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    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen

    Die Börse im Blick: So wird investiert.

    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen | 1.11.2022 Drucken

    Rohstoffe – Renditebeitrag oder Strohfeuer?

    In diesem Jahr gab es nur wenige Investitionsmöglichkeiten, die einen positiven Performance-Beitrag für das Depot lieferten. Unternehmen aus dem Energie- und Rohstoffbereich gehörten teilweise dazu. Aber bieten sie auch mittel- und langfristige Opportunitäten?

    Bei direkten Investments in Rohstoffe werden keine Erträge in Form von Dividenden oder Zinsen ausgeschüttet. Außerdem ist der direkte Erwerb und die damit verbundene Lagerung von Rohstoffen aus reiner Investitionssicht nicht sinnvoll. Privatpersonen ist es ohnehin nicht erlaubt. Europäische Investoren müssen zudem berücksichtigen, dass Rohstoffe grundsätzlich in US-Dollar gehandelt werden, so dass auch Währungseffekte auftreten.

    Bei Edelmetallen erhoffen sich Anleger oft den Werterhalt bzw. einen Inflationsschutz. Bei Energieträgern wie Öl, Gas oder Kohle ist es eher die Erwartung eines erhöhten Energieverbrauchs durch größere Wirtschaftsleistung, die im Vordergrund steht. Industriemetalle wie Kupfer, Zink oder Aluminium können durch Infrastrukturprogramme stärker nachgefragt werden und dadurch im Preis steigen. Setzt man den Schwerpunkt bei Agrarprodukten, kann die Aussicht auf eine weiter steigende Weltbevölkerung dazu führen, dass mehr Grundnahrungsmittel benötigt werden und beispielsweise die Weizenpreise langfristig steigen.

    Aktien, Fonds oder ETF – Anleger haben die Wahl

    Anleger können sich Aktien oder Anleihen von Energieversorgern, Erdöl-Exploratoren oder Rohstoffunternehmen ins Depot legen oder in entsprechende aktiv verwaltete Fonds investieren. Hier kommen dann noch die unternehmerischen Chancen und Risiken hinzu. Eine weitere Option besteht darin, passive Fonds zu erwerben, die einen Index unterschiedlicher Rohstoffkategorien enthalten. Da sind meist auch Industriemetalle und Agrarrohstoffe integriert. Solche ETF-Lösungen finden sich beispielsweise auf der Internetseite www.justetf.com. Dort kann man gezielt nach Rohstoffprodukten selektieren. Bekannte Anbieter wie iShares, Lyxor, Xtrackers oder WisdomTree bieten hier unterschiedliche Lösungen an.

    Rollverluste bei Zertifikaten

    Will man nur auf einzelne Rohstoffe setzen, bieten sich Rohstoffzertifikate an. Sie bilden die meisten Rohstoffe mittels Futures an der Terminbörse ab. Läuft ein solcher Terminkontrakt aus, muss in den nächsten „gerollt“ werden. Roll-Verluste drohen, wenn der in den kommenden Monaten erwartete Rohstoffpreis höher liegt als der aktuelle Preis und der Preis des Basisobjekts nicht so stark steigt, wie die Erwartungen es vermuten ließen („Contango“). Liegt der für spätere Monate erwartete Preis dagegen unter dem aktuellen Preis und der Rohstoffpreis steigt, streicht der Anleger diesen Vorteil ein („Backwardation“). In der Regel liegt die „Contango-Variante“ vor, da neben den Erwartungen auf die Rohstoffpreisentwicklung beim Future auch Lagerhaltungs- und Finanzierungskosten eingepreist sind. Die beiden beschriebenen Szenarien und das dazugehörige regelmäßige Anpassen über Termingeschäfte am Future-Markt führen letztlich dazu, dass keine echte Eins-zu-eins-Entwicklung stattfindet. Je nach Struktur eines Zertifikates kann man auf steigende oder fallende Kurse eines Basiswertes setzen.

    Kapitalmärkte beeinflussen zunehmend die Preise

    Seitdem man aus Rohstoffen eine investierbare Anlageklasse gemacht hat und entsprechend viele Wertpapiere auf dem Markt sind, mit denen jeder in Rohstoffe investieren kann, werden Rohstoffpreise zunehmend von den Kapitalmärkten beeinflusst und orientieren sich nicht mehr am echten Bedarf.  Als indirekte Käufer treten große Finanzinvestoren auf, die sich positive Renditen versprechen und Positionen auch schnell auflösen. Das schwächt den eigentlich gewünschten Effekt einer Anlageklasse mit einer geringen Korrelation zu bereits vorhandenen Vermögenswerten ab.

    Rohstoffe als politisches Druckmittel

    Hinzu kommt, dass man sich meist auch politische Risiken ins Depot holt, da Rohstoffe häufig aus Schwellenländern stammen. Zusätzlich können Produkte, die weltweit benötigt werden wie Öl oder Gas, von Organisationen kontrolliert werden, die direkten Einfluss auf die Preisgestaltung nehmen (zum Beispiel durch die OPEC). Die aktuelle Situation ist ein extremes Beispiel, wie über Anpassungen der Fördermengen, Lieferstörungen durch vermeintliche Wartungsarbeiten, Sanktionen, Boykotte und Preisdeckelungen erhebliche Preisschwankungen und damit politische Spannungen ausgelöst bzw. verstärkt werden.

    Rückzug aus großen Rohstoff- und Minenkonzernen

    Seit einigen Jahren findet in diesem Segment zudem ein „De-Investment“ statt. Einige Großinvestoren ziehen sich zurück und bevorzugen nachhaltige Investitionsmöglichkeiten. Das betrifft insbesondere Aktien und Anleihen von großen Rohstoff- und Minenkonzernen. Der amerikanische Investor Warren Buffet trennte sich bereits 2017 von Aktien des größten Erdölförderers der Welt Exxon Mobil und des drittgrößten Erdölunternehmens der USA Conoco Philipps. Die Allianz gab vor einigen Jahren bekannt, dass keine Investitionen in traditionelle Energieträger mehr stattfinden sollen und auch der norwegische Staatsfonds fährt solche Positionen weiter zurück, obwohl ein Großteil des Wohlstandes der norwegischen Bevölkerung aus diesem Bereich stammt. Die Tatsache, dass es in den USA, in republikanisch geführten Staaten, erheblichen Druck auf ESG-Anlagen, mit Anlageverboten in nachhaltige Fonds gibt, ist störend, zeigt aber auch, dass der Trend zur Nachhaltigkeit den gewünschten Druck auf fossile Energieträger erzeugt.

    Weder Selbstläufer noch schwankungsarm

    Fazit: Der Rohstoffmarkt wird kurzfristig sicherlich noch ein erhöhtes Chance-Risiko-Profil bieten. Die Volatilität bleibt hoch. Trotz des zwischenzeitlich positiven Renditebeitrages ist ein Rohstoff-Investment kein Selbstläufer. Der Großteil der verwendeten Rohstoffe und deren Förderung lässt sich, trotz aktueller Notwendigkeit, nur schwer mit Nachhaltigkeitszielen vereinbaren. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin hat bereits 2019/2020 in einem Merkblatt Klima- und Umweltrisiken benannt. Der weltweite Blick auf erneuerbare Energien sollte mittel- bis langfristig erfolgversprechender und auch sinnvoller sein.


    Andreas Görler

    Gastautor Andreas Görler ist Senior-Wealth-Manager und zertifizierter Fachmann für nachhaltige Investments bei der -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH. Weitere Beiträge von ihm und anderen Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.

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