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    Presse

    Pressemeldungen des Deutschen Instituts für Altersvorsorge

    22.6.2017 Drucken

    Wie groß ist die Gefahr der Altersarmut?

    Das Risiko, im Alter arm zu sein, nimmt in Deutschland in den nächsten Jahren keineswegs überbordend zu. Gemessen an der Gesamtheit aller Senioren wächst die Altersarmut bis 2030 nur geringfügig. Für einzelne Teilgruppen unter den Älteren jedoch steigt dieses Risiko erheblich an. Strategien zur Vermeidung von Altersarmut müssen daher an diesen Gruppen ansetzen, statt zum Beispiel pauschal niedrige Renten aufzustocken. So lautet das komprimierte Fazit der jüngsten Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA), die den Titel trägt „Altersarmut – heute und in der Zukunft“.

    Derzeit ist Armut im Alter in Deutschland noch kein drängendes Problem. Verglichen mit Arbeitslosen (72,7 % armutsgefährdet), Alleinerziehenden (42,7 %) oder jungen Erwachsenen (23,8 %) sind Senioren (18,5 %) in Deutschland immer noch weitaus seltener armutsgefährdet. Das trifft auch auf die absolute Armut zu, die mit dem Anteil der Empfänger von Grundsicherung gemessen werden kann. Während insgesamt 8,4 % aller in Deutschland Lebenden im Jahr 2015 Grundsicherung bezogen, galt dies nur für 3,4 % der 65-Jährigen und Älteren.

    Prognose bis 2030 aufgestellt

    Vor allem die Kritiker der Rentenreformen der letzten Jahre beschwören immer häufiger die Gefahr stark steigender Altersarmut in den kommenden Jahren herauf. Dafür lassen sich neben dem sinkenden Rentenniveau eine Reihe weiterer Gründe anführen: unterbrochene Erwerbsbiographien, steigende Anzahl alleinerziehender Mütter, Zunahme der Alleinlebenden ohne familiäre Absicherung, Ausweitung des Niedriglohnsektors, neue Formen der Selbständigkeit, niedrige Ansprüche bei Erwerbsminderungsrenten und die Rentenabschläge bei vorzeitigem Rentenbeginn.

    Die Diskussion über die Gefahr zunehmender Altersarmut wird sehr emotional geführt, aber häufig ohne fundierte Fakten. Die empirica AG in Berlin hat daher im Auftrag des DIA eine fundierte Prognose für die Entwicklung der Altersarmut bis 2030 vorgenommen. Dabei wurde unterstellt, dass das Rentenniveau von heute 48 Prozent auf 43 Prozent absinkt. Bis zu dieser Grenze darf sich das Rentenniveau verringern, bevor die Politik laut Gesetz ins Rentensystem eingreifen muss. Damit wurde bewusst ein konservatives Szenario unterstellt. Nach den aktuellen Prognosen der Deutschen Rentenversicherung Bund wird das Rentenniveau 2030 bei 44,5 Prozent liegen.

    Reaktion auf die Absenkung des Rentenniveaus

    Fänden keinerlei Verhaltensänderungen wie zum Beispiel eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit oder kompensierende private Altersvorsorge statt, dann stiege bei einem Rentenniveau von 43 Prozent der Anteil der armutsgefährdeten Rentner von heute 18,5 Prozent auf 23,8 Prozent. Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens bezieht. Es handelt sich somit um relative Armut. Der Anteil der Rentner, die Grundsicherung beziehen, stiege bei diesem Szenario von 3,7 auf 5,0 Prozent. Relative und absolute Altersarmut würden demnach um ein knappes Drittel steigen.

    Die Absenkung des Rentenniveaus ist spätestens seit 2005 bekannt. Die Betroffenen konnten und können sich also auf die Veränderungen einstellen, also zum Beispiel eine ergänzende private Altersvorsorge bilden oder länger arbeiten und so die Anzahl der Rentenpunkte für die Berechnung der Rente zu erhöhen. Anhand der Daten aus dem Sozio-oekonomischen Panel und der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe haben die Autoren der Studie diese Verhaltensänderungen geschätzt und die Auswirkungen bis 2030 berechnet. Dabei wird unterstellt, dass ähnliche Menschen wie die, die bereits heute früher in Rente gehen, dies auch künftig tun werden und umgekehrt. Außerdem wurde der Anteil der Senioren, die eine Riester-Rente beziehen werden, hochgerechnet.

