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    Betriebliche Altersversorgung

    Gemeinsam in einem Boot: So trägt der Arbeitgeber zur Rente bei.

    Betriebliche Altersversorgung | 21.6.2014 Drucken

    Betriebsrente in Europa: Es bleibt spannend

    Die Bedingungen für die Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung (EbAV) in Europa haben sich mit der Erholung an den Aktienmärkten und der Stabilisierung an den Anleihemärkten wieder spürbar verbessert, dennoch stehen die EbAV in den kommenden Jahren weiterhin vor nicht zu unterschätzenden Herausforderungen.

    Auf diesen knappen Nenner lässt sich das Fazit einer Analyse bringen, die Dieter Bräuninger vom Deutsche Bank Research unlängst vorstellte. Zum Beleg für den ersten Teil der Einschätzung führt er den angestiegenen Deckungsgrad der Pensionsfonds in den Niederlanden und der privaten Pensionskassen in der Schweiz an, der sich mittlerweile wieder über 100 Prozent befindet.

    Betriebsrente in Europa: Es bleibt spannend„Gleichwohl bleiben die Rahmenbedingungen für die betriebliche Altersversorgung schwierig. Als eine wesentliche Belastung gelten die anhaltend niedrigen Renditen für hochwertige Anleihen“, schildert Bräuninger einen Faktor, der die Erwirtschaftung von ausreichend hohen Renditen zur nachhaltigen Erfüllung der zugesagten Leistungen zunehmend erschwert. Indes böten sich derzeit für Unternehmen mit einem guten Rating und nicht ausfinanzierten Rentenplänen auch Chancen. „Für diese Unternehmen kann es attraktiv sein, Anleihen zu emittieren und die dadurch erlangten liquiden Mittel zur unternehmensexternen (Aus-)Finanzierung ihrer Pensionsverpflichtungen zu nutzen.“

    Marscherleichterung für Leistungszusagen

    Er verweist in der Studie auf verschiedene Maßnahmen, die von den zuständigen politischen und aufsichtsrechtlichen Akteuren ergriffen worden sind, um die nachhaltige Finanzierung von leistungsbezogenen Rentenplänen (defined benefit – DB) zu erleichtern. Dazu gehöre vor allem die Reduzierung beziehungsweise Flexibilisierung des Pflichtleistungskatalogs solcher Pläne, wie zum Beispiel erweiterte Möglichkeiten, Leistungen der EbAV an die erzielte Performance anzupassen. „Neben geeigneten Schritten seitens der Pensionsfonds zum De-Risking sowie einem umsichtigen, an den Verbindlichkeiten, aber auch den Erfordernissen des Niedrigzinsumfeldes orientierten Management der Vorsorgevermögen können solche Anpassungen dazu beitragen, den aus Sicht von Arbeitnehmern und letztlich auch von Arbeitgebern unbefriedigenden Trend zur Abkehr von DB-Plänen und hin zu rein beitragsbezogenen Plänen (defined contribution – DC) zu stoppen.“

    Die doppelte Bürde der Niedrigzinsen

    Die Studie führt mit dem Niedrigzinsumfeld, dem Langlebigkeitsrisiko und dem sich ändernden regulatorischen Umfeld drei wesentliche Faktoren für die weitere Entwicklung an. „Niedrigzinsen fordern alle kapitalbasierten Altersvorsorgeeinrichtungen heraus. Besonders gilt dies für Einrichtungen, die Rentenpläne mit fest definierten, von der Zins- bzw. Ertragsentwicklung unabhängigen Leistungen finanzieren. Dazu gehören etwa versicherungsförmige DB-Pläne mit garantierter, von den Marktrenditen unabhängiger Verzinsung der angesparten Beiträge während der Anwartschafts- und/oder der Auszahlungsphase“, heißt es in der Studie. Studienautor Bräuninger schildert die Folgen: Einerseits fällt es den EbAV mit solchen Plänen schwer, liquide Mittel, die ihnen durch Beitragszahlungen, laufende Erträge und/oder Rückflüsse aus der Vermögensanlage zufließen, hinreichend rentierlich anzulegen. Andererseits treiben niedrige Anleiherenditen den Gegenwartswert der Zahlungsverpflichtungen in die Höhe, ohne in der Regel die zur Finanzierung gehaltenen Vermögenswerte in gleichem Umfang zu steigern.

