Falsches Bild von Älteren während Corona
Die Medien sprachen in dieser Zeit häufig von den vulnerablen und zu schützenden Alten. Eine neue Studie zeigt jedoch, dass Ältere nicht anfälliger für die indirekten Folgen der Pandemie waren als Jüngere.
Bei älteren Menschen nimmt eine Corona-Infektion öfter einen schwereren Verlauf als bei jüngeren Altersgruppen. Bei den indirekten Folgen der Pandemie wie gesteigerter Einsamkeit, Angst oder sozialem Wohlbefinden sind Ältere entgegen der allgemeinen Meinung aber nicht stärker betroffen.
Dass dies in der öffentlichen Debatte meist anders wahrgenommen wurde, grenzt an Altersdiskriminierung. Zu diesem Schluss kommen zumindest die Autoren des aktuellen Deutschen Alterssurvey, einer breit angelegten Umfrage des Deutschen Zentrums für Altersfragen, gefördert vom Bundesfamilienministerium. Nach den Studienergebnissen ist die Annahme einer erhöhten Anfälligkeit bei Älteren für die indirekten Gesundheitsfolgen der Pandemie nicht haltbar. Zu sehen ist das am Anstieg des Einsamkeitsempfindens, das entgegen des öffentlichen Diskurses nicht an das Lebensalter gekoppelt war. So kam es beim Einsamkeitszuwachs während der Lockdown-Regelungen zu keinem signifikanten Unterschied zwischen Älteren und Jüngeren. Insgesamt hat uns die Pandemie also alle gleich einsam gemacht. Auch beim sozialen Wohlbefinden und der sportlichen Aktivität weisen Ältere im Vergleich zu Menschen mittleren Alters keine schlechteren Werte auf.
Ältere nehmen Gesundheit pessimistischer wahr
Lediglich beim Spazierengehen zeichnet sich eine ungünstigere Entwicklung ab. Während der Kontaktbeschränkungen war der öffentliche Raum wie Parks einer der wenigen Orte, an denen das Beisammensein erlaubt war. Doch hier verzichteten ältere Menschen häufiger auf das Spazieren als der Rest der Bevölkerung. Dem Einsamkeitsempfinden schadete dieser Verzicht aber offenbar nicht mehr als dem Bundesdurchschnitt. Bei noch einer Sache kam es zu einem Unterschied zwischen den Altersgruppen. Die subjektive Gesundheit schätzten Ältere negativer ein als Personen mittleren Alters. Bezogen auf den tatsächlichen Gesundheitszustand bewerteten Ältere ihre Gesundheit folglich schlechter als jüngere Menschen. Nach den Studienautoren ist dieser Trend aber nicht eindeutig auf die Folgen der Pandemie zurückzuführen.
Nachricht an die Redaktion
Senden Sie Hinweise, Lob oder Tadel zu diesem Artikel an die DIA Redaktion.
Ausgewählte Artikel zum Thema
Ältere bleiben länger im Arbeitsleben
Nach den Angaben des Statistischen Bundesamts ist der Anteil älterer Menschen, die weiterhin arbeiten, in Deutschland 2021 deutlich gestiegen und liegt über dem EU-Schnitt. Seit Jahren verschärfen sich im Zuge des demografischen Wandels die Arbeitsmarktsituation und der Fachkräftemangel. Eine der Folgen davon: gerade hochqualifizierte und gutverdienende ältere Arbeitnehmer entscheiden sich für ein längeres Arbeitsleben. Deshalb […]
Artikel lesenPandemie: Väter traten beruflich kürzer als Mütter
Väter schraubten die Arbeitszeit während der Pandemie stärker zurück als Mütter. Führte Corona zu einer Verschiebung des klassischen Rollenbildes?
Artikel lesenLand oder Stadt - wo altern Menschen gesünder?
Jüngere Senioren haben auf dem Land eine geringere Sterblichkeit, ältere dagegen in der Stadt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die im Fachmagazin „Public Health“ vorgestellt wurde, wie der Newsletter „Demografische Forschung aus Erster Hand“ unlängst informierte. Demnach haben 60- bis 64-jährige Frauen in ländlichen Regionen eine um 14 Prozent niedrigere Sterberate als gleichaltrige Frauen, […]
Artikel lesen