Beim Urlaubsgeld geht die Zahl der Empfänger zurück. Insbesondere Tarifbindung, Betriebsgröße und Branche sind entscheidende Faktoren für eine solche Zuwendung.
Die einst verbreitete Sonderzahlung zur Urlaubsfinanzierung ist heute längst kein Standard mehr. Aktuellen Auswertungen zufolge erhalten nur rund 44 Prozent aller Beschäftigten in der Privatwirtschaft eine derartige Zuwendung. Ein Jahr zuvor waren es noch 46 Prozent. Darüber berichtet das Online-Portal der Deutschen Rentenversicherung (ihre-vorsorge.de) in einem Beitrag. Dieser bezieht sich auf aktuelle Daten des Internet-Portals Lohnspiegel.de, das vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung betreut wird.
Die Wahrscheinlichkeit, Urlaubsgeld zu erhalten, hängt maßgeblich davon ab, ob ein Betrieb tarifgebunden ist. In tarifgebundenen Unternehmen beträgt der Anteil 72 Prozent. In nicht tarifgebundenen erhalten lediglich 34 Prozent der Beschäftigten eine derartige Sonderzahlung. Diese Diskrepanz zeigt deutlich, dass Tarifverträge bessere Aussichten für dieses finanzielle Extra bieten. Im öffentlichen Dienst ist ein Extra-Urlaubsgeld hingegen seit 2005 nicht mehr üblich. Vielmehr wird es in eine allgemeine Jahressonderzahlung integriert.
Auch Betriebsgröße und Region spielen eine Rolle
Die Betriebsgröße spielt eine weitere Schlüsselrolle. In Großbetrieben (über 500 Mitarbeiter) erhalten 59 Prozent Urlaubsgeld, während es in kleinen Betrieben (unter 100 Mitarbeiter) nur 36 Prozent sind. Regional ist die Wahrscheinlichkeit, Urlaubsgeld zu erhalten, in Westdeutschland mit 46 Prozent höher als im Osten. Hier bekommen es nur 33 Prozent. Zudem haben Frauen mit 39 Prozent deutlich seltener Aussicht auf Urlaubsgeld als Männer. Von denen erhält es fast jeder Zweite (48 Prozent).
Branchenunterschiede – von Landwirtschaft bis Industrie
Zwischen den Branchen zeigen sich erhebliche Unterschiede. Laut Destatis erhalten tarifgebundene Beschäftigte durchschnittlich 1.644 Euro Urlaubsgeld brutto. In der Landwirtschaft und in der Gastronomie liegen sowohl der Anteil als auch die Höhe deutlich darunter. Spitzenwerte melden Industrie und Verabeitendes Gewerbe. So reicht das Spektrum des Urlaubsgelds von 186 Euro in der Landwirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns bis hin zu 2.820 Euro für Beschäftigte in der Holz- und Kunststoffverarbeitenden Industrie im westfälischen Lippe-Tarifkreis.
Fazit: Urlaubsgeld ist längst kein Garant mehr. Vielmehr ist es ein Zeichen von Tarifbindung, Unternehmensgröße und Branchenzugehörigkeit. Die ungleiche Verteilung spiegelt tiefer greifende Strukturunterschiede am Arbeitsmarkt wider. Doch der Nimbus Urlaubsgeld beeinflusst maßgeblich nicht nur die individuelle Kaufkraft, sondern auch die Urlaubsplanung vieler Beschäftigter. Immerhin kann diese Extra-Gratifikation derzeit noch für knapp die Hälfte der Beschäftigten für sonnigere Aussichten mit Blick auf die schönsten Wochen des Jahres sorgen.