Baumaschinen – für Anleger interessant?

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04. Juni 2025

Baumaschinen – für Anleger interessant?

Keine Baustelle ohne Baumaschinen. Unter den Herstellern für Baumaschinen hat sich die Stimmung mit der Verabschiedung des 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturprogramms erheblich aufgehellt.

Dies bedeutet aber nicht, dass Anleger sich die Aktie des erstbesten Baumaschinen-Herstellers in ihr Depot legen sollten. Vorweg eine Preisfrage. Haben Sie schon mal eine LKW-Ladung Sand mit der Schubkarre von der Straße in den Garten gefahren? Nach der zehnten Ladung fallen Ihnen die Arme ab, nach der 20. die Beine und spätestens nach der 30. ist Schluss mit lustig. Nichts geht mehr, aber der Haufen auf der Straße hat kaum an Höhe eingebüßt.

Viel einfacher, kräfteschonender und schneller geht es mit den richtigen Baumaschinen. Minibagger und Dumper und schon flutscht es. Der Haufen wird kleiner, die Laune steigt. Vor allem der Dumper, so eine Art große Schubkarre mit Motor, wahlweise auch mit Elektroantrieb, leistet tolle Arbeit – und das Aufladen mit dem Minibagger macht dazu auch noch richtig Spaß.

Was im Privaten funktioniert, funktioniert auch im Großen. Keine Baustelle ohne Baumaschinen. Egal für welche Aufgabe, Baumaschinen gibt es in allen Formen und Funktionen. Dumper und Minibagger, Planierraupe und Kipplaster, Kran und Schaufelradbagger – für die Kleinbaustelle nebenan bis hin zum Tagebau.

Infrastruktur muss auf Vordermann gebracht werden

Baustellen sind heutzutage eine Ansammlung von Baumaschinen. Da wundert es wenig, dass das kürzlich verabschiedete Infrastrukturprogramm der Bundesregierung in der Branche der Baumaschinenhersteller so was wie Euphorie entfacht hat. Deutschland und viele weitere Industrienationen sind marode, auch die Infrastruktur der USA. Zu lange wurden wichtige Infrastrukturmaßnahmen auf die lange Bank geschoben und zwar so sehr, dass Teile der Infrastruktur inzwischen in einem erbärmlichen Zustand sind. Die Folge: Zahlreiche Straßen, Brücken und Schulen, um nur mal ein paar Problemfelder zu nennen, müssen saniert oder gar völlig neu gebaut werden.

Tausende von Baustellen sind in der Planung und stehen nun – dank des neuen Infrastrukturprogramms – vor einer gesicherten Finanzierung. Immerhin sollen es bis zu 500 Milliarden Euro sein, die von Staatsseite kommen. Eine ebenso hohe Summe erhoffen sich die Befürworter des Programms von privater Seite, so dass wir am Ende über einen Betrag in Höhe von rund einer Billion Euro sprechen.

Baumaschinen – zwischen Euphorie und Katastrophe

Bei solchen Summen ist klar, dass die Hersteller von Baumaschinen im wahrsten Sinne des Wortes die Kassen klingeln hören. Jede Menge neue Maschinen müssen von den Baufirmen angeschafft werden, um die vielen Baustellen schnell und kostengünstig abzuarbeiten. Also bahnfrei für die Hersteller von Baumaschinen, auch an der Börse? Ja und nein.

Ja, die Grundstimmung in der Branche ist nun wieder sehr positiv. Klar ist, die Infrastruktur muss modernisiert und erweitert werden – und das nicht nur in Deutschland, sondern in nahezu allen westlichen Industrieländern. Nein, weil am Ende nicht klar ist, ob etwa in Deutschland die 500 Milliarden Euro auch tatsächlich genutzt werden. Einigen Politikern ist das Programm ein Dorn im Auge, sie würden lieber sparen statt Geld ausgeben. Die 500 Milliarden Euro sind wie ein Schuldtopf, der nun gefüllt werden muss oder eben auch nicht. Hinzu kommt, dass jede Baustelle geplant und genehmigt werden muss.

Dann kommt noch das Damoklesschwert Handelszölle ins Spiel. Im Moment sind es zehn Prozent, die auf deutsche Baumaschinen fällig werden, wenn sie in die USA eingeführt werden. Ein Markt, der immerhin für rund zehn Prozent der Exporte deutscher Hersteller verantwortlich ist. Zehn Prozent Zoll sind vielleicht noch verschmerzbar, sollte die US-Regierung aber erneut die Zollkeule auspacken und die US-Zölle auf 20 Prozent anheben, so wie es ja schon geplant war, könnte das die deutschen Hersteller vom amerikanischen Markt drängen. Für Donald Trump wäre das ein Erfolg, für die deutschen Hersteller von Baumaschinen eine ausgewachsene Katastrophe.

Für Anleger ein interessantes Umfeld

Sie würde man auch am Aktienmarkt zu spüren bekommen. Nach dem Kursfeuerwerk – ausgelöst durch das 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturprogramm – kam der Zollabsturz. Unter dem Strich notieren die Aktien vieler Baumaschinenhersteller da, wo sie schon vor einigen Monaten standen – als wäre nichts passiert. Für Anleger mit starken Nerven und langem Horizont ist das eigentlich ein gutes Umfeld. Nun gilt es abzuwägen, welche Hersteller von Baumaschinen vom deutschen Infrastrukturprogramm langfristig profitieren könnten, auf der anderen Seite aber von amerikanischen Zöllen – in welcher Höhe auch immer – weniger betroffen sind.

Die erfolgreiche Suche nach den aussichtsreichen Anbietern ist aber recht zeitaufwendig, schließlich tummeln sich an der Börse zahlreiche Hersteller von Baumaschinen. Wer die vielversprechenden Baumaschinen-Hersteller aufspüren will, benötigt zudem eine Menge Know-how. So müssen Investoren nicht nur bestens Bescheid wissen über das Produktportfolio, die Marktstellung und die Konkurrenz der Unternehmen, sie müssen auch in der Lage sein, die Qualität der Bilanz und des Managements einzuordnen. Zum anderen müssen sie aber auch stets die Entwicklung der Konjunktur, die geopolitische Gemengelage und die Zinspolitik im Auge behalten.


Gastautor Dr. Markus C. Zschaber ist Gründer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft in Köln.