Vor allem Frauen und Jüngere nutzen Weiterbildungen
Frauen nehmen häufiger an Weiterbildungen teil als Männer. Jüngere besuchen öfter Kurse als Ältere. Geringqualifizierte bilden sich am seltensten weiter.
Jeder dritte Deutsche hat in den letzten fünf Jahren einen Weiterbildungskurs besucht. Allerdings kommt es hier zu deutlichen Unterschieden, vergleicht man Bildungsgrad, Geschlecht und Alter. So haben 44 Prozent der Personen mit einem Hochschulabschluss Weiterbildungen besucht im Gegensatz zu nur 19 Prozent der Geringqualifizierten ohne Ausbildung.
Das zeigen aktuelle Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit. Datengrundlage ist das Nationale Bildungspanel – eine Studie des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe. Die Untersuchung unterscheidet dabei zwischen Weiterbildungen mit einem Abschluss, Kursen und selbst organisiertem Lernen zum Beispiel durch Fachzeitschriften. Ein Drittel der Befragten hat demnach zwischen 2014 und 2019 mindestens einen Weiterbildungskurs besucht. Frauen taten dies mit vier Prozentpunkten häufiger als Männer. Auch die Kursinhalte unterscheiden sich zwischen den Geschlechtern. So wählen Frauen überwiegend Themen aus den Bereichen Soziales, Erziehung und Gesundheit. Das liegt mitunter auch daran, dass Frauen öfter in sozialen und Gesundheitsberufen tätig sind und der Arbeitgeber Weiterbildungen vorschreibt. Männer sind hingegen in den Themenfeldern Wirtschaft, Technik und Verwaltung zu finden. Zwar belegen auch Frauen Technikkurse, jedoch eher in den Bereichen Softwareanwendungen, Männer hingegen im Bereich Programmiersprachen und Softwareentwicklung.
Bildungsabschluss entscheidend für Teilnahme
Ein zusätzliches Jahr Bildung in frühen Jahren erhöht später die Wahrscheinlichkeit, an einer beruflichen Weiterbildung teilzunehmen, um vier Prozentpunkte. Personen mit einem niedrigen Bildungsabschluss nehmen am seltensten an Kursen teil. Das ist besonders dramatisch, da sich ihre oft unbefriedigende Arbeitsmarktposition durch mehr Weiterbildungen in vielen Fällen verbessern lässt. Nur 19 Prozent der Studienteilnehmer ohne Ausbildung haben innerhalb der letzten fünf Jahre einen entsprechenden Kurs besucht im Vergleich zu 44 Prozent der Personen mit Hochschulabschluss. Geringqualifizierte nehmen am häufigsten an Weiterbildungen im Bereich Lizenzen und Berechtigungen teil wie zum Beispiel für den Gabelstaplerführerschein.
Lernen kann auch außerhalb eines organisierten Kurses stattfinden. Am beliebtesten sind hierbei Sachbücher oder Fachzeitschriften. 40 Prozent der Befragten nutzten sie im Untersuchungszeitraum. Jeder Vierte bildete sich zudem durch das Internet oder durch Apps weiter. Das trifft verstärkt auf die jüngere Generation zu. Generell bilden sich die Jüngeren häufiger weiter. Zu erwähnen ist, dass die Studienteilnehmer noch vor Beginn der Corona-Pandemie befragt wurden. Die Zahlen zum selbst organisierten Lernen fallen für das letzte Jahr also vermutlich noch höher aus. Informelle Weiterbildungsangebote nutzen im Gegenteil zu den Kursen häufiger Männer als Frauen. Männer besuchen zum Beispiel doppelt so oft Fachmessen und Kongresse.
Rentner belegen hauptsächlich Sprachkurse
Die Studie untersuchte dabei auch Personengruppen, die gerade frisch in Rente gehen. Hier zeigt sich trotz des fehlenden Einflusses des Arbeitgebers ebenso ein hoher Weiterbildungswille. Überproportional häufig belegen Rentner Sprach- und Medienkurse. Die ältere Generation möchte demzufolge digital fit bleiben. Eventuell bevorstehende Reisen befeuern zudem die Lust, eine neue Sprache zu erlernen.
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