Noch immer haben die Menschen hierzulande viel Geld auf Sparkonten liegen. Jetzt, nach dem Markteinbruch in Folge der angedrohten Zölle durch US-Präsident Trump, könnte ein guter Einstiegszeitpunkt sein. Wie man dabei vorgeht und was sich für den Einstieg eignet, erklärt Julie Bossdorf von der Habbel, Pohlig und Partner Vermögensverwaltung.
Ist aktuell ein guter Zeitpunkt, um in den Markt einzusteigen?
Grundsätzlich ist immer ein guter Zeitpunkt, um in Aktien zu investieren. Aktuell ist es so, dass wir nach dem Kurseinbruch eine leichte Erholung sehen und die Kurse niedriger sind als zuvor. Jedoch sollte man davon ausgehen, dass die Kursschwankungen im derzeit unsicheren Umfeld hoch bleiben werden. Das sollten Anleger im Hinterkopf behalten. Deshalb ist es vermutlich ratsam, sich dem Markt mit der Salami-Taktik zu nähern.
Wie sieht das aus?
Grundsätzlich ist es so, dass es sowohl für private als auch für institutionelle Anleger schwierig bis unmöglich ist, den richtigen Zeitpunkt für den Einstieg am Markt zu finden. In volatilen Marktphasen kann es sich deshalb lohnen, sukzessive negative Börsentage zu nutzen, um erste Positionen aufzubauen. Das heißt, man investiert das Geld nicht auf einmal, sondern scheibchenweise über einen Sparplan oder über verteilte Einstiegszeitpunkte. Fallen die Kurse weiter, dann steigt man günstiger ein. Das kann ein psychologischer Vorteil sein, weil man dann nicht so schnell versucht ist, seine Positionen zu verkaufen. Für den langfristigen Anlageerfolg ist es entscheidend, einen solchen Sparplan gerade in schwierigen Phasen durchzuhalten.
Vorsicht: Klumpenrisiko
Meist werden ETF auf den MSCI World genommen. Was müssen Neueinsteiger dabei berücksichtigen?
Wer einen Exchange Traded Fund auf einen Index wie den MSCI World kauft, muss wissen, dass er die Wertentwicklung dieses Index bekommt, abzüglich der Kosten. Da Kursschwankungen von 20 Prozent nach oben wie nach unten normal sind, müssen auch vorübergehende Verluste einkalkuliert werden. Außerdem muss man sich darüber im Klaren sein, dass der MSCI World zu mehr als 70 Prozent aus US-Aktien besteht. Schwächt sich der Dollar ab, dann bedeutet das Verluste für den Euro-Anleger.
Welche Alternativen gibt es zu einem ETF auf den MSCI World?
Wir raten dazu, den MSCI World als Kerninvestment zu nehmen. Viele meiner Kunden investieren daneben jetzt stärker in Europa, um vom US-Dollar-Risiko etwas wegzukommen. Also kann man zum MSCI World auch einen ETF auf den MSCI Europa oder den Dax beimischen. Als Satelliten um den MSCI World können sich, je nach Risikoneigung, auch Nebenwerte eignen. Der MDAX könnte sich hier anbieten, weil er in den vergangenen Jahren stark zurückgeblieben ist, jetzt jedoch vom Konjunkturpaket der Regierung profitieren dürfte.
Tracking Error und Kosten vergleichen
Worauf muss man bei der Produktauswahl achten?
Bei ETF auf den gleichen Index sind die Unterschiede meistens nicht sehr groß. Allerdings kann man sich mit der Kennzahl Tracking Error anschauen, wie genau die einzelnen ETF einen Index abbilden, und man kann die Kosten vergleichen. Zudem sollte man bei der Zusammenstellung des Portfolios auf Dopplungen achten. Wer in den MSCI World investiert und dann den S&P 500 und den Dow Jones beimischt, hat bestimmte Werte, die in allen diesen Indizes sehr prominent vertreten sind, sehr hoch gewichtet. Besser ist es stattdessen gut gestreut zu investieren.