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    Gesetzliche Rente

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    Gesetzliche Rente | 10.11.2021 Drucken

    Schwedens Rente: Vorbild für Deutschland?

    Die kapitalgedeckte Prämienrente Schwedens gilt vielen Reformern hierzulande als Vorbild. Doch lässt sich das schwedische Erfolgsmodell so einfach auf Deutschland übertragen?

    Sicher scheint in Fragen der Rente lediglich, dass sie unter momentanen Vorzeichen nicht sicher ist. Die Alterssicherungspolitik Deutschlands steht vor immensen Herausforderungen. Aktuell gilt in Deutschland die von der großen Koalition vereinbarte „Haltelinie“. Sie soll ein Absinken des allgemeinen Rentenniveaus unter 48 Prozent vermeiden.

    Flagge Schweden

    Doch zeichnet sich jetzt schon ab, dass dieses Niveau nicht zu halten sein wird. Weil in den kommenden Jahren immer mehr geburtenstarke Jahrgänge, die sogenannten Babyboomer, in Rente gehen sowie die Lebenserwartung stetig ansteigt, haben die Beitragszahler im Umlageverfahren immer höhere Lasten zu schultern. Im Ergebnis muss die deutsche Rentenkasse mit beständig steigenden Milliardenbeträgen aus Steuermitteln bezuschusst werden.

    Ein Ausweg aus der deutschen Rentenmisere ist weiterhin nicht in Sicht. Da kann es nicht überraschen, dass vielen Reformern Schweden als Land der Rententräume gilt. Mit seinen drei Säulen einer staatlichen Grundrente, ergänzt durch Betriebsrente und private Altersvorsorge ähnelt das schwedische Altersvorsorgemodell oberflächlich betrachtet dem deutschen. Der wesentliche Unterschied liegt aber darin, dass ein Teil der Beiträge obligatorisch in die kapitalgedeckte Rente fließt. Wie in Deutschland führen die Schweden einen Teil ihres Bruttoeinkommens (16 Prozent) an die gesetzliche umlagefinanzierte Rentenkasse ab. Zusätzlich aber müssen sie weitere 2,5 Prozent in eine kapitalgedeckte Anlageform, die sogenannte Prämienrente, investieren.

    Große Auswahl von Anlagealternativen

    Hierfür steht den schwedischen Rentensparern eine große Auswahl staatlich zugelassener privater Anlagealternativen zur Verfügung. Aus denen können sie sich ihre individuelle Prämienrente zusammenstellen. Wer keine Entscheidung trifft, zahlt automatisch in den staatlich verwalteten Fonds AP7 ein. Das ist für mehr als die Hälfte der Schweden der Fall. Angesichts einer im Schnitt zweistelligen Rendite hat sich diese Investition in den vergangenen Jahren aber durchaus gelohnt.

    Parteien mit unterschiedlichen Vorschlägen

    Im Lichte des schwedischen Erfolgs sind politische Vorstöße kaum verwunderlich, die deutsche Rentenkasse stärker in die Kapitalmärkte investieren zu lassen. Zuletzt wollte es die FDP mit ihrem Vorschlag einer gesetzlichen Aktienrente den Schweden gleichtun und breite Bevölkerungsschichten an den Gewinnen der weltweiten Kapitalmärkte partizipieren lassen. Ein Beitrag von etwa zwei Prozent des Bruttoeinkommens soll mittels kapitalgedeckter Altersvorsorge das gesetzliche Rentensystem auf eine breitere Basis stellen. In ähnlicher Weise beabsichtigte die CDU Ende 2020 mit einem „Mischsystem“ vom reinen Umlagesystem abzurücken und zusätzlich mittels Kapitalanlage zur Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung beizutragen. Auch die 2019 von den Ökonomen Knabe und Weimann und der Hessischen Landesregierung vorgestellte „Deutschlandrente“ nahm sich das schwedische Modell zum Vorbild.

