Konsum und Industrie als Hoffnungsträger

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28. Januar 2025

Konsum und Industrie als Hoffnungsträger

Welche Branchen werden 2025 an der Börse laufen? Gute Chancen haben der Konsum- und Industriesektor. Beide Branchen werden stark von Donald Trumps Wirtschaftspolitik beeinflusst und sind ein Schlüssel zum Verständnis des neuen Börsenjahres.

Konsum, Industrie, Pharma/Gesundheit, Technologie, E-Commerce, Nahrungsmittel, Reisen/Freizeit – was haben all diese Branchen an der Börse möglicherweise gemeinsam? Nun, die Antwort ist schlicht, sie könnten 2025 zu den Gewinnern am Aktienmarkt gehören. Das haben sie zum Teil auch schon in der Vergangenheit, wie die US-Technologiewerte, doch eben nur zum Teil. Industriekonzerne zum Beispiel wurden eher stiefmütterlich behandelt, wenn sie überhaupt beachtet wurden. Doch das kann sich nun ändern. Konsum und Industrie sind der Schlüssel zum Verständnis des neuen Börsenjahrs. Wie kann das sein?

Konsum und Industrie bilden den zentralen Baustein der Wirtschaftspolitik von Donald Trump. Der neue und alte US-Präsident ist kein Mensch der Hochtechnologie. Sein Verständnis für Internet und Computer sind überschaubar – auch wenn er selbst gern seine Botschaften über Social-Media-Dienste absetzt. Trumps Herz schlägt für die klassische Industrie. Autos, Flugzeuge, Stahl und Bau – also Industrieprodukte, mit denen die USA lange Zeit sehr erfolgreich in der Wirtschaft waren. Dass sich dies mittlerweile geändert hat, scheint für Trump keine Rolle zu spielen. Ganz im Gegenteil, er plant eine Renaissance der Industrie. Amerikanische Industrieprodukte sollen die Amerikaner – und am besten die ganze Welt – wieder beglücken. Das ist sein Rezept für „Make America great again“.

Die Profiteure von „Make America great again“

Zu diesem Slogan kann man stehen, wie man will – am Ende zählen aber nur die Folgen für Wirtschaft und Börse. Man kann sich die Umwälzungen, die uns nun möglicherweise in den kommenden Monaten und Jahren ins Haus stehen, gar nicht gravierend genug vorstellen. Allein die von Trump nun nach und nach ins Amt gerufenen Verantwortlichen geben aber einen Vorgeschmack auf das, was kommen könnte. Befürworter von Handelszöllen und Protektionisten finden sich unter ihnen, so dass klar wird, Freihandel und Globalisierung könnten unter Druck geraten.

Über die negativen Folgen von „Make America great again“ wird viel spekuliert, wir wollen uns an dieser Stelle den positiven für die Börse widmen. Wie immer wird es Verlierer und Gewinner geben. Zu den Gewinnern dürften ausgesuchte Konsum- und Industrietitel zählen. Konsum, weil durch die Wiederbelebung der US-Industrie der Binnenkonsum gestärkt werden könnte. Zudem hat Trump Steuersenkungen in Aussicht gestellt, die den Konsum ebenfalls stützen könnten. Klassische Konsumaktien wie beispielsweise Procter & Gamble und Home Depot rücken damit in den Focus.

Unter den Industrietiteln lohnt ein Blick auf all die Unternehmen, die im sogenannten Rust Belt angesiedelt sind – einer fiktiven Region zwischen Chicago und New York. Der ehemalige Manufacturing Belt ist „verrostet“. Die Unternehmen, die hier ansässig sind, haben schon lange an Glanz verloren. Doch das will Trump ändern. General Motors, Ford, Boeing – Trumps Industrie-Comeback ist absolut klassisch. Über eine Rückkehr der großen Industrieunternehmen, die von Handelszöllen und einer Amerikanisierung ausländischer Produkte flankiert wird, soll Amerika wieder groß werden. Dazu zählen auch traditionelle Energiekonzerne wie Chevron und Exxon Mobile, die die Industrie mit billigem Öl versorgen und anheizen sollen. Dies wiederum könnte auch einige Ölaktien beflügeln.

Nebenwerte im Blick behalten

Die Entwicklung in den USA wird sich auch in abgeschwächter Form in Europa bemerkbar machen. Stark exportorientierte Konzerne könnten es in den kommenden Jahren aufgrund der drohenden Handelszölle schwerer haben, dagegen profitieren auf Europa fokussierte Konsum- und Industriekonzerne. Davon gibt es im DAX gar nicht so viele, weswegen auf jeden Fall ein Blick auf den europäischen Aktienmarkt lohnt. Spanien bietet zum Beispiel interessante Titel, aber auch in Italien wird man fündig. Hier lockt zudem eine relativ niedrige Bewertung, verglichen mit vielen Titeln aus Deutschland. Interessant könnte aber auch ein Blick auf die zweite Reihe sein, auf MDAX und SDAX. Bei den sogenannten Nebenwerten tummeln sich viele Konsum- und Industrieunternehmen, die stark auf den europäischen Binnenmarkt ausgerichtet sind. Auch hier lockt nicht selten zusätzlich eine relativ niedrige Bewertung.


Gastautor Dr. Markus C. Zschaber ist Gründer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft in Köln.