    Reife Pläne sind besonders stark betroffen

    Die einzelnen EbAV sind je nach Struktur ihrer Verpflichtungen und ihres Vermögens unterschiedlich stark von den niedrigen Zinsen betroffen. Einrichtungen mit aktuell hohen Nettomittelzuflüssen und damit einem großen Anlagebedarf stehen zwangsläufig vor größeren Herausforderungen als EbAV mit einem geringen Anlagebedarf. Auf der Leistungsseite machen stark sinkende beziehungsweise niedrige Renditen vor allem EbAV mit reifen Plänen zu schaffen, bei denen das Verhältnis von (jüngeren) Rentnern und aktiven Mitgliedern und damit die künftigen Netto-Auszahlungen relativ hoch sind. Die Studie führt eine Experteneinschätzung an, wonach in Deutschland bei einem Rückgang des Rechnungszinses um einen Prozentpunkt die rechnungstechnischen Verpflichtungen und damit die notwendigen Rückstellungen um bis zu 20 Prozent ansteigen. Es sei absehbar, dass gerade die von den niedrigen Zinsen besonders betroffenen EbAV bestrebt sein werden, in dem Universum für sie aufsichtsrechtlich zulässiger Vermögensanlagen nach renditestärkeren Alternativen zu Investments in Rentenwerten zu suchen.

    Rentenbezugsdauer steigt seit Jahren

    „Die niedrigen Anleiherenditen akzentuieren eine bekannte Herausforderung für die EbAV: die steigende Lebenserwartung der Planmitglieder“, fügt Bräuninger hinzu. Seit 1970 ist in den großen Ländern des Euro-Gebietes die Lebenserwartung Neugeborener um rund zehn Jahre gestiegen. Männer im Alter von 65 Jahren können in Deutschland heute damit rechnen, noch gut 18 Jahre zu leben. In Spanien sind es sogar mehr als 19 Jahre. Das sind jeweils 6,3 Jahre mehr als 1970, rechnet die Studie vor. Gleichzeitig sank in den vergangenen Dekaden in vielen Ländern das tatsächliche Renteneintrittsalter. Das führte zu einer zusätzlichen Verlängerung der Rentenbezugsdauer. In der Folge stiegen die Zahl der Leistungsempfänger und die Ausgaben für die Rentenzahlungen der EbAV, wenn auch nicht allein in Folge der Langlebigkeit. In der Schweiz zum Beispiel nahm die Zahl der in der beruflichen Vorsorge gezahlten Altersrenten in den 15 Jahren von 1996 bis 2011 um gut drei Viertel zu und die Rentenausgaben verdoppelten sich (+113 Prozent).

    Ambitionierte Vorgaben der EU-Kommission

    Neben den wirtschaftlichen und demografischen Trends wird das Umfeld, in dem die Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung agieren, sehr stark von regulatorischen Veränderungen beeinflusst, die vor allem von den europäischen Institutionen vorangetrieben werden. Bräuninger verweist erwartungsgemäß vor allem auf die Überarbeitung der Pensionsfondsrichtlinie. Er bewertet in der Studie die zahlreichen Bestimmungen des vorliegenden Richtlinienvorschlages nicht im Einzelnen, vor allem weil wichtige Fragen, wie die genaue Ausgestaltung der Risikoevaluierung und die dabei anzuwendenden Methoden, erst noch geklärt werden müssen. Offenkundig sei jedoch, dass die Europäische Kommission insbesondere im Hinblick auf das Risikomanagement sowie die Dokumentations- und Informationspflichten ambitionierte Erfordernisse festschreiben wolle. Dies reflektiere Erfahrungen der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrisen der vergangenen Jahre, ziele aber auch auf die wachsende Bedeutung der betrieblichen Altersversorgung in den alternden Gesellschaften Europas.

    Balance zwischen Kosten und Nutzen wahren

    Dessen ungeachtet sei eine ausgewogene Balance zwischen Kosten und Nutzen erforderlich. „Freilich dürften neue Standards, insbesondere soweit sie neben schon bestehende nationale Vorgaben treten, nicht immer die Zustimmung der EbAV und der Sponsorunternehmen finden“, gibt Bräuninger zu bedenken. Die Implementierung neuer Standards verursache in der Regel nennenswerte Kosten. Zusätzliche Ausgaben zu finanzieren, etwa für erweiterte Kontrollmechanismen und/oder zusätzliche Dokumente, dürfte vielen EbAV nicht leicht fallen, auch wenn sich die finanzielle Lage vieler Einrichtungen wieder verbessert hat. Exemplarisch verweist die Studie auf die Debatte um zusätzliche Informationspflichten gegenüber den Planmitgliedern. So ist die jetzt vorgesehene Einführung eines Rentenstatusberichts (pension benefit statement – PBS) schon seit längerem umstritten. „Während die Europäische Kommission Informationsdefizite bei Planmitgliedern sieht, die das geforderte PBS vermindern soll, sorgt sich etwa Pensions Europe, der europäische (Dach-)Verband der EbAV, wegen der damit verbundenen Aufwendungen“, heißt es. Die Bedenken sind nicht unberechtigt. Selbst nach den Angaben der Europäischen Kommission fallen für den Rentenstatusbericht, der allen Planmitgliedern im Rhythmus von zwölf Monaten zur Verfügung zu stellen ist, einmalige Einführungskosten von etwa 22 Euro je Planmitglied und Folgekosten von jeweils 0,27 bis 0,80 Euro pro Jahr an. In Deutschland entzündete sich zudem Kritik an den sehr umfangreichen Vorgaben für den Statusbericht. Solche Standmitteilungen seien bei vielen EbAV schon geübte Praxis. Die Ausweitung durch die PBS sei mit viel Mehraufwand verbunden und mit wenig erkennbarem zusätzlichem Nutzen.

