Anleihen als Anlagealternative

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10. Juni 2025

Anleihen als Anlagealternative

Dass man für langfristige Ziele und Wünsche größere Anteile des Vermögens in internationale Aktien oder entsprechende Fonds investieren sollte, ist eigentlich keine Neuigkeit. Ebensowenig wie die Tatsache, dass die Aktienquote deutscher Anleger immer noch viel zu niedrig ist. Trotzdem kann nicht jeder Anleger 100 Prozent seines Vermögens in diese Anlageklasse investieren.

Nach der extremen Niedrigzinsphase von 2016 bis 2021, in der es weder für Einlagen noch für Anleihen mit vertretbarer Bonität erwähnenswerte Renditen gab, kommt dem Anleihe-Segment seit dem Zinsanstieg von 2022 wieder eine größere Bedeutung zu.

Da eine Anleihe eine Schuldverschreibung ist, die für eine bestimmte Dauer gegen eine Ausgleichszahlung (Zins) erworben wird, kann der Gläubiger einen regelmäßigen, meist festen Ertrag (bei festverzinslichen Wertpapieren) beanspruchen. Bei einer Insolvenz hat man einen Vorrang vor dem Aktionär. Durch einen Verkauf an der Börse kann man den angelegten Nominalbetrag auch vorzeitig, zum jeweiligen Kurswert, zurückerhalten. Die Bonität des Emittenten (Schuldners) ist dabei von Bedeutung und wirkt sich, wie bei jedem Darlehen, auf die Höhe der Verzinsung aus.

Direktanlage ist schwierig

Für Privatanleger ist es aber nach wie vor schwierig, in allen Bereichen ein liquides Angebot in einer Stückelung von nominal 1.000 Euro zu finden. Die Wahl der richtigen Duration sowie die Steuerung von Bonitäts- und Währungsrisiken ist ebenfalls nicht trivial. Je nach Depotgröße kann es auch problematisch sein, gut zu diversifizieren. Wenn man beispielsweise 20.000 Euro in Anleihen investieren will, verteilt man den Betrag gegebenenfalls auf vier bis fünf Emittenten. Da würde es dann schon weh tun, wenn einer ausfällt und man 20 oder 25 Prozent des eingesetzten Kapitals abschreiben muss.

Zur Risikominimierung könnte man sich theoretisch auf europäische Staatsanleihen aus Deutschland oder Frankreich mit einer sehr hohen Bonität und ohne Währungsrisiko fokussieren. Dann wären die Renditen, je nach Laufzeit, aber überschaubar und nur bei längeren Laufzeiten über der aktuellen Inflationsrate. Will man eine angemessene Risikostreuung erreichen, vernünftige Renditen erzielen und gegebenenfalls noch zusätzliche Chancen über Kurssteigerungen erzielen, muss man sich mit dem großen Angebot an aktiven und passiven Rentenfonds beschäftigen. Die Unterschiede der angebotenen Produkte sind allerdings erheblich und auch ähnlich klingende Fondsnamen können unterschiedliche Anlagephilosophien beinhalten.

2022 war ein schwarzes Jahr für Rentenfonds

Internationale aktive Rentenfonds ohne Einschränkungen wirken auf den ersten Blick wie eine bequeme Lösung. Man sollte aber davon Abstand nehmen, den gesamten Rentenblock in einen Fonds zu investieren. Einige Fonds wurden im Jahr 2022 auf dem falschen Fuß erwischt, hatten eine zu lange Duration (effektive Kapitalbindungsdauer) und wiesen durch den plötzlichen Zinsanstieg Buchverluste von 15 Prozent aus. Das hat sich mittlerweile wieder reguliert, ist aber nicht das, was man sich von einem Renteninvestment wünscht.

Einige Fondsmanager dürfen auch sehr opportunistisch agieren und investieren überproportional in bestimmte Währungen, Schwellenländer, Spezialpapiere wie Nachranganleihen, einzelne Länder oder erzielen Überrenditen mit niedrigeren Bonitäten. Diese Informationen erhält man am leichtesten aus dem jeweiligen Factsheet des Fonds. Differenzierter kann man mit sogenannten aktiven Laufzeitfonds arbeiten. Hier wird in der Regel in Unternehmensanleihen investiert. Dabei verfolgt der Fondsmanager eine sogenannte „Carry-Strategie“. Der „Carry“ ist dabei die Rendite während einer bestimmten Haltedauer. Es geht hier darum eine Fondslösung zu schaffen, die ähnlich planbar ist wie eine einzelne Anleihe.

Vom Laufzeitfonds bis zum Fälligkeits-ETF

Dies wird dadurch erreicht, dass der Fonds ein festes Fälligkeitsdatum und eine im Voraus bekannte Zielperformance zur Fälligkeit besitzt. Hinzu kommt der allmähliche Rückgang des Risikos zum Laufzeitende. Besonders wichtig ist aber die Möglichkeit einer Diversifikation, da in eine Vielzahl von Papieren investiert wird. Die einzelnen Fondslösungen können sich hinsichtlich ihrer Stringenz unterscheiden. So gibt es Fonds, in die man nur in der Zeichnungsphase investieren kann. Andere Emittenten erlauben einen Zukauf während der Laufzeit. Um einen zu spontanen Abfluss von Geldern einzuschränken und damit die Stabilität des Fondsvermögens zu erhöhen, verlangen einige Anbieter eine Verkaufsgebühr bei vorzeitigem Verkauf. Andere Fondshäuser verzichten darauf, mit der Begründung, dass sich Investoren davon nicht von einem Verkauf abhalten lassen. Zusätzlich oder als Alternative werden monatliche Verkaufsvolumen beschränkt. Am Ende der Laufzeit kann man die Fonds kostenfrei verkaufen oder in einen neuen Laufzeitfonds tauschen.

Das Pendant zum aktiven Laufzeitfonds ist ein Fälligkeits-ETF. Hier erfolgt eine indexierte Zusammenstellung von Anleihen, die auf einen festgelegten Fälligkeitstag ausgerichtet sind. Die Selektion erfolgt in der Regel über Marktkapitalisierung, Liquidität und Bonität der Papiere. Meist kann hier kein Zugriff auf Neuemissionen stattfinden. Sofern es zwischenzeitliche Bonitätsabstufungen gibt, müssen Papiere am Anpassungstag entfernt werden. Bei einer Bonitätsverbesserung kann eine Wiederaufnahme stattfinden. Dadurch werden Papiere oft zu niedrigen Kursen aus dem Portfolio entfernt und gegebenenfalls zu höheren Kursen wieder integriert. Da meist höhere Bonitäten gewählt werden sind die Renditen oft nicht so attraktiv. Auch die niedrigeren Kosten gleichen das nicht aus.

Null-Zins-Phasen begünstigen Fehlinvestments

Laufzeit-ETF klingen zwar so ähnlich wie ein aktiver Laufzeit-Fonds, sind aber etwas völlig anderes. Hier wir nur in ein vorgegebenes Laufzeitband (z. B. Staatsanleihen 3 Jahre) investiert. Es findet also auch ein permanenter Austausch der vorhandenen Papiere statt, um die Laufzeit zu halten. Die Renditen sind daher nicht „eingefroren“, sondern passen sich dem Kapitalmarkt an. Möchte man mit Anleihen auch ein gewisses Aktien-Exposure erzielen, kann eine Beimischung mit Wandelanleihen sinnvoll sein. Es handelt sich hierbei um von Aktiengesellschaften ausgegebene und meist mit einem Nominalzins ausgestattete Anleihen, die dem Inhaber das Recht einräumen, sie während einer Wandlungsfrist, zu einem vorher festgelegten Verhältnis und einem vorgegebenen Preis in Aktien einzutauschen, sonst wird die Anleihe zum Ende der Laufzeit zur Rückzahlung fällig.

Fazit: Grundsätzlich ist es wichtig, dass es relevante Kapitalmarktzinsen gibt. Dadurch werden auch Risiken bepreist. In Null-Zins-Phasen werden oft Fehlinvestments getätigt und Blasen entstehen, weil keine Opportunitätskosten vorhanden sind. Hieraus folgen dann auch so spektakuläre Pleiten wie Signa Benko, wobei hier noch Herdentrieb, Skrupellosigkeit und Gier eine Rolle spielten. Auch das Anleihe-Segment eines Portfolios sollte differenziert aufgestellt werden. Dabei sollten unterschiedliche Anbieter gewählt werden, damit verschiedene Investmentphilosophien umgesetzt werden. Je nach Bonität, Duration und gewähltem Segment sind teilweise sehr attraktive Renditen möglich. Aktive Investmentfonds bieten hier die besseren Opportunitäten.


Andreas Görler ist Senior-Wealth-Manager und zertifizierter Fachmann für nachhaltige Investments bei der Pruschke & Kalm GmbH -Wellinvest-.