zwar gibt es auch Druck auf den Aktienmarkt, wenn die Zinssätze anziehen. Allerdings stabilisieren sich Sachwerte nachgelagert und bieten dann auch einen gewissen Inflationsausgleich, ohne dass es hier eine feste Korrelation gibt. Entscheidend bleibt die Zinsentwicklung am Kapitalmarkt. Im Moment ist die Zinsstruktur davon geprägt, dass die Inflationsraten innerhalb kürzester Zeit auf Level gestiegen sind, die sonst eher nach drei bis vier Jahren erreicht werden. Das wirkt sich dann verzögert auf die Zinssätze am Kapitalmarkt aus.

    Fazit: Nach jahrzehntelang fallenden Zinsen, gefolgt von einigen Jahren der „künstlichen Seitwärtsbewegung“ aufgrund hoher Staatsverschuldung der Industriestaaten, muss man nun mit Zinsanstiegen umgehen, die eigentlich schon längst fällig gewesen wären. Als europäischer Privatinvestor, der ein Portfolio aufbaut und Rentenpapiere beimischen möchte, kann man im Euroraum bleiben und Unternehmens- und Staatsanleihen mit mittlerer bis guter Bonität und kürzeren Laufzeiten vorziehen. Auch hier fallen die Kurse, wenn die Zinsen steigen. Allerdings bei weitem nicht so stark, wie bei langfristigen Papieren. Unterstellt man aber die ordentliche Rückzahlung zu 100 Prozent, bleibt die Rendite zum Kaufzeitpunkt fix und die Kursschwankungen stören dann nicht so sehr.

    Das Risiko des Anleiheausfalls ist hier geringer, weil sich für einen kürzeren Anlagehorizont die betriebswirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Entwicklungen besser einschätzen lassen. Auf der Fondsebene bekommen aktive Rentenfonds mit kürzeren Laufzeiten den Vorzug.


    Andreas Görler

    Gastautor Andreas Görler ist Senior Wealth Manager und zertifizierter Fachmann für nachhaltige Investments bei der -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH.

    Weitere Beiträge von ihm und anderen Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.

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