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    Demographie

    In die Zukunft geschaut: So altert und schrumpft unser Land.

    Demographie | 1.12.2015 Drucken

    Super-Senioren – Die Hundertjährigen kommen

    Alt werden möchte jeder, nur alt sein will keiner. Doch übermächtige Angst vor den Gebrechen im Alter ist weniger begründet als vielfach vermutet, schaut man sich die heutigen „Super-Senioren“ an.

    Der Gesundheitszustand, die Fähigkeiten sowie die Aktivität der Senioren von heute sind mit denen vor 50 Jahren nicht vergleichbar. Heute geben sie ihren Jahren mehr Leben. Die Anzahl der Hundertjährigen unter ihnen hat sich in den letzten zehn Jahren fast verdreifacht.

    Super-Senioren - Die Hundertjährigen kommenIn Deutschland steigt sie von Jahr zu Jahr. 2014 zählte das Statistische Bundesamt bereits 16.860 Senioren im dreistelligen Alter. Einige Regionen gelten gar als Hochburg des biblischen Alters. 2013 befassten sich Rembrandt Scholz und Sebastian Klüsener vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock mit diesem Phänomen und gingen den Ursachen auf die Spur. Dabei untersuchten sie, wo Menschen leben, die in dem Zeitraum von 1989 bis 2002 ein Alter von 105 Jahren oder mehr erreicht hatten. Sie fanden nicht nur große regionale Unterschiede, sondern auch „Hotspots extremer Langlebigkeit“ in Deutschland. Bei ihren Untersuchungen stachen vor allem Berlin und die Gebiete im Nordwesten Deutschlands als Altershochburgen heraus. Es wurde ein deutliches Nord-Süd-Gefälle sichtbar.

    Überdurchschnittlich viele Hundertjährige im Norden

    So ist die durchschnittliche Lebenserwartung im Süden Deutschlands höher als in den nördlichen Gebieten. Schwaben und Badener haben die höchste Lebenserwartung. Dennoch identifizierten die Forscher überdurchschnittlich viele Hundertjährige in den nördlichen Regierungsbezirken. Rembrandt Scholz dazu: „Die räumlichen Muster für die Hochaltrigen und die aktuelle Sterblichkeit in Deutschland stehen sich also konträr gegenüber.“ Das ist eine Besonderheit, die laut den Forschern in weiteren Untersuchungen nähere Beachtung finden soll. Als eine Begründung für die Langlebigkeit führen die Wissenschaftler an, dass die 105-Jährigen in ihrem Leben nur wenig umgezogen sind. Sie konnten feststellen, dass sich bei vielen Hochaltrigen nur eine geringe Distanz zwischen Geburts- und Sterbeort zeigt: „Viele haben ihr ganzes Leben an einem Ort verbracht und verfügten somit vermutlich über ein stabiles soziales Netz“, erklärt Scholz. Diese Menschen waren daher gut versorgt, das kann sich positiv auf ihre Gesundheit ausgewirkt haben.

    Vor allem Frauen schaffen die 100 und mehr

    Ebenso könnten auch genetische Ursachen verantwortlich sein für die Zentren von Hochaltrigen. Diese Annahme wird dadurch unterstützt, dass heute noch im Norden Deutschlands das Geburtsgewicht sowie die Größe von Neugeborenen höher ausfallen als im Süden. Es sind vor allem Frauen, die 100 Jahre erreichen. Hingegen sind nur zehn Prozent Männer unter den Hundertjährigen. Der guten medizinischen Versorgung in den Städten ist es wohl zu verdanken, dass vor allem in Großstädten wie Berlin, Hamburg oder Hannover Hundertjährige zu finden sind. Im Notfall erhalten die Städter schnellere Hilfe als ihre Altersgenossen auf dem Land, erklären die Wissenschaftler. Eine weitere Altersvalidierungsstudie Deutschland für Personen im Alter 105+, die an die früheren Untersuchungen anschließen wird, ist bereits geplant. Ergebnisse sind nach Vorhersage von Rembrandt Scholz allerdings frühestens in zwei Jahren zu erwarten.

    Oasen der Langlebigkeit

    Im Vergleich zu Deutschland gibt es in anderen Regionen auf der Welt richtige Ballungsräume von Hundertjährigen. Zum Beispiel in dem kleinen süditalienischen Dorf Campodimele in den Aurunci-Bergen, dort  leben nicht nur die meisten Hundertjährigen, die Bewohner sollen auch 30 Jahre länger leben als der Durchschnittsitaliener. Das sogenannte Tal der Hundertjährigen findet man hingegen in Ecuador. Trotz Drogen erreichen viele Bewohner des Dorfes Vilcabamba ein Methusalem-Alter. Es wird gemunkelt, dass sie ihr langes Leben unter anderem der Goji-Beere zu verdanken haben. An die japanische Insel Okinawa reicht jedoch keine andere Region heran. Hier leben mit Abstand die meisten Hundertjährigen.

    Ohne Fleiß kein Greis

    Okinawa gab Forschern schon immer Rätsel auf. Mit Hilfe einer Langzeitstudie, die bereits 1975 begann und immer noch andauert, wollten sie diesem Phänomen auf den Grund gehen. Ein Forschungsteam unter der Leitung von Dr. Makoto Suzuki untersucht mit der Okinawa Centenarian Study Ursachen und Faktoren für ein so langes Leben auf der Insel Okinawa. Dort kommen auf 100.000 Einwohner im Durchschnitt 50 Hundertjährige. Schätzungen gehen davon aus, dass in Industrieländern diese Rate bei 10 bis 20 liegt. Bemerkenswert ist zudem, dass auch hier der Frauenanteil der Hundertjährigen bei 90 Prozent liegt.