    Systemwechsel könnte langfristig für Entlastung sorgen

    In einer Studie bescheinigen Martin Werding, Professor für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen an der Ruhr-Universität Bochum, und Benjamin Läpple, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am selben Lehrstuhl, dem Modell der Freien Demokraten, dass es den gegenwärtigen Druck aus dem deutschen Rentensystem nehme: Ein Systemwechsel innerhalb des gesetzlichen Alterssicherungssystems, weg von der alleinigen Umlagefinanzierung und hin zu einer ergänzenden Kapitaldeckung, führe zu einer Stabilisierung des Systems sowie zu einer Entlastung der Beitragszahler und des – ohnehin coronageplagten – Bundeshaushalts.

    Schweden hat andere demografische Lage

    Ohne langjährige Übergangsregelungen wird eine Umstellung des Rentensystems freilich nicht gelingen. Daher stellt sich die Frage, ob der Systemwechsel zur Lösung der akuten Probleme der deutschen Alterssicherung nicht zu spät kommen würde. Vor allem die demografische Lage drängt in Deutschland zur Eile. Das skandinavische Land ist allerdings demografisch ganz anders aufgestellt: So weist etwa Johannes Rausch vom Max-Planck-Institut für Sozialpolitik und Sozialrecht darauf hin, dass aufgrund der höheren Geburtenrate in Schweden sowie einer viel weniger ausgeprägten Babyboomer-Generation die Finanzierungslücke in der Rentenkasse geringer und damit der Spielraum der Ausgestaltung des Rentensystems größer sei.

    Schwankungen in der Ansparphase

    Die steigenden Aktienkurse ließen den staatlichen schwedischen Fonds inzwischen zum größten Fonds Europas anwachsen. Es liegt auf der Hand, dass eine solche Performance natürlich nicht ohne das Eingehen von Risiken zu haben ist. Entsprechend zeigte die Entwicklung von AP7 auch nicht stetig nach oben. In der Anfangsphase als auch in der Finanzkrise verlor der Fonds stark an Wert. Aus Sicht des Einzelnen ist vor allem in der Ansparphase mit starken Schwankungen zu rechnen, weil der Schwedenfonds Beiträge hundertprozentig in Aktien anlegt, bis der Rentenversicherte 55 Jahre alt ist. Erst danach fließt ein stetig wachsender Anteil in festverzinsliche Anlagen.

    Anderer Umgang mit Unsicherheit

    Was aber den Umgang mit Unsicherheit betrifft, bestehen immense Unterschiede zwischen beiden Ländern: Während man in Deutschland zu deutlicher Unsicherheitsvermeidung tendiert, ist man in Schweden eher bereit, Unsicherheit zu akzeptieren. Gerade angesichts einer in Deutschland ohnehin nur schwach ausgeprägten Aktienkultur dürfte es nicht überraschen, wenn eine derartige Rentenunsicherheit abschreckend wirkt.

    Natürlich ist auch ein umlagefinanziertes Rentensystem nicht ohne Risiken – bei diesem System entstammen sie aus Krisen am Arbeitsmarkt. Fest steht jedenfalls, dass es am Aktienmarkt keine Garantien gibt. Im Vergleich zu Schweden hätte Deutschland heute viel höhere Einstiegskurse hinzunehmen und dabei ist keineswegs sicher, dass die Renditen an der Börse weiterhin in demselben Ausmaß steigen wie in den vergangenen Jahren, zumal die Kapitalmärkte jahrelang von der Niedrigzinspolitik profitierten.

    Startschuss für einen Neubeginn?

    Die gegenwärtigen Koalitionsverhandlungen zwischen SPD, FDP und Grünen werden zeigen, wie weit sich Deutschland in puncto Rente Schweden annähern wird. Im Sondierungspapier der drei Parteien jedenfalls wurde der Vorsatz formuliert, man wolle „zur langfristigen Stabilisierung von Rentenniveau und Rentenbeitragssatz in eine teilweise Kapitaldeckung der Gesetzlichen Rentenversicherung einsteigen“. Ob dies der Startschuss zu einem Neubeginn bei der Rente in Deutschland nach schwedischem Vorbild ist, bleibt abzuwarten. Den schwedischen Erfolg zu kopieren, wird von der konkreten Ausgestaltung des Vorsorgemodells abhängen – und dabei, so viel ist sicher, steckt der Teufel im Detail.

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