Bereits während ihrer Ausbildung können junge Fachkräfte auf attraktive Verdienstmöglichkeiten bauen – vorausgesetzt, sie haben sich für den entsprechenden Beruf entschieden.
Die Entscheidung für eine Ausbildung oder ein Studium wird für junge Menschen unter anderem auch davon beeinflusst, welche Vergütung es in der Ausbildungsphase gibt. Während ein Studium oft eher mit langfristig höheren Gehaltsaussichten einhergeht, gibt es bereits unter den Ausbildungsberufen für angehende Fachkräfte durchaus gut bezahlte Positionen.
Doch das mitunter unzureichende individuelle Wissensniveau, die Fachkräftelücke oder der Trend zur Akademisierung lassen viele Ausbildungsplätze unbesetzt. Dieses Problem belastet Wirtschaft und Handwerk zunehmend. Der Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft (iwd) hat sich mit der aktuellen Situation in punkto Ausbildung und Verdienstperspektiven für junge Fachkräfte in einem Fachbeitrag näher befasst.
Auszubildende in technischen und handwerklichen Berufen können bereits während der Ausbildung überdurchschnittlich gut verdienen. Laut der iwd-Analyse liegt die tarifliche Ausbildungsvergütung in einigen Branchen bei mehr als 1.200 Euro brutto monatlich. Dabei führen sehr spezialisierte Berufe wie Milchtechnologen die Liste mit einem Durchschnittsgehalt von rund 1.300 Euro brutto pro Monat an, gefolgt von Berufen wie Zimmerleuten, Gerüstbauern und Straßenbauern. Diese attraktiven Gehälter zeigen, dass sich handwerkliche und technische Ausbildungen für Berufseinsteiger durchaus finanziell lohnen.
Junge Fachkräfte fehlen, weil (zu) viele studieren wollen
Trotz relativ guter Verdienstmöglichkeiten bereits während der Ausbildung entscheiden sich viele Schulabgänger eher für ein Studium. Die Studienanfängerquote liegt in Deutschland seit 2011 bei über 55 Prozent. Gleichzeitig ging die Zahl der Ausbildungsanfänger in den letzten zwölf Jahren um rund 75.000 zurück. Allein im letzten Jahr blieben etwa 13 Prozent der angebotenen Ausbildungsplätze unbesetzt. Das stellt einen neuen Höchstwert dar. Vor allem die langfristigen Verdienstmöglichkeiten wirken für viele Berufseinsteiger attraktiv, da Akademiker im Durchschnitt erst später höhere Gehälter erzielen. Das wirkt sich auch bei der Altersvorsorge aus.
Die gute Bezahlung in technischen Berufen bleibt für ausgebildete Fachkräfte auch nach der Ausbildung bestehen. Fachkräfte im Alter von 20 bis 39 Jahren, die sich beispielsweise auf technische Forschung und Entwicklung spezialisiert haben, verdienten 2023 im Median etwa 5.700 Euro brutto pro Monat. Auch in Branchen wie Luft- und Raumfahrttechnik, bei Versicherungen und Finanzdienstleistungen sowie in der Energie- und Kraftwerkstechnik erzielen junge Fachkräfte Gehälter von rund 5.000 Euro monatlich. Im Vergleich dazu lag das durchschnittliche Gehalt für ausgebildete Fachkräfte über alle Altersklassen hinweg bei rund 3.500 Euro brutto.
Metall- und Elektroindustrie ist Hauptakteur im Ausbildungsmarkt
Die lukrativsten Ausbildungsberufe finden sich vor allem in der Metall- und Elektroindustrie. Seit vielen Jahren stellt diese Branche elf der 20 am besten bezahlten Berufe für junge Fachkräfte. Doch trotz hoher Gehälter bleibt ein akuter Fachkräftemangel bestehen. Ein Beispiel ist die elektrische Betriebstechnik. Hier liegt zwar das durchschnittliche Monatsgehalt für Beschäftigte unter 40 Jahren bei 4.251 Euro. Doch die Stellenüberhangsquote – also das Verhältnis von offenen Stellen zu qualifizierten Arbeitssuchenden – betrug in diesem Bereich zuletzt 82 Prozent. Das bedeutet, dass nur eine von fünf offenen Stellen besetzt werden kann. Auch Berufe beziehungsweise Segmente wie Brandschutz, operations- und medizintechnische Assistenz sowie technischer Service verzeichnen Stellenüberhangsquoten zwischen 65 und 70 Prozent.
Bekanntheit spielt oft größere Rolle
Interessanterweise zeigen die Daten, so die iwd-Experten, dass Gehälter und Fachkräftemangel nicht ohne weiteres korrelieren. So sind unter den Berufen mit den höchsten Einstiegsgehältern auch Bereiche ohne Engpässe bei der Stellenbesetzung. Dazu zählen etwa Ausbildungen in der technischen Forschung und Entwicklung, im Berg- und Tagebau sowie für Schiffbautechnik. Diese Beispiele verdeutlichen gemäß iwd, dass Faktoren wie die Bekanntheit eines Berufs und seine wahrgenommenen Karriereaussichten oft eine größere Rolle spielen als das tatsächliche Gehalt. Eine Lösung für die stärker werdende Fachkräftekrise sieht der iwd in einer verstärkten Berufsorientierung in den Schulen. Dies könnte dazu beitragen, die Vorteile und langfristigen Verdienstchancen von Ausbildungsberufen bekannter zu machen und den Trend zur Akademisierung zumindest teilweise zu reduzieren.