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    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen

    Die Börse im Blick: So wird investiert.

    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen | 2.12.2017 Drucken

    Fremde Währungen als Chance und Risiko

    Wer in ausländische Aktien oder Anleihen investiert, sollte auch immer die Perspektive der jeweiligen Währung im Blick behalten. Manchmal ist die Entwicklung der Währung sogar wichtiger als das Wertpapier.

    Der Euro ist stark. Wer hätte das vor einem Jahr gedacht? Da sah es nach dem Brexit-Entscheid der Briten, der Wahl des „America first“-Präsidenten Trump, dem drohenden Sieg der Populisten bei den damals noch bevorstehenden Wahlen in Frankreich und den Niederlanden gar nicht gut aus für Europa und den Euro. Die schlechte Stimmung ließ sich an der Entwicklung des Euro ablesen.

    WährungenMittlerweile hat sich das Blatt gewendet. Trump hat auch ein Jahr nach seiner Wahl kein einziges seiner angekündigten Gesetzesvorhaben durch den Kongress gebracht, die Briten steuern auf einen Chaos-Brexit zu, niemand weint ihnen eine Träne nach und in Frankreich regiert ein Präsident, der sich überraschenderweise als glühender Europäer entpuppt.

    Solche politischen Volten hinterlassen an den Währungsmärkten sichtbare Spuren, vor allem im Verhältnis zwischen Euro und US-Dollar. So verlor der Euro gegenüber dem Greenback kurz nach der Wahl Donald Trumps innerhalb kurzer Zeit zunächst fast zehn Prozent an Wert. Eine Parität zwischen Dollar und Euro schien in greifbarer Nähe. Doch die Investoren an den internationalen Devisenmärkten haben relativ schnell begriffen, dass sie überreagiert hatten. Die anfängliche Trump-Euphorie ist komplett verflogen. Zwischenzeitlich stieg der Wert des Euro sogar auf 1,20 US-Dollar. Auch dieser Wert wird nun wohl wieder korrigiert werden. Dafür sorgen steigende Zinsen in den USA und die nach wie vor ungelösten Schulden-Probleme in Europa. Es bleibt also spannend.

    Der kritische Blick auf die Devisenmärkte

    Das Beispiel Euro/US-Dollar macht deutlich, mit welchen Unwägbarkeiten europäische Anleger rechnen müssen, wenn sie in Wertpapiere aus anderen Ländern investieren. Wer sich vor einem Jahr Anleihen ins Depot gelegt hat, die in US-Dollar notieren, konnte sich zwar über eine höhere Verzinsung als bei Bundesanleihen freuen. Unterm Strich sieht die Jahresbilanz jedoch mau aus. US-Anleihen haben in der Zwischenzeit – in Euro umgerechnet – an Wert verloren. Auch die in US-Dollar ausgezahlten Zinsen sind in Euro nicht mehr so viel wert.

    Ähnlich sieht es bei Aktien aus. Der US-Aktienindex S&P 500 ist innerhalb eines Jahres zwar um 19 Prozent gestiegen. Gleichzeitig sorgte der schwächelnde US-Dollar jedoch dafür, dass in den Depots europäischer Anleger, die vor einem Jahr in Aktien aus diesem Index investiert haben, jetzt nur noch rund zehn Prozent an Performance übrig bleibt.

    Währungsstrategien für Anleger

    Wertpapiere in Fremdwährungen sind natürlich nicht nur einem Währungsrisiko ausgesetzt. Sie können auch Chancen bieten. Da sind zum Beispiel die sogenannten Rohstoffwährungen, die in der langen Phase des Ölpreisverfalls und im Zuge nachgebender Rohstoffpreise vor einiger Zeit unter Druck geraten sind. Die norwegische Krone, der kanadische und der australische Dollar könnten demnächst von steigenden Rohstoffpreisen an den Weltmärkten profitieren.

    Damit stellt sich für Anleger die grundsätzliche Frage: Wie gehe ich mit dem Thema Fremdwährungsinvestitionen um? Die Antwort darauf lässt sich situativ beantworten. Wer die Chancen einer Fremdwährungsaufwertung gegenüber dem Euro erwartet, kann getrost auf eine explizite Devisenstrategie verzichten, sollte in der Folge aber die Entwicklung im Blick behalten. Schließlich kann der Wind auch mal schnell drehen – siehe das eingangs erwähnte Euro-Dollar-Beispiel.

    Absicherung als Alternative

    Andere Position: Anleger beantworten die Währungsfrage für sich mit der klaren Ansage, dass diese keine Rolle spielen und deshalb entsprechend abgesichert sein sollte. Wer nur die Aussichten eines bestimmten ausländischen Aktienmarktes positiv einschätzt, die Währungsentwicklung perspektivisch jedoch kritisch sieht, sollte deshalb in Fonds oder Finanzprodukte investieren, die eine Währungsabsicherung bieten.

    So etwas wäre beispielsweise beim japanischen Aktienmarkt zuletzt angebracht gewesen. Der bemerkenswerte Wertzuwachs im Nikkei 225 Aktien-Index im Jahr 2017 wurde fast komplett vom Währungsverlust des Yen gegenüber dem Euro aufgefressen. Anleger, die in währungsgesicherte Produkte investiert haben, liegen dagegen mit zweistelligen Wertzuwachsraten im Plus.

    Fazit: Ausländische Wertpapiere sind niemals nur ein Aktien- oder Anleiheinvestment, sondern immer auch eine Währungsspekulation – es sei denn, man klammert das Thema Devisen explizit durch eine Währungsabsicherung aus.


    Norbert Schulze BornefeldNorbert Schulze Bornefel ist Geschäftsführer der EICHLER & MEHLERT Finanzdienstleistungen GmbH und zuständig für das Geschäft mit institutionellen Kunden. Er schreibt als Gastautor für das Deutsche Institut für Altersvorsorge.

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