    Mehr Transparenz, aber nicht um jeden Preis

    Dieter Bräuninger macht in diesem Zusammenhang auf einen Zielkonflikt aufmerksam: Freilich sei zu bedenken, dass den höheren Kosten ein Gewinn an Transparenz und ein besserer Informationsstand der Beteiligten gegenüberstehe. So sei es für die Planmitglieder in Zeiten zunehmend eingeschränkter Leistungen der staatlichen Alterssicherungssysteme wichtig zu wissen, wie hoch ihre Betriebsrenten im Alter voraussichtlich ausfallen werden. „Ohne entsprechende Kenntnisse können Mitarbeiter ihren Bedarf an zusätzlicher, von ihnen selbst finanzierter betrieblicher oder individueller Altersvorsorge schwerlich richtig einschätzen. Angesichts der für viele potenziell betroffene EbAV marktbedingt relativ niedrigen Erträge der Vermögensanlage sollte bei allen kostensteigernden Vorgaben aber genau geprüft werden, ob sie erforderlich sind. Wenn Sponsorunternehmen aus Kostengründen Rentenpläne für Neumitglieder im Leistungsumfang (weiter) beschränken oder gar gänzlich schließen müssten, wäre nichts gewonnen.“

    Betriebsrenten benötigen neue Impulse

    Trotz der vielfältigen Herausforderungen für die betriebliche Altersversorgung und des durchaus vorhandenen Anpassungsbedarfes finden Forderungen von Experten und Fachverbänden zum Beispiel nach verbesserten steuerlichen Rahmenbedingungen bislang wenig Resonanz. Angesichts des Niedrigzinsumfeldes könnten, so stellt die Studie fest, neue Impulse durchaus förderlich sein. Folgende Vorschläge werden angeführt:

    • Eine Ausweitung der steuerlichen Dotierungsmöglichkeiten bei Pensionskassen, Pensionsfonds und Direktversicherungen und bei der Riester-Förderung. Zur nachhaltigen Stärkung der betrieblichen Altersversorgung könnten auf diesem Wege substanziell erweiterte Dotierungsmöglichkeiten neue Freiräume für zusätzliche Beiträge von Arbeitgebern und Arbeitnehmern geschaffen werden.
    • Verbesserte steuerliche Möglichkeiten der Auslagerung von Direktzusagen in Pensionsfonds, die bislang nur bedingt möglich ist.
    • Beseitigung der (vollen) Anrechnung von Betriebsrenten und ebenso individuellen Riester-Renten auf die Grundsicherung im Alter. Da derzeit selbst niedrige Betriebsrenten voll auf diese staatliche Transferleistung für Rentner mit geringem Einkommen angerechnet werden, haben Geringverdiener nur schwache Anreize zur Entgeltumwandlung.
      Mit Sorge sieht Bräuninger den Bestrebungen zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer entgegen. Damit würden die steuerlichen Bedingungen nicht verbessert, sondern verschlechtert. Allein die Kosten der Unternehmen für die betriebliche Altersversorgung könnten damit um rund 700 Millionen Euro steigen. Dabei träfe die Steuer vor allem jene Akteure, die wegen der niedrigen Renditen und zur Absicherung von Risiken der Rentenpläne viele Transaktionen durchführen und Derivate einsetzen.

    Betriebsrente in Europa: Es bleibt spannendNiedrigzinsphase bedeutet nicht zwangsläufig Niedrigertragsphase. Die in den letzten Jahren gestiegenen Kurse wichtiger Assets spiegeln sich in den Renditen der Pensionsfonds wider, vor allem bei jenen, die stärker in Aktien anlegen. 2012 gelangten niederländische Fonds mit einer Rendite von 13,5 % an die Spitze. Hohe Renditen erzielten zudem die Schweizer Pensionskassen (7,5 %) und die Pensionsfonds in Portugal (5,8 %). Die Pensionskassen in Deutschland, die sehr stark auf festverzinsliche Wertpapiere fokussiet sind, kamen auf 3,3 %. Die mit der Anlage der Planvermögen der großen deutschen Unternehmen beauftragten Asset Manager erzielten 2012 eine Rendite von rund zehn Prozent.

     


     

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