DIA-Generationenstudie 2025: Jüngere halten Rentensystem für ungerecht

Pressemitteilung vom 07. Oktober 2025

DIA-Generationenstudie 2025: Jüngere halten Rentensystem für ungerecht

Wachsende Zweifel an der Fairness des Generationenvertrags

Der Generationenvertrag, jahrzehntelang Sinnbild des sozialen Zusammenhalts in Deutschland, steht zunehmend in der Kritik. Laut der neuen repräsentativen Generationenstudie „Konsens oder Konflikt – wie verstehen sich Generationen?“ des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) empfinden viele Jüngere das Umlagesystem als ungerecht und nicht mehr zukunftsfähig. 44 Prozent der Befragten bewerten die finanzielle Belastung der jüngeren Generation durch Renten- und Sozialsysteme als „zu hoch“, während nur ein gutes Drittel sie für angemessen hält.

Rentensystem verliert Vertrauen der Jüngeren

Besonders kritisch äußern sich die 30- bis 49-Jährigen, eine Altersgruppe, die familiär und beruflich stark beansprucht ist. Sie tragen gleichzeitig Verantwortung für Kinder, eigene Altersvorsorge und häufig auch für pflegebedürftige Eltern. In ihr verdichten sich die strukturellen Überforderungen, die viele in Deutschland mit dem Thema Altersvorsorge verbinden.

„Wir wissen seit Jahrzehnten, dass das System kippen wird – und tun zu wenig, um es zu ändern“, warnt der Generationenforscher Dr. Rüdiger Maas, der die Studie mit einem Experteninterview begleitet hat. „Der Generationenvertrag ist eine Frechheit gegenüber den Jüngeren: Sie finanzieren ein System, von dem sie selbst kaum noch profitieren werden.“

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Reformbedarf längst erkannt – Reformbereitschaft gering

Die Daten zeigen deutlich: Zwar erkennen viele die Notwendigkeit von Reformen, doch konkrete Vorschläge stoßen schnell auf Ablehnung, besonders bei Älteren. Rund 75 Prozent der über 60-Jährigen lehnen eine Erhöhung des Rentenalters ab. Gleichzeitig sprechen sich jeweils rund 17 Prozent der 18- bis 39-Jährigen für längeres Arbeiten aus, um das System zu stabilisieren. Diese Generation ist deutlich realistischer in ihrer Einschätzung der demografischen Herausforderungen und bereit, über Alternativen nachzudenken.

Ein zentrales Problem bleibt, so die Studienautorin Sylvia Kreyßel-Minar, das Festhalten am Status quo: „Das deutsche Rentensystem gilt als Symbol sozialer Sicherheit. Doch diese Stabilität ist trügerisch. Reformen werden oft verschoben, weil sie politisch unbequem sind. Daraus resultiert ein struktureller Stillstand, der die politische Debatte entkernt – und langfristig die Legitimität des Generationenvertrags gefährdet.“

Generationengerechtigkeit als Prüfstein

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Generationengerechtigkeit zur zentralen Zukunftsfrage geworden ist. Viele Jüngere sehen sich doppelt belastet – durch steigende Abgaben heute und unsichere Rentenansprüche morgen. Ältere hingegen fühlen sich von der Debatte um ihre erworbenen Ansprüche zunehmend moralisch unter Druck gesetzt.

Dr. Maas betont: „Wir brauchen einen echten Neustart im Denken. Ein gerechter Generationenvertrag muss alle einbeziehen – auch Beamte und Selbstständige. Nur so lässt sich Vertrauen zurückgewinnen.“

Fazit

Das DIA fordert eine offene Debatte über ein solidarisches, generationengerechtes Rentensystem. Die Generationenstudie zeigt: Die Skepsis gegenüber dem bestehenden Modell wächst, doch sie kann auch Anstoß für neue Lösungen sein – hin zu mehr Fairness und Zukunftssicherheit.

Begleitend zur Studie hat das DIA im Podcast „Starten statt Warten“ eine Folge mit Dr. Rüdiger Maas veröffentlicht: „Rente, Reform, Realität: Was Generationengerechtigkeit wirklich braucht“.

Über die Studie

Für die Generationenstudie 2025 wurden bundesweit 3.000 Personen ab 18 Jahren befragt. Die repräsentative Befragung wurde in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut INSA Consulere durchgeführt. Ergänzend flossen historische Daten, internationale Vergleiche und qualitative Interviews ein, darunter ein ausführliches Gespräch mit dem Generationenforscher Dr. Rüdiger Maas.