Investieren ist mehr als nur Zahlen und Markttrends. Es geht darum, menschliches Verhalten zu verstehen und die psychologischen Fallen zu erkennen, die unsere Entscheidungen beeinflussen.
Im Jahr 2025 sollten Anleger besonders auf die folgenden fünf Anlagefallen achten, die auf Erkenntnissen der Neurofinanz basieren.
1. Die Jagd nach vergangener Performance (Recency Bias). Viele Anleger glauben, dass Vermögenswerte, die kürzlich gut abgeschnitten haben, auch weiterhin gut performen werden. Diese kognitive Verzerrung, bekannt als Recency Bias, kann dazu führen, dass man zu stark in trendige Anlagen investiert. Doch die Märkte sind zyklisch, die Gewinner von gestern können schnell zu den Verlierern von morgen werden.
Vermeidungsstrategie: Konzentrieren Sie sich auf langfristige Fundamentaldaten und diversifizieren Sie Ihr Portfolio über verschiedene Sektoren, um das Risiko von Abschwüngen in einzelnen Branchen zu minimieren.
Market Timing gelingt fast nie
2. Übermäßiges Vertrauen in das Timing des Marktes. Viele Anleger glauben fälschlicherweise, dass sie den Markt perfekt timen können, also Hochs und Tiefs exakt vorhersagen können. Studien zeigen jedoch, dass selbst Profis damit oft scheitern. Diese Überschätzung führt zu häufigen Trades, höheren Transaktionskosten und verpassten langfristigen Gewinnen.
Vermeidungsstrategie: Verfolgen Sie eine disziplinierte Anlagestrategie wie das Durchschnittskostenverfahren (Dollar-Cost Averaging) oder Sparpläne. Diese reduzieren das Risiko emotional getriebener Entscheidungen. Denken Sie daran: „Time in the market beats timing the market.“
3. Verlustaversion und Panikverkäufe. Die Angst vor Verlusten führt oft zu überstürzten Entscheidungen in Marktrückgängen, zu Panikverkäufen. Diese können Verluste zementieren und die Chance nehmen, von Erholungen zu profitieren. Der Verhaltensökonom Daniel Kahneman betont: „Menschen hassen die Vorstellung, Verluste zu erleiden. Selbst ein kleiner Verlust wird als äußerst unangenehm empfunden.“
Vermeidungsstrategie: Verstehen Sie, dass Marktschwankungen normal sind. Setzen Sie klare langfristige Anlageziele und halten Sie sich daran, um impulsive Reaktionen auf kurzfristige Marktbewegungen zu vermeiden.
Real zählt, nicht nominal
4. Vernachlässigung der Inflation und der realen Renditen. Im Jahr 2025, in dem die Inflationsraten weltweit schwanken, unterschätzen viele Anleger die Erosion ihrer Kaufkraft. Verhaltensökonomen weisen auf die Geldillusion hin – die Konzentration auf nominale statt auf inflationsbereinigte, reale Renditen – eine häufige Anlegerfalle.
Vermeidungsstrategie: Stellen Sie sicher, dass Ihre Investitionen die Inflation ausgleichen. Ziehen Sie alternative Anlageklassen wie Gold, Immobilien oder Aktien mit starker Wachstumsbilanz in Betracht.
5. Verhaftung an veralteten Informationen (Anchoring). Anchoring beschreibt das Phänomen, dass Anleger an einer anfänglichen Information, wie einem früheren Aktienkurs oder einer Zielrendite, festhalten und ihre Entscheidungen darauf basieren, selbst wenn neue Informationen eine andere Strategie nahelegen. Dies kann dazu führen, dass Chancen verpasst oder unterperformende Vermögenswerte zu lange gehalten werden.
Vermeidungsstrategie. Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Anlageentscheidungen anhand der neuesten Marktdaten und Trends. Seien Sie flexibel und offen für Anpassungen Ihres Portfolios, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern.
Fazit: Indem Sie diese Anlegerfallen erkennen und vermeiden, können Sie 2025 rationalere und fundiertere Anlageentscheidungen treffen. Denken Sie daran: Der Schlüssel zu erfolgreichem Investieren liegt in Disziplin, emotionaler Kontrolle und kontinuierlichem Lernen. Lassen Sie sich von Ihren langfristigen finanziellen Zielen leiten, anstatt kurzfristigen Marktschwankungen zu folgen.
Gastautor Nikolas Kreuz ist Geschäftsführer der INVIOS GmbH in Hamburg.