     

    Verhalten zur Lebensarbeitszeit und privaten Vorsorge bis 2030

    Verhaltensweisen und Altersarmut

    Diesen Berechnungen zufolge steigt der Anteil der Älteren, die armutsgefährdet sind, von 18,5 Prozent auf 20,3 Prozent. Prozentual gibt es für die Gesamtheit der Rentner also nur eine geringe Erhöhung des relativen Armutsrisikos. Die absolute Zahl der in relativer Armut lebenden Alten steigt allerdings erkennbar von 3,1 Millionen auf 4,4 Millionen an. Diese Zunahme ist aber vor allem einem Mengeneffekt geschuldet, weil 2030 statt 16,9 Millionen Senioren dann 21,8 Millionen in Deutschland leben werden. Allein aus dem Anstieg der Quote armutsgefährdeter Rentner ergibt sich lediglich eine Zunahme auf 3,4 Millionen. Das wäre auch absolut ein eher vergleichsweise geringer Anstieg. Erst wenn man zusätzlich die größere Anzahl Älterer berücksichtigt, ergibt sich ein merklicher Zuwachs. Dieser Teil des Anstiegs ist jedoch keine Folge der Rentenreformen, sondern ein Resultat längerer Lebenserwartung sowie der starken Geburtsjahrgänge der 1960er Jahre.

    Auch die Anzahl der Empfänger von Grundsicherung im Alter wächst insgesamt nur moderat von 3,7 Prozent auf 3,9 Prozent. Absolut steigt sie von 0,6 Millionen auf 0,9 Millionen. Auch in dieser Veränderung steckt ein „Mengeneffekt“. Bliebe die Anzahl Älterer gleich, dann würde sich die Gruppe der Grundsicherungsempfänger nur auf 0,7 Millionen erhöhen.

    Teilgruppen stark armutsgefährdet

    In der Gesamtheit aller Rentner gibt es aber Teilgruppen, bei denen ein erheblich höherer Anteil von Armutsgefährdeten zu erwarten ist. Unter den Versicherten, die zum Beispiel durch einen vorgezogenen Renteneintritt oder längere Erwerbsunterbrechungen einen geringeren Rentenanspruch erwerben, steigt der Anteil von 27 Prozent auf immerhin knapp 40 Prozent. Ähnlich ist die Entwicklung der Bezieher von Grundsicherung in dieser Gruppe: Er nimmt von 5,6 Prozent auf 8,7 Prozent zu. Modellhaft wird für diese Analyse in der DIA-Studie eine Verringerung um fünf Rentenpunkte unterstellt. Eine kürzere Lebensarbeitszeit erhöht die Gefahr von Altersarmut ebenso wie der Verzicht auf eigene ergänzende Altersvorsorge. Bei Letzterem und gleichbleibender Lebensarbeitszeit steigt das Risiko relativer Armut von 24 auf 32 Prozent. Beide Gruppen mögen relativ klein sein, aber sie stehen für das Gros der Zunahme künftiger Altersarmut.

     

    Geschätzte Armutsquoten entsprechend der Verhaltensweisen

    Altersarmut Quoten nach Verhaltensweisen

    Umgekehrt zeigt sich, wie mit den Stellschrauben „Lebensarbeitszeit“ und „Riester-Rente“ Altersarmut vermieden werden kann. Kommt beides zusammen, also fünf Rentenpunkte mehr und 15 Prozent Zusatzrente aus einem Riester-Vertrag, dann sinkt der Anteil relativ Armutsgefährdeter sogar von 14,8 auf 11,6 Prozent. Wenn sich die Lebensarbeitszeit nicht verändert, kann mit der Riester-Rente die relative Altersarmut trotz sinkenden Rentenniveaus auf dem Stand von 2013 gehalten werden.

    Vorbeugende Strategien müssen an den Ursachen ansetzen

    Die DIA-Studie zeigt, dass in den nächsten Jahren keine Entwicklung eintreten wird, die zu einer massenhaften Altersarmut führt. Sie steigt insgesamt nur mäßig an. Aber einzelne Gruppen in unserer Gesellschaft werden dennoch erheblich bedroht sein. So ist unter den Ostdeutschen, Geringqualifizierten, Migranten und Geringverdienern mit einem deutlich höheren Armutsrisiko zu rechnen. Strategien zur Vermeidung von Altersarmut müssen das berücksichtigen und vor allem bei diesen Gruppen ansetzen. Dabei sollten in erster Linie vorbeugende Strategien verfolgt werden, bevor zum Beispiel pauschal niedrige Renten aufgestockt werden. Zu den vorbeugenden Strategien gehört die Förderung der Qualifikation und Integration in den Arbeitsmarkt.

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