Entlastung durch Pension Buy-out
Die betriebliche Altersversorgung (bAV) ist heute aus einer wettbewerbsfähigen Personalstrategie nicht mehr wegzudenken. Sie ist ein zentraler Faktor bei der Gewinnung und Bindung von Spitzenkräften.
Langfristige Pensionsverpflichtungen stellen für Unternehmen jedoch ein immer schwerer zu beherrschendes Risiko dar, das sie zu bilanzbefreienden Lösungen wie dem Pension Buy-out treibt.
Umfragen und Studien zum Jahr 2023 zeigen dies sehr anschaulich. Siemens etwa zahlte 2023 mit 1,8 Milliarden Euro am meisten für seine Pensionäre. Auf den weiteren Plätzen folgen Volkswagen (1,6 Milliarden Euro), BASF, Bayer und Eon (1,1 Milliarden Euro). Zwar hat die Zinsentwicklung kurzfristig für Entlastung gesorgt, doch wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen, werden die Rentenzahlungen deutlich steigen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung geht davon aus, dass bis zum Jahr 2033 rund zehn Millionen Erwerbstätige in Deutschland in den Ruhestand gehen werden, was den Bedarf an Liquidität weiter erhöhen wird.
Prominente Beispiele fürs Pension Buy-out
Wie Unternehmen darauf mit Übernahmen reagieren, zeigt ein Beispiel aus dem Jahr 2024: Zur Entlastung von Pensionsverpflichtungen und zur Minimierung des unternehmerischen Risikos hat IBM im September erneut einen Pension Buy-out durchgeführt. Buy-outs etablieren sich damit mehr und mehr als strategische Maßnahme in der Planung von Unternehmen.
Aus Sicht des Personalmanagements sind Pension Buy-outs eine Möglichkeit, die betriebliche Altersversorgung zukunftssicher zu gestalten und gleichzeitig die Personalverwaltung zu entlasten. Folgende zentrale Aspekte sind dabei für Personalverantwortliche zu beachten.
1. Verlässlichkeit der Versorgungsleistungen. Unabhängig davon, ob bAV-Leistungen ausgelagert werden oder nicht, bleibt die Erfüllung der monatlichen Rentenzahlungen und die Einhaltung der gesetzlichen Anpassungen nach § 16 BetrAVG unerlässlich. Dies schafft Vertrauen und fördert die Bindung der Rentnerinnen und Rentner an das Unternehmen.
2. Weniger Verwaltungsaufwand. Die Auslagerung von Pensionsverpflichtungen auf eine externe Vorsorgeeinrichtung reduziert den administrativen Aufwand und kann zu Kosteneinsparungen führen. Dadurch kann das Unternehmen seine Ressourcen gezielter für die aktuellen Mitarbeiter und strategische Personalprojekte einsetzen.
3. Effizienz durch vereinfachte Prozesse. Ein Buy-out kann ohne zwingende Verhandlungen mit dem Betriebsrat durchgeführt stattfinden, was Anpassungsprozesse beschleunigt und die Handlungsfähigkeit des Unternehmens stärkt.
4. Planbare Kostenstrukturen. Die vollständige Auslagerung der Pensionsverpflichtungen auf eine Rentnergesellschaft stabilisiert die langfristige Finanzplanung im Personalbereich. Zudem wird die Liquidität des Unternehmens geschont, da die Kosten der bAV von der Rentnergesellschaft getragen werden.
Sicherheit und Vertrauen als Grundpfeiler
Einer der Hauptfaktoren, der Unternehmen dazu veranlasst, Buy-outs durchzuführen, ist die Gewährleistung einer stabilen Altersversorgung für ihre Rentner. Dies ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben. Es gehört auch zum guten Image eines Unternehmens. Entscheidend für den Abbau von Ängsten und den Aufbau von Vertrauen ist eine transparente Kommunikation. Die Rentnerinnen und Rentner sollten in den Prozess mit einbezogen werden. Dabei geht es nicht nur um reibungslose Abläufe. Es muss auch das Gefühl entstehen, dass die Rentnergesellschaft die zugesagten Leistungen verlässlich und zu fairen Bedingungen sicherstellt.
