Familienstrukturen weltweit im Wandel

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13. August 2025

Familienstrukturen weltweit im Wandel

Der demografische Wandel verändert weltweit die Familienstrukturen – mit weniger Geschwistern, mehr Großeltern und neuen sozialen Abhängigkeiten.

Der demografische Wandel verändert nicht nur Bevölkerungszahlen, sondern auch die sozialen Gefüge innerhalb von Familien. Eine Studie des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung Rostock zeigt, dass weltweit immer mehr Menschen mit weniger Geschwistern, Cousins oder Tanten aufwachsen, dafür aber häufiger noch ihre Großeltern erleben. Vor allem in Ländern mit stark sinkender Geburtenrate und steigender Lebenserwartung zeigt sich diese Verschiebung. Die klassische Großfamilie wird seltener, vertikale Familienstrukturen gewinnen an Bedeutung.

Dieser strukturelle Wandel hat weitreichende gesellschaftliche, soziale und familiäre Folgen. Beispielsweise erleben heutzutage insbesondere in Ländern mit hoher Lebenserwartung hochbetagte Menschen, dass ihre eigenen Kinder selbst in Rente gehen. Weltweit verändert sich das Netz familiärer Beziehungen grundlegend. Kinder wachsen heute mit weniger gleichaltrigen Verwandten auf, aber in älteren, vertikaler organisierten Familienstrukturen. Die durchschnittliche Zahl naher Verwandter wie Geschwister und Cousins ist rückläufig. Gleichzeitig steigt die Wahrscheinlichkeit, mit lebenden Großeltern aufzuwachsen. Dies betrifft nicht nur Europa, sondern zunehmend auch Regionen wie Asien, Südamerika und Afrika.

Von horizontal zu vertikal: Neue Muster in der Verwandtschaft

Die Forscher sprechen von einer Verschiebung hin zu vertikalen Verwandtschaftslinien. Während früher viele gleichaltrige Familienmitglieder – etwa Geschwister oder Cousins – das familiäre Umfeld prägten, dominieren heute Generationenbeziehungen. Das verändert die emotionale Nähe ebenso wie die Organisation von Unterstützung und Pflege. Die familiäre Generationenspanne wird länger, das Netz der Familienstrukturen wird so breiter – aber flacher.

Regionale Dynamik beim Umbau der Familienstrukturen

Besonders rasant vollzieht sich dieser Wandel in Ländern mit schnell sinkender Fertilität und steigender Lebenserwartung. In Brasilien etwa sank die durchschnittliche Zahl der Cousins pro Kind zwischen 1950 und 2020 von über zehn auf etwa vier. Gleichzeitig steigt die Präsenz lebender Großeltern. In Afrika ist der Wandel erst seit kurzem dynamisch, während Europa und Nordamerika ihn bereits hinter sich haben, jedoch mit anhaltenden strukturellen Folgen.

Die veränderten Verhältnisse wirken sich auf viele gesellschaftliche Bereiche aus. Das gilt etwa für Pflegeszenarien, soziale Begleitung oder konkrete Altersvorsorge. Kinder wachsen mit weniger horizontalen, aber mehr vertikalen Verwandtschaftsbeziehungen auf. Weniger Geschwister bedeuten weniger potenzielle Pflegepersonen im Alter. Gleichzeitig nehmen Großeltern heute häufiger eine aktive Rolle in der Betreuung von Enkeln ein – emotional wie praktisch. Doch dieser demographische „Umbau“ familiärer Netze verlangt auch entsprechende langfristige Anpassungen in der Familien- und Sozialpolitik. Zudem betrifft dieser Trend gemäß den Rostocker Demografen alle Weltregionen, wenn auch in unterschiedlichem Tempo. Die gesellschaftlichen Auswirkungen sehen die Experten beispielsweise in veränderten Pflegearrangements bis hin zu neuen Anforderungen an soziale Sicherungssysteme.