Aktien zur Altersvorsorge trotz Schwankungen?

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30. Mai 2025

Aktien zur Altersvorsorge trotz Schwankungen?

Wer ein gutes Polster für den Lebensabend aufbauen will, sollte früh anfangen und das 8. Weltwunder nutzen. Aktien bieten dabei erfahrungsgemäß die besten Chancen.

Je näher der Auszahlungszeitpunkt rückt, desto geringer sollten allerdings die Schwankungen werden, erklärt Sven Langenhan, Generalbevollmächtigter und Leiter des Investment Office beim Vermögensverwalter HRK LUNIS am Standort München.

Ist das noch normal, wie die Börsen in der jüngeren Vergangenheit schwankten?

Auch wenn wir das jetzt schon länger nicht mehr in der Form bewusst erlebt haben, ist das nicht das erste Mal, dass so etwas an den Märkten passiert. Viele haben zum Beispiel den Covid-Schock an den Börsen vergessen, weil der so schnell wieder aufgeholt wurde. Aber auch damals fragte sich so mancher, ob das noch normal sei. Wir sind hier ein bisschen verwöhnt, aber grundsätzlich sind die zuletzt heftigen Schwankungen nichts völlig Außergewöhnliches.

Was bedeutet das für meine Altersvorsorge, wenn ich demnächst in Rente gehe?

Je näher jemand an den Punkt kommt, an dem Geld entnommen werden soll, desto weniger sollte derjenige schwankungsanfällige Anlageklassen im Portfolio haben. Wenn Sie in dieser Situation noch zu 100 Prozent in Aktien investiert sind, ist das gerade keine einfache Situation. Aber man muss die Kirche im Dorf lassen: Ein Minus von 10, 20 oder selbst 30 Prozent ist prinzipiell noch kein Weltuntergang. Nach den gut gelaufenen letzten Jahren sollte bei den meisten langfristigen Investoren unter dem Strich eigentlich noch ein deutliches Plus stehen.

Langfristige Chancen überwiegen

Sollten schwankungsanfällige Anlageklassen wie Aktien bei der Altersvorsorge überhaupt eine Rolle spielen?

Auf jeden Fall. Insbesondere dann, wenn Sie gerade am Anfang stehen und sich ein Finanzpolster für die Rente in ein paar Jahrzehnten aufbauen. Die langfristigen Chancen fallen bei Aktien erfahrungsgemäß viel stärker ins Gewicht als das Risiko von Wertschwankungen. Nehmen Sie zum Beispiel die Unternehmen des amerikanischen S&P 500 Index in den letzten 70 Jahren. Die haben im Schnitt alle zehn Jahre ihre Gewinne ungefähr verdoppelt, unabhängig von Krisen, Kriegen oder streitbaren US-Präsidenten wie beispielsweise Nixon. Umgerechnet entspricht das einem Gewinnwachstum von sieben Prozent pro Jahr. Klar, das war keine lineare Entwicklung, da gab es gute und schlechte Jahre und nicht jedes Unternehmen gibt es heute noch. Aber langfristig war es eine sehr rentable Idee, in diesen Aktienmarkt investiert zu sein.

Warum ist es keine gute Idee, Geld unter dem sprichwörtlichen Kopfkissen für den Lebensabend zurückzulegen?

Erliegen Sie nicht der Nominalwertillusion. Egal ob das Geld wirklich unter dem Kopfkissen liegt oder bei mickrigen Erträgen auf einem Konto, bedeutet das jedes Jahr Kaufkraftverlust. Wenn die Summe zahlenmäßig gleichbleibt, bedroht selbst eine Inflationsrate im Stabilitätsbereich um zwei Prozent den realen Wert. Konkreter ausgedrückt: in 35 Jahren heißt das, für 100 Euro können Sie sich nur noch Waren im heutigen Wert von 50 Euro kaufen. Dagegen hilft am besten das 8. Weltwunder: der Zinseszins. Gerade der ist aber besonders wirksam, je länger er wirken kann. Das funktioniert zum Beispiel besonders effektiv, wenn Gewinnausschüttungen von Unternehmen immer wieder in neue Aktien investiert werden.

Timing gelingt in den seltensten Fällen

Wie wichtig ist es, in Krisenzeiten gerade als Anleger rational und nicht panisch zu handeln?

Es ist ganz entscheidend, die Ruhe zu bewahren, denn erfahrungsgemäß kommen die besten Tage an der Börse oft relativ nahe an den schlechtesten. Wer also nach einem Absturz aus dem Markt raus geht, verpasst in der Regel auch die Erholung. Niemand kann das perfekt timen. In der Regel ist die Strategie, Aktien zu kaufen und einfach lange zu halten, kaum schlagbar. Ich habe mir sogar extra für das Sparen für die Altersvorsorge ein Unterdepot angelegt, das bei mir gar nicht in der Hauptübersicht angezeigt wird. So werde ich nicht verführt, da ständig reinzuschauen.