Eine Belastung im deutschen Rentensystem steht an. Die Babyboomer-Generation erreicht das Rentenalter.
Die Babyboomer-Generation wird älter. Das führt zu einer signifikanten Zunahme der Rentenempfänger. So stieg im Jahr 2023 die Zahl der neuen Altersrentner um fast neun Prozent. Dieses demografische Phänomen stellt das deutsche Rentensystem vor eine besondere und länger anhaltende Herausforderung. Die Auswirkungen einer damit einhergehenden Verschiebung zwischen Beitragszahlern und Rentnern werden immer deutlicher und beeinflussen zunehmend auch den deutschen Arbeitsmarkt.
Zur Babyboomer-Generation zählen Menschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg bis etwa Mitte der 1960er Jahre geboren wurde. Diese Generation hat den sozialen und gesellschaftlichen Wandel jener Zeit genauso maßgeblich geprägt wie den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft Deutschlands. Nun treten die ersten Jahrgänge dieser Kohorte in den Ruhestand. Daher erlebt das Rentensystem einen erheblichen Anstieg der Rentenbezieher. So erhielten im Jahr 2023 rund 952.700 Personen erstmals eine gesetzliche Altersrente. Das entspricht einem Zuwachs von über 77.000 Personen oder 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Steigerung bei allen Rentenarten
Die neuen Altersrenten verteilen sich nahezu gleichmäßig auf Frauen und Männer, allerdings mit einer leichten Mehrheit bei den Frauen: 492.000 zu 461.000. Die Zunahme der Rentenzahlungen betrifft laut DRV-Onlineportal ihre-vorsorge.de alle vier Arten der Altersrente. Bei den Regelaltersrenten gab es einen Anstieg um 8,7 Prozent auf 397.600 Bezieher. Um 6,4 Prozent auf etwa 279.100 stieg die Zahl besonders langjährig Versicherter. Während langjährig Versicherte einen Zuwachs von 12,3 Prozent auf 212.600 verzeichneten. Auch die Gruppe schwerbehinderter Rentenbezieher nahm zu: um 10,5 Prozent auf 62.200.
Unterschiedliche historische Bedingungen
Die „Rente mit 63“, bezogen von besonders langjährig Versicherten, kommt auf den höchsten Zahlbetrag. So erhielten Männer mit über 45 Versicherungsjahren durchschnittlich 1.720 Euro, Frauen hingegen nur 1.366 Euro. Die niedrigsten Zahlungen gehen an die Regelaltersrentenbezieher. Hier gab es nur durchschnittlich 629 Euro für Frauen und 844 Euro für Männer. Diese Rentenhöhen spiegeln sowohl die Unterschiede in den Erwerbsbiografien als auch die geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede wider. Dazu kamen unterschiedliche Rahmenbedingungen und Entwicklungen im (ehemals) geteilten Deutschland.
So sorgte ein wirtschaftlich prosperierendes Westdeutschland für attraktivere Verdienst- und Aufstiegschancen. Dadurch erhöhten sich die verdienten Rentenansprüche. In Ostdeutschland hingegen prägten beispielsweise der „sozialistische Aufbau“ oder die Gleichberechtigung der Frauen den ökonomischen Rahmen jener Jahre. Für die spätere Altersrente wurden jedoch nur relativ niedrige Beiträge an die Sozialversicherung gezahlt.
Weitere Reformen erforderlich
Der Übergang der Babyboomer in den Ruhestand ist ein entscheidendes Momentum für das deutsche Rentensystem. Die steigende Zahl der Rentenbezieher fordert Anpassungen und Reformen. Nur dadurch gelingt es, die Nachhaltigkeit der Rentenversicherung zu sichern. Aber auch mit Blick auf die hiesige Wirtschaft, speziell auf den Fachkräftemangel, sorgt dieser Trend zunehmend für Probleme. Damit steigt zum Beispiel die Notwendigkeit, in den Unternehmen noch stärker auf die Bedürfnisse älterer Beschäftigter einzugehen.