Wer später einmal renditestarke Anlageklassen an der Börse erfolgreich nutzen möchte, sollte möglichst früh an Finanzthemen herangeführt werden, erklärt Lena Lochner, Portfoliomanagerin beim Vermögensverwalter Bayerische Vermögen Management.
Wie wichtig ist finanzielle Bildung und wann sollte man damit anfangen?
Wer in seinem Leben Reserven bilden und ein Vermögen aufbauen will, sollte sich so früh wie möglich mit Geldthemen auseinandersetzen, am besten schon als Kind. Das kann im Vorschulalter mit dem klassischen Kaufladen losgehen, um die Grundzüge des Prinzips „Ware für Geld“ zu verinnerlichen. Wenn dann in der Grundschule das Verständnis für Zahlen erlernt wurde, ist der Weltspartag Ende Oktober immer ein guter Aufhänger, um die Faszination für die Macht der Zinsen auf dem ersten eigenen Sparkonto zu wecken. Danach sollten sich Eltern beim Thema Geldanlage nicht auf die Schule verlassen und selbst für finanzielle Bildung des Nachwuchses sorgen.
Wie lernen Schüler am besten, Geld anzulegen?
Tatsächlich ist das Bildungsangebot der Schulen zum Thema Geldanlage meiner Erfahrung nach eher sehr überschaubar. Eltern sollten hier lieber selbst aktiv werden. Das fängt am besten am heimischen Küchentisch an. Wenn Wirtschaftsthemen und Finanzfragen hier öfter besprochen werden, wird das erste Interesse geweckt. Ein eigenes Wertpapierdepot, das zum Beispiel an Weihnachten mit einer Geschenkposition angereichert wird, fällt dann auf fruchtbaren Boden. So können Kinder und Jugendliche die Vorteile langfristiger Geldanlage von Anfang an mitlernen. Grundsätzlich gilt, je mehr Eltern oder Großeltern hier selbst gutes Finanzverhalten vorleben, desto eher wird auch der Nachwuchs dieses Thema ganz automatisch ernst nehmen und die Wichtigkeit begreifen.
Was halten Sie vom klassischen Börsenspiel in Schulen?
Grundsätzlich ist die Beschäftigung mit dem Auf und Ab der Kurse eine gute Idee, denn hier gibt es auf Dauer in der Regel die größten Chancen, Geld rentabel anzulegen. Ob es allerdings eine wirklich gute Idee ist, dass diejenigen gewinnen, die in einem relativ kurzen Zeitraum die höchste Performance erreichen, wage ich zu bezweifeln. Wer auf Dauer an der Börse erfolgreich sein will, dürfte gut beraten sein, nicht wie im Casino zu zocken, sondern mit Sinn und Verstand langfristig zu investieren. Erfahrungsgemäß lernen die meisten diese Lektion fürs Leben am besten, wenn sie ihr eigenes Geld das erste Mal zu riskant angelegt haben und Lehrgeld bezahlen. Deswegen würde ich es Jugendlichen ermöglichen, zum Beispiel das im Ferienjob verdiente Geld oder ein üppiges finanzielles Weihnachtsgeschenk der Großeltern doch einfach mal selbst anzulegen. Hier gemachte Erfahrungen und dabei ganz besonders die erlittenen Verluste können wertvoll fürs ganze Leben sein.
Sollten Eltern das einfach im eigenen Depot machen?
Besser ist es, ein Depot auf den Namen der Kinder anzulegen, das bis zur Volljährigkeit von den Eltern verwaltet wird. Das hat praktische Vorteile, denn damit ist immer die Eigentumsfrage eindeutig geklärt. Sonst kann es in ein paar Jahren schwierig werden, gerade bei mehr als einem Kind, nachzuvollziehen, was genau und wie lange angespart wurde. Auch die Anrechnung von Erträgen mit Zinseszinsen kann schnell komplex und die Nutzung von Freibeträgen erschwert werden. Natürlich muss man sich aber auch bewusst sein, dass mit dem 18. Geburtstag das Depot komplett in die Verantwortung des dann erwachsenen Kindes übergeht.
Welche Grundkriterien für die Auswahl von Aktien sollten Kinder bis dahin gelernt haben?
Die Auswahl von Einzelaktien ist eher etwas für sehr erfahrene Anleger. Hier gilt es viele verschiedene Kriterien zu beachten. Etwa einen niedrigen Schuldenstand des Unternehmens, aber auch die Perspektiven für Umsatz- und Gewinnwachstum müssen stimmen, genauso wie die Stabilität in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten, wie wir sie ja in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer wieder erlebt haben. Daneben gibt es noch eine Vielzahl anderer Kennzahlen und Kriterien, auf die Profis achten. Das ist für Privatpersonen in der Regel aber kaum umsetzbar, deswegen sind aktiv gemanagte Fonds oder ETF, also breit gestreute passive Indexfonds, eher geeignet, gerade für Investmentanfänger.
Auf was sollten die Nachwuchsbörsianer bei der Auswahl von Fonds und ETF Wert legen?
Manchmal ist es bei aktiv gemanagten Produkten gar nicht so einfach nachzuvollziehen, nach welchen Kriterien ausgewählt wird, oder die Vorgehensweise wird nur recht blumig umschrieben. Ein guter Hinweis sind die zehn größten Positionen im Fonds. Die hier aufgeführten Werte sollten zu den eigenen Präferenzen passen. Zudem sollten die Kosten in einem vernünftigen Verhältnis zu den bisher erreichten Erfolgen stehen. Sonst können ETF, die einfach bekannte Börsenindices nachbauen, die günstigere Wahl sein, um zu investieren. Hier würde ich Produkte bevorzugen, die Börsenbarometer physisch abbilden. Wo also wirklich die Aktien des Index gekauft werden, denn damit stellen die ETF-Anteile einen echten Gegenwert dar. Wenn jetzt noch im Jugendportfolio das Grundprinzip der Diversifizierung beachtet, also möglichst breit gestreut investiert wird und nicht alles zum Beispiel nur auf eine Branche oder eine Region konzentriert ist, dann ist der Nachwuchs gut positioniert, um schon in jungen Jahren Vermögen aufzubauen.