Während Arbeitslosigkeit lange Zeit die Hauptursache einer privaten Überschuldung war, liegen nunmehr Krankheit und Sucht bei den Ursachen vorn.
Die Überschuldung in Deutschland verändert ihr Gesicht. Erstmals seit Jahren haben Krankheit und Sucht die Arbeitslosigkeit als häufigste Ursachen für Überschuldung abgelöst.
Im Jahr 2023 waren gesundheitliche Probleme in 18,4 Prozent der Beratungsfälle der Hauptgrund. Der Arbeitsplatzverlust fiel mit 17,5 Prozent auf den zweiten Rang. Trennung oder Scheidung spielten bei 10,2 Prozent der Ratsuchenden eine Rolle. Die stabile Beschäftigungslage und der anhaltende Fachkräftemangel in Deutschland mindern offenbar das Risiko, durch Jobverlust in die Schuldenfalle zu geraten. Gleichzeitig rückt die Bedeutung persönlicher Schicksalsschläge und gesundheitlicher Krisen stärker in den Fokus. Zudem gibt es weitere häufige Gründe für Überschuldung. Dazu zählen etwa Einkommensarmut (10,5 Prozent), gescheiterte Selbstständigkeit (8,5 Prozent) und unkontrolliertes Konsumverhalten (8,3 Prozent).
Ratenkredite stellen die häufigste Forderungsart dar und sind damit ein bedeutender Faktor für Überschuldung. Fast jeder fünfte Ratsuchende hat mindestens eine Forderung aus Abzahlungskrediten. Besonders problematisch sind sogenannte „Buy now, pay later“-Angebote, die durch hohe Verzugszinsen und Mahngebühren die finanzielle Belastung schnell erhöhen. Zudem verlieren Betroffene so schneller den Überblick über ihre finanzielle Situation. Die durchschnittliche Schuldenhöhe der Ratsuchenden lag 2023 bei 16.547 Euro. 35 Prozent hatten Schulden von weniger als 10.000 Euro. Bei 42 Prozent betrugen die Forderungen zwischen 10.000 und 40.000 Euro. Nahezu jeder Vierte (23 Prozent), der eine Schuldnerberatung in Anspruch nahm, hatte sogar Verbindlichkeiten von über 40.000 Euro.
Bericht beruht auf breiter Datenbasis
Der “Überschuldungsreport 2024” des Instituts für Finanzdienstleistungen (IFF) liefert einen umfassenden Überblick über die aktuellen Entwicklungen und Ursachen privater Schulden. Der Bericht berücksichtigt die Daten von 114 Schuldnerberatungsstellen. Für die Auswertung wurden knapp 24.000 Beratungsfälle aus dem vergangenen Jahr analysiert. Ebenso wurden fast 200.000 Beratungsfälle aus dem Zeitraum 2008 bis 2023 herangezogen, wie die “Tagesschau“ in einem Beitrag online vermeldet.
Deutschland gilt es reiches Land. Allerdings scheint das Thema Armut auch bei uns immer mehr in den Mittelpunkt sozio-ökonomischer Betrachtungsweisen zu geraten. Das dokumentieren auch die Zahlen aus dem “Überschuldungsreport 2024”. Wegen der beobachteten Verschiebung bei den Gründen für Überschuldung sollten Präventionsmaßnahmen nicht nur auf ökonomische Stabilität abzielen, sondern auch auf die Unterstützung in persönlichen und gesundheitlichen Krisen.