    Wie Dr. Suzuki betont, sind „außergewöhnlich viele der Hundertjährigen in einer ungemein guten körperlichen Verfassung“. Die Bewohner sehen für ihr Alter nicht nur jugendlich aus, auch ihre Arterien sind erstaunlich jung und weisen keine Ablagerungen auf. Hinzu kommt, dass bei ihnen, im Vergleich zu Westeuropäern, sowohl der Cholesterinspiegel als auch der Homocystein-Spiegel, der die Schädigung der Blutgefäße beschreibt, sehr niedrig ist. Dementsprechend ist bei den Bewohnern die Anfälligkeit für Herzinfarkte und Schlaganfälle sehr gering. Auch Brust-, Prostata-, Eierstock-, Darm- und Magenkrebs kommen auf Okinawa viel seltener vor als auf dem Festland. Die Frauen haben hier auch kaum Probleme mit den Wechseljahren. Zudem leiden die Hundertjährigen weniger unter Osteoporose und auch die Demenzrate ist bei ihnen sehr gering.

    Es gibt keine Wunderpille für ein langes Leben

    Die Forscher nehmen an, dass ein Drittel der Lebensspanne der Bewohner auf ihre Gene zurückzuführen ist. Wer über gute Gene verfügt, vererbt diese auch weiter. Darüber hinaus fällt auf, dass der freie Radikalspiegel bei ihnen sehr gering ist. Die traditionelle Lebensweise der Menschen begünstigt zudem ihre Langlebigkeit. Die Bewohner von Okinawa rauchen kaum und trinken nur wenig Alkohol. Ihre Ernährung weist eine geringe Kaloriendichte auf und sie nehmen nur wenig Fleisch und Fett zu sich, dafür aber viel Fisch sowie eiweißreichen Tofu. Dadurch konsumieren sie täglich ca. 1.800 kcal, während ein Deutscher im Vergleich 70 Prozent mehr Kalorien durch seine Ernährungsweise zu sich nimmt.

    Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Gemütszustand, sagt Dr. Suzuki. Die Menschen in Okinawa denken positiv und machen sich wenig Sorgen. Das Gefühl, eine Aufgabe zu haben, von anderen gebraucht und respektiert zu werden, hat für sie eine besondere Bedeutung. Daher ruhen sich diese Super-Senioren nicht im Schaukelstuhl aus. Im Gegenteil, sie sind weiterhin aktiv. „Es gibt keine Wunderpille für ein langes Leben“, meint Dr. Bradley Willcox, der ebenfalls an der Untersuchung beteiligt ist. Neben den Genen, einer ausgewogenen Ernährung sowie regelmäßiger Bewegung spielen auch gute Gewohnheiten „und eine funktionierende Stressbewältigung“ eine Rolle für ein langes Leben.

    Endlichkeit als Chance begreifen

    Um im hohen Alter noch ein erfülltes Leben zu haben, ist es wichtig, sich frühzeitig mit seiner eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen, betont der Alternsforscher Andreas Kruse. Dadurch können laut seiner Aussage schöpferische Kräfte angestoßen werden: Man lebt bewusster, nutzt die Zeit effektiv und kann auch im Alter intensiver leben. Diese Auseinandersetzung ist als Antrieb für ein erfülltes Leben zu verstehen. Wenn diese Gedankengänge erst im hohen Alter vollzogen werden, verschenkt man kostbare Zeit, die nicht mehr nachgeholt werden kann.

    Der Mensch verändert sich über sein Leben hinweg kontinuierlich in kleinen Schritten. Diesen Prozess der stetigen Veränderung bezeichnet Kruse als Altern. Mit zunehmendem Alter wächst jedoch die Verschiedenartigkeit. Das bedeutet, je älter eine Gruppe ist, umso größer werden die Unterschiede zwischen den Individuen der Gruppe. So stehen die geistig Fitten und Mobilen den Hilfebedürftigem gegenüber. Ob sich jemand alt fühlt, hat letztendlich viel mit den Lebensumständen zu tun. „Zudem ist das Gefühl, von anderen Menschen gebraucht zu werden, anderen etwas geben zu können, für das subjektive Altersleben von größter Bedeutung“, fügt Kruse als weiteren Aspekt hinzu.

    Zwischenmenschlicher Kontakt von hoher Relevanz im Alter

    Wichtig ist vor allem, das Alter als Chance zu begreifen und den Kontakt zu Mitmenschen zu suchen: „Man muss Mut haben auf andere Menschen zuzugehen und den Austausch zu suchen. Der soziale Kontakt bringt (…) die Saiten unserer Persönlichkeit zum Schwingen“, verdeutlicht Kruse. Ein zwischenmenschlicher Kontakt ermöglicht Anregungen, die die kognitiven Fähigkeiten des Einzelnen fördern. In Deutschland hingegen ist es meist noch trauriger Alltag, dass Senioren sehr zurückgezogen, einsam und allein leben. Daran zeigt sich, dass es im Alter wichtig ist, dem Leben nicht mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben zu schenken.

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