Tech-Aktien: Von den Magnificent 7 zu den Maleficent 7?

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26. Mai 2025

Tech-Aktien: Von den Magnificent 7 zu den Maleficent 7?

Unter den Investoren vollzieht sich gerade ein großer Wandel. Anfang des Jahres fand man alles Amerikanische noch gut, jetzt sieht man es skeptisch. Dabei trifft es Tech-Aktien am stärksten. Anleger fürchten, dass das Gewinnwachstum der Tech-Riesen stark zurückgehen könnte, von zuvor 30 bis 50 Prozent auf nur noch etwa die Hälfte.

Die jüngsten Turbulenzen an den Börsen haben somit vor allem die hoch bewerteten sogenannten Magnificent 7 erwischt – also die größten Tech-Giganten wie Nvidia, Apple, Microsoft & Co., die in den Aktienindizes am höchsten gewichtet sind und für einen Großteil der Performance in der Vergangenheit verantwortlich waren. Die Bewertungsprämie dieser Magnificent 7 ist gegenüber dem restlichen S&P 500 nun auf das niedrigste Niveau seit 2017 gefallen. Die Werte verloren dreimal stärker als der Index.

Magnificent 7

Besonders auffällig ist der starke Rückgang der Bewertungsmultiplikatoren im Halbleitersektor. Einige der größten Chiphersteller haben deutliche Rückgänge in ihren für 2025 prognostizierten Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV) erlebt. Nvidia: KGV-Rückgang von 46,8x auf 24,1x (-48,5 %). AMD: KGV-Rückgang von 36,3x auf 20,6x (-43,4 %). Broadcom: KGV-Rückgang von 44,1x auf 27,9x (-36,8 %). Diese massiven Rückgänge haben nicht nur mit den fallenden Aktienkursen zu tun, sondern vor allem mit steigenden Gewinnerwartungen. Das ist ein entscheidender Punkt: Wenn Analystenschätzungen nach oben korrigiert werden, kann eine Aktie fundamental günstiger werden, selbst wenn ihr Kurs stabil bleibt oder nur moderat fällt.

Zwei Szenarien möglich

Viele Anleger gehen davon aus, dass eine fallende Aktie automatisch „günstiger“ wird. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Entscheidend ist, wie sich die zugrundeliegenden Gewinne entwickeln. Es gibt zwei Szenarien, die man kennen muss. Eine Aktie kann fallen, aber teurer bleiben oder sogar teurer werden: Wenn die Gewinnprognosen sinken, kann ein Unternehmen trotz Kursverlust genauso teuer oder sogar teurer als zuvor sein. Beispiele dafür sind Nike oder Starbucks, deren fundamentale Lage sich verschlechtert hat, während die Kurse zwar gefallen, aber nicht stark genug gesunken sind, um die niedrigeren Gewinne auszugleichen. Andererseits kann eine Aktie steigen oder seitwärts laufen und dennoch günstiger werden: Wenn die Gewinnerwartungen nach oben angepasst werden, wird die Aktie automatisch „billiger“ auf Basis des KGV, selbst wenn sich der Kurs kaum bewegt. Genau das sehen wir aktuell bei Nvidia und Broadcom.

Deshalb der Rat: Wer langfristig investiert, sollte seine Haltung gegenüber einem Unternehmen nicht nur am Aktienkurs ausrichten, sondern vor allem daran, wie sich die Gewinne im Unternehmen entwickeln. Nicht jede „gefallene“ Aktie ist automatisch ein Schnäppchen. Dass die Tech-Giganten nicht mehr so teuer sind wie vor wenigen Monaten, eröffnet künftig auch wieder Chancen. Im Augenblick mag es für eine genaue Einschätzung noch etwas zu früh sein, denn die Lage ist durch Trump’s Hin und Her und die geopolitischen Unsicherheiten komplexer geworden. Noch ist also Geduld gefragt.


Gastautor Dr. Marc-Oliver Lux ist Geschäftsführer Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München