Ausblick 2026: Wie Anleger sich in einem unsicheren Umfeld am besten positionieren

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17. Dezember 2025

Ausblick 2026: Wie Anleger sich in einem unsicheren Umfeld am besten positionieren

Ausgehend von einer zunehmend protektionistischen Politik durchläuft die Welt derzeit einen massiven Wandel. Entsprechend schwierig ist der wirtschaftliche Ausblick auf das kommende Jahr. Anleger sollten ihr Portfolio deshalb wetterfest aufstellen.

Noch nie in den vergangenen Jahrzehnten war die Unsicherheit in der Welt so groß wie aktuell. Das lässt sich gut am Economic Policy Uncertainty Index ablesen (Economic Policy Uncertainty Index), der in diesem Jahr einen historischen Höchststand erreicht hat. „Das kann auch kaum verwundern“, sagt Prof. Hartwig Webersinke von der TH Aschaffenburg, „denn wir haben es derzeit ausgehend von der Handelspolitik der USA mit einer neuen Weltordnung zu tun.“

Protektionismus und wirtschaftspolitische Unsicherheit

So lag der durchschnittliche Zollsatz der USA beim Amtsantritt von Donald Trump noch bei rund 2,5 Prozent, inzwischen sind es 13,5 Prozent. „Zölle sind aber nichts anderes als eine Steuer auf Importe“, sagt Prof. Webersinke. „Und diese Abkehr von der internationalen Arbeitsteilung hin zum Protektionismus führt zu Wohlstandsverlusten.“

Offen ist aber dennoch, wie sich die Zollpolitik auf die Inflation und das Wirtschaftswachstum konkret auswirkt. Denn aktuell halten sich die Folgen noch in Grenzen. „Es ist davon auszugehen, dass wir die gesamte Wirkung der Zollpolitik erst im kommenden Jahr sehen werden“, sagt Burkhard Wagner, Vorstand der Partners Vermögensmanagement AG in München. „Deshalb haben es Anleger derzeit mit einem recht komplexen Umfeld zu tun.“

Eines ist nach Ansicht von Prof. Webersinke aber sicher: „Die protektionistischen Maßnahmen stellen mit Blick auf das kommende Jahr ein Inflationsrisiko dar.“ Zudem sei künftig ein schwächeres Wachstum zu erwarten. „Der Internationale Währungsfonds rechnet mit nur durchschnittlich drei Prozent für die kommenden fünf Jahre“, sagt er weiter.

Geopolitische Risiken, Marktüberbewertungen und mögliche Korrekturen

Dazu kommen weitere Unsicherheiten wie geopolitische Risiken, die zunehmende Staatsverschuldung in der Welt oder die nicht mehr ganz günstige Bewertung der Aktienmärkte. „Es ist nicht auszuschließen, dass es ausgehend vom Technologiesektor, wenn hier einer der großen Player die Erwartungen der Anleger nicht erfüllt, zu einer Korrektur am Markt kommt“, so Wagner.

Dennoch warnt Wagner vor panikartigen Reaktionen. „Anleger sollten sich im aktuellen Umfeld nicht zu einseitig positionieren“, sagt er. „Ich kann nur davon abraten, sich zu stark auf den Technologiesektor zu fokussieren oder diesen – im Gegenteil – ganz aus dem Portfolio zu werfen und nur auf defensive Investments zu setzen oder gar ganz aus dem Markt zu gehen.“

Zwar könnte das Gewicht des Technologiesektors, der in vielen Portfolios ein starkes Übergewicht bekommen haben dürften, etwas abgebaut werden. „Insgesamt rate ich aber zu einer breiten Diversifikation im Aktienbereich und die Berücksichtigung weiterer Anlageklassen“, sagt Wagner. 

Inflation, Sachwerte und die Bedeutung eines robusten Portfolios

Auf jeden Fall ist es nach Ansicht von Prof. Webersinke wichtig, zum Beispiel durch aktives Management flexibel zu bleiben und Sachwerte im Portfolio zu berücksichtigen. „Denn in einem inflationären Umfeld bieten Aktien, Immobilien und Gold historisch die besten Renditechancen“, so der Experte.

Dazu rät Wagner zu Unternehmens- oder Staatsanleihen guter Bonität als Stabilisator sowie zu alternativen Anlagen, die sich zum Kapitalmarkt unkorreliert entwickeln. Zudem könnte Gold bei Verwerfungen am Markt Schutz bieten, ebenso wie Silber, das zusätzlich von der industriellen Nachfrage und hier vor allem von der Energiewende profitiert. Außerdem rät er Anlegern, eine Cash-Position aufzubauen. „Im Fall einer Korrektur bietet das die Möglichkeit nachzukaufen“, so Wagner. „Und wer noch gar nicht investiert ist, sollte sein Geld besser in mehreren Tranchen zeitlich gestaffelt anlegen.“

Wer dagegen bereits investiert ist, sollte unbedingt dabei bleiben. „Der Einsatz von KI wird auch in anderen Branchen die Kosten reduzieren und für mehr Produktivität sorgen“, sagt Wagner. „Langfristig werden Qualitätsaktien auch deshalb weiter steigen.“ Für attraktiv hält er derzeit außerdem Aktien aus den Schwellenländern sowie europäische Nebenwerten, vor allem, wenn es Deutschland gelingt, seine Konjunktur anzuschieben.

Langfristige Chancen durch Transformation und sinkende Zinsen

Und auch Webersinke sieht, trotz des unsicheren Umfeldes, Chancen. „Die Welt befindet sich hinsichtlich Digitalisierung oder der Energieerzeugung in einer Transformation“, erklärt er. „Damit ergibt sich bei neuen Geschäftsmodellen oder in Bereichen wie Künstlicher Intelligenz ein gewaltiges Potenzial.“

Dazu kommt, dass die kurzfristigen Zinsen in den USA erst einmal weiter sinken. „Auch das wird den Aktienmarkt unterstützen“, folgert Webersinke. Es bieten sich also – trotz der enormen Unsicherheit – auch Chancen. Wer in diesem Umfeld breit streut und flexibel bleibt, kann mögliche Kurseinbrüche besser überstehen und sich bietende Gelegenheiten nutzen.