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    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen

    Die Börse im Blick: So wird investiert.

    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen | 24.4.2023 Drucken

    Die Dividende ist keineswegs der neue Zins

    Es ist endlich wieder so weit. Die Tage werden länger und der Neuanfang liegt in der Luft. Auch für Aktieninvestoren ist das eine besondere Zeit, denn von März bis in den Mai verläuft in Deutschland traditionell die Dividendensaison.

    Allein die 100 größten deutschen Unternehmen werden demnächst nach ersten Schätzungen die Rekordsumme von 62 Milliarden Euro an Dividende ausschütten. Bei solchen Zahlen schießen bei so manchem Anleger die Freudentränen in die Augen, denn in den letzten zwölf Monaten gab es an der Börse nicht allzu viele gute Nachrichten.

    Wenn es nach den Überschriften in vielen Börsenmedien geht, ist die Dividende der neue Zins. Doch als Zins sollten Anleger eine Dividende nie begreifen. Dividenden sind keine Zusatzerträge, sie wachsen nicht auf Bäumen, sondern vermindern den Liquiditätsbestand des Unternehmens hinter der Aktie. Sobald eine Dividende ausgeschüttet wird, fällt automatisch der Börsenkurs um die gleiche Höhe. Mit einer Ausschüttung verringert sich der Unternehmens- und damit der Börsenwert. Der Gesamtertrag einer Aktie bleibt also derselbe, egal ob eine Dividende ausgeschüttet wird oder nicht. Dass Dividenden irrelevant sind, stellten die amerikanischen Nobelpreisträger Franco Modigliani und Merton Miller bereits 1961 durch ihre „Dividend Irrelevance Therory“ fest. Mittels mathematischer Modelle konnten sie beweisen, dass die Dividende keinen Einfluss auf den Aktiengewinn hat. Für Dividenden gilt das Prinzip „linke Tasche, rechte Tasche“.

    Dividenden als Auswahlkriterium?

    Für viele Privatanleger ist jedoch die Dividendenrendite einer Aktie ein entscheidendes Auswahlkriterium. Besondere Dividendenstrategien erfreuen sich in vielen Publikationen großer Beliebtheit. Viele Anleger bevorzugen bei der Auswahl auch Dividendenfonds oder Dividenden-ETF. Dass sich Depots mit besonders dividendenstarken Aktien automatisch besser entwickeln, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Wer als Anleger allein auf die Dividendenrendite schielt, kann böse Überraschungen erleben. Als alleiniges Auswahlkriterium reicht die Dividendenrendite selten aus. Die Dividende ist kein Ersatz für den sicheren Zins, denn es gibt einige wichtige Unterschiede, die Sparer immer berücksichtigen sollten.

    Dividenden sind keine kurzfristige Lösung

    Der wichtigste Unterschied zwischen Dividende und Zins hängt mit dem zeitlichen Horizont zusammen. Dividenden sind keine kurzfristige Lösung. Während es bei den Zinsen möglich ist, lediglich für ein Jahr zu investieren und nach diesem Jahr zumindest die Zinsrendite einzustreichen, ist das bei Dividendenaktien für gewöhnlich nicht ganz so leicht. Das zugrundeliegende Investment ist schließlich eine Aktie. Aktien können vor allem kurzfristig sehr stark im Wert schwanken. Die Dividendenrendite ist also kein Zahlungsversprechen, sondern ein börsentäglich schwankender Wert, der sich aus dem Verhältnis der Dividende zum aktuellen Aktienkurs ergibt. Entsprechend sollten Dividendenaktien lediglich für mittel- bis langfristig orientierte Investoren als Zinsersatz herhalten, die durchaus auch mal bereit sind, eine schwächere Marktperiode auszusitzen und weit mehr als eine Dividendensaison mitzunehmen.

    Es gibt keine Garantie für die Ausschüttungen

    Außerdem muss man bedenken, dass es bei Dividendenaktien keine Garantie für die Ausschüttung gibt. Auch wenn viele Unternehmen versuchen, ihren Anlegern ein Höchstmaß an Ausschüttungskonstanz zu bieten. Eine Garantie bei jeder einzelnen Aktie wird man nie erhalten. Gerade in Krisenzeiten schrecken auch die zuverlässigen Dividendenaristokraten nicht davor zurück, Dividenden zu kürzen oder sogar ganz ausfallen zu lassen.

    Vorsicht Falle: Kennziffer kann täuschen

    Anleger sollten nicht den Fehler machen, die Dividendenrendite bei der Auswahl von Aktien überzubewerten. Wer sich zu sehr auf diese Kennzahl bei der Aktienauswahl fokussiert, kann in eine teure Falle tappen. Die veröffentlichte Dividendenrendite bezieht sich in der Regel auf die zuletzt gezahlten Dividenden. Diese wird in das Verhältnis zum aktuellen Kurs eines Unternehmens gesetzt. Sollte dieser in den letzten Monaten aufgrund wirtschaftlicher Probleme stark eingebrochen sein, erscheint die Dividendenrendite trotzdem hoch. Es handelt sich um eine rein rechnerische Größe, die mit der wirtschaftlichen Realität des Unternehmens nichts mehr zu tun hat. Mitunter kann eine hohe ausgewiesene Dividendenrendite auch ein Warnzeichen sein. Eine Aktie mit einer Dividendenrendite, die zu gut ist, um wahr zu sein, wird als “Dividendenfalle” oder “Renditefalle” bezeichnet.

    Die Ausschüttungsquote ist wichtiger

    Anleger sollten beachten, dass eine Dividende immer im Einklang zu der Geschäftsentwicklung und dem Geschäftsmodell eines Unternehmens steht. Dabei sollte man vor allem die Ausschüttungsquote (Payout Ratio) eines Unternehmens beachten. Diese ergibt sich aus dem Verhältnis der Dividende je Aktie zu dem Gewinn je Aktie. Die Ausschüttungsquote ist im Wesentlichen jener Prozentsatz der Erträge, der in Form von Dividenden an die Anleger ausgezahlt wird. Eine höhere Ausschüttungsquote bedeutet, dass ein Unternehmen einen höheren Prozentsatz seiner Erträge an die Aktionäre ausbezahlt. Umgekehrt bedeutet eine niedrige Auszahlungsquote, dass die erwirtschafteten Gewinne im Unternehmen bleiben. Diese Gewinne können für zukünftiges Wachstum eingesetzt werden. Eine hohe Ausschüttungsquote, vor allem über 100 Prozent, kann darauf hindeuten, dass die Dividende nicht nachhaltig ist. Immerhin bedeutet dies, dass das Unternehmen nicht genügend Gewinne erwirtschaftet, um seine Dividende auszuschütten, und sie möglicherweise durch Verbindlichkeiten oder andere Mittel finanziert.

    Geschäftsmodell ist entscheidend

    Grundsätzlich sollten Anleger die Dividendenhöhe bei Unternehmen nicht überbewerten. Letztlich sind stabile Dividendenzahlungen nur das Ergebnis von funktionierenden Geschäftsmodellen. Wer bei der Aktienauswahl vieles richtig macht, wird häufig durch stabile Dividendenerträge belohnt. Wer den Dividendenertrag nicht benötigt, sollte diesen nach Möglichkeit wieder anlegen. Bei thesaurierenden Fonds geschieht dies automatisch. Letztlich freuen sich Anleger am meisten über langfristig steigende Aktienkurse, mindestens genauso wie über die steigende Temperaturen jetzt im Frühjahr.


    Markus Richert

    Gastautor Markus Richert ist CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln. Weitere Beiträge von ihm und anderen Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.

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