Altersvorsorge ist für Selbständige besonders wichtig

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07. August 2025

Altersvorsorge ist für Selbständige besonders wichtig

Die Rentenlücke ist bei Selbständigen in der Regel hierzulande besonders groß. Deshalb ist es für Unternehmer und Freiberufler besonders wichtig, sich frühzeitig und auf clevere Art und Weise um die eigene Vorsorge zu kümmern.

Welcher Selbständige kennt das nicht? Vor lauter Herausforderungen im eigenen Business bleiben viele andere Dinge liegen oder werden auf die lange Bank geschoben. Das gilt ganz besonders für die eigene Altersvorsorge. Das Dilemma: Die Folgen dieser Sorglosigkeit merkt man zunächst nicht. Doch langfristig sind die Auswirkungen fatal. Wenn sich Selbständige nicht frühzeitig und in ausreichendem Maße um ihre finanzielle Absicherung im Alter kümmern, können sie ihren Lebensstandard im Ruhestand nicht halten – schlimmstenfalls droht ihnen Altersarmut.

Nach aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamtes gibt es hierzulande rund 3,6 Millionen Selbständige. Die meisten besitzen zwar zur Absicherung existenzieller Risiken eine Berufsunfähigkeits- und eine private Krankenversicherung, aber betreiben in der Regel nicht genügend Vorsorge fürs Alter. Da nur rund ein Viertel in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert oder durch ein berufsständisches Versorgungswerk abgesichert ist, muss die Mehrheit der Selbständigen eigenverantwortlich für das Alter vorsorgen.

Zu wenig Reserven für den Ruhestand

Ein Risiko liegt in dem weitverbreiteten Fehler, das eigene Ruhestandseinkommen zu hoch einzuschätzen. Viele Selbständige gehen davon aus, dass sie mit ihrer unternehmerischen Tätigkeit und einer Minimalvorsorge ausreichend Reserven für den Ruhestand schaffen können. