Single, kinderlos, ungewollte Erbfolge

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08. Mai 2025

Single, kinderlos, ungewollte Erbfolge

Viele Singles denken: Ich habe keine Kinder – also brauche ich auch kein Testament. Doch das kann ein Trugschluss sein. Die gesetzliche Erbfolge sieht vor, dass immer die Familie zuerst kommt – ob das im eigenen Sinne ist, steht auf einem anderen Blatt.

Drei Beispiele zeigen, welche Konsequenzen das haben kann und warum eine bewusste Entscheidung sinnvoll ist. Christoph (58) – die Erbfolge passt, aber mit einem kleinen Haken. Er ist Single, seine Mutter lebt noch. Außerdem hat er zwei Geschwister und zwei Neffen. Eigentlich könnte er mit der gesetzlichen Erbfolge leben. Die Hälfte seines Vermögens erbt seine Mutter, die andere Hälfte seine Geschwister. Doch wenn sein Bruder nach ihm stirbt, geht dessen Erbanteil an dessen Ehefrau und nicht an Christophs Neffen zurück. Mit einem Testament könnte Christoph gezielt steuern, dass sein Erbe langfristig in der Familie bleibt, etwa durch Vermächtnisse für seine Neffen. Eine Alternative wäre eine Nachfolgepolice, mit der er sie direkt als Bezugsberechtigte einsetzen könnte – ohne komplizierte Erbregelungen.

Sabine (61) – Wer hat genug und wer könnte Unterstützung gebrauchen? Sie ist finanziell unabhängig, hat eine schöne Wohnung und ein Vermögen von rund zwei Millionen Euro. Ihre Eltern sind verstorben, ihr Bruder ist wohlhabend und würde ohne Testament alles erben. Doch ist das wirklich das, was sie will? Durch ein Testament könnte sie gezielt entfernte Verwandte, enge Freunde oder eine gemeinnützige Organisation bedenken. Eine Nachfolgepolice könnte hier eine einfache Lösung sein, um Begünstigte direkt zu bestimmen.

Testament regelt die Teilhabe

Thomas (53) – Wenn das Erbe an die falschen Leute fällt. Er hat ein Vermögen von sechs Millionen Euro – eine Firma, Immobilien und Wertpapiere. Seine Mutter lebt, ist aber wieder verheiratet. Ihr neuer Mann hat zwei Kinder, mit denen Thomas nichts zu tun hat. Sein größtes Problem ist jedoch sein Bruder, mit dem er seit Jahren zerstritten ist. Ohne Testament erbt seine Mutter die Hälfte seines Vermögens. Stirbt sie vor ihrem Ehemann, könnte ihr Erbteil an dessen Kinder weitergegeben werden. Die andere Hälfte geht direkt an Thomas‘ Bruder – und wenn die Mutter nicht mehr lebt, wird dieser sogar Alleinerbe. Für Thomas ist das eine unerträgliche Vorstellung. Er sollte daher schnell handeln und ein Testament aufsetzen, um festzulegen, wer an seinem Erbe teilhaben soll – etwa Freunde, enge Wegbegleiter oder eine Institution, die ihm wichtig ist. Langfristig könnte er über eine Stiftung nachdenken, insbesondere für seine Firma – aber das erfordert Zeit und Planung.

Nachfolgepolice als Alternative

Fazit: Ein Testament ist keine Frage des Alters, sondern der Weitsicht. Ohne Testament gilt die gesetzliche Erbfolge – die Familie kommt immer zuerst. Das kann sinnvoll sein, führt aber oft zu unerwarteten Konsequenzen. Wer keine Regelung trifft, überlässt dem Gesetz die Entscheidung. Nicht nur enge Freunde oder langjährige Wegbegleiter gehen leer aus, sondern auch entfernte Verwandte. Mit einem Testament kann das eigene Vermögen gezielt weitergegeben werden. In vielen Fällen ist eine Nachfolgepolice eine schnelle, flexible und steuerlich optimierte Alternative, um Vermögen gezielt zu übertragen. Wer keine eigene Familie hat, kann umso freier entscheiden – sollte es aber bewusst tun.


Gastautor Stefan Brähler (CFEP®) ist Geschäftsführer der Confidema GmbH, seit 20 Jahren Spezialist für Nachfolgeplanung, Vermögensstrukturierung und Investmentpolicen für vermögende Privatkunden, vornehmlich als B2B-Partner von Vermögensverwaltern, Versicherern und im Private Banking.