Zur Stärkung der Akzeptanz und des Vertrauens in das Management der Rentnergesellschaft ist eine frühzeitige Einbindung der Betriebsräte und der Rentnerinnen und Rentner in den Übernahmeprozess sinnvoll. Dies fördert das Verständnis und minimiert Reputationsrisiken. Die Betriebsrentnerinnen und -rentner fühlen sich so nicht „verkauft“. Geplante Kommunikation und regelmäßige Information tragen wesentlich dazu bei, dass die Beteiligten die Veränderung positiv wahrnehmen.
Voraussetzungen müssen stimmen
Damit eine Rentnergesellschaft diesen Erwartungen gerecht wird, muss sie bestimmte Standards erfüllen.
- Solide initiale Dotierung: Die Rentnergesellschaft muss finanziell so ausgestattet sein, dass die laufenden Verpflichtungen langfristig sicher erfüllt werden können.
- Professionelles Anlagemanagement: Die Kapitalanlagen müssen so verwaltet werden, dass eine stabile Rendite erwirtschaftet wird, die eine kontinuierliche Rentenzahlung sicherstellt.
- Berücksichtigung der Nachhaftung: Die rechtliche Absicherung der Pensionszahlungen ist unerlässlich. Mögliche Nachhaftungsfragen sollten die Verantwortlichen im Vorfeld adressieren.
- Professionelle Administration: Eine effiziente Verwaltung ermöglicht eine reibungslose Rentenabwicklung und stärkt das Vertrauen der Rentnerinnen und Rentner.
- Transparente Kommunikation: Eine offene und regelmäßige Information fördert das Vertrauen und die Akzeptanz der Rentnerinnen und Rentner in die Rentnergesellschaft.
Chance zur Risikominimierung
Die betriebliche Altersversorgung ist nach wie vor ein wichtiger Baustein moderner Personalarbeit und Arbeitgeberattraktivität. Die Auslagerung von Pensionsverpflichtungen ermöglicht einen endgültigen Risikotransfer von atypischen biometrischen und inflationsindexierten Verpflichtungen sowie der damit verbundenen Zinssensitivität. Gerade im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld, in dem durch die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums auf beiden Seiten des Atlantiks die Erwartung sinkender Zinsen wieder in den Vordergrund gerückt ist, ist dies von großer Bedeutung.
Zudem liegen die Inflationsraten, insbesondere die Kerninflationsrate, im Durchschnitt weiterhin über den in den Pensionsberechnungen unterstellten langfristigen Rententrends. Diese betrugen im Jahr 2023 im Durchschnitt 2,19 Prozent, wie aus einer Studie von AON hervorgeht. Die höheren erwarteten und vorgenommenen Anpassungen führen in der Folge auch zu höheren Rückstellungen.
Bessere Planbarkeit der Bilanz
Die Übertragung der Pensionsverpflichtungen auf einen spezialisierten Risikoträger entlastet die Bilanz des Unternehmens von diesen Risiken. Dies führt zu einer besseren Planbarkeit der Bilanz des Unternehmens und kann auf lange Sicht zu einer Steigerung des Unternehmenswertes beitragen. Darüber hinaus wird die Bewertung des Unternehmens, zum Beispiel im Rahmen von M&A-Prozessen, einfacher und transparenter.
Die Übertragung der oft schon seit vielen Jahren geschlossenen Pensionspläne reduziert somit auch die administrative Komplexität. Der Blick geht nach vorn, auf das Kerngeschäft, auf die aktuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter und auf eine zukunftsgerichtete betriebliche Altersversorgung.
Durch eine sorgfältige Planung, in die alle Beteiligten einbezogen werden, kann das Unternehmen sicherstellen, dass die betriebliche Altersversorgung sowohl den aktuellen Anforderungen als auch den zukünftigen Risiken entspricht. Darüber hinaus erfolgt die Deckung der Pensionsansprüche durch ein voll ausfinanziertes Portfolio. Dieses ist über verschiedene Anlageklassen und Vermögensverwalter hinweg diversifiziert und wird von einem professionellen Management betreut. Die institutionalisierte Kapitalanlage, die effiziente Verwaltung und die strikte Governance unter Einbindung externer Treuhänder in Verbindung mit den Eigeninvestments der VEDRA Pensions als Risikoträger bilden die Grundlage für die Übertragung der betrieblichen Versorgungsansprüche über eine solide finanzierte Rentnergesellschaft.
Gastautor Tilo Kraus ist Geschäftsführer der VEDRA Pensions GmbH, Ko-Autor Siegbert Weissbrodt gehört dem Beirat der VEDRA Pensions GmbH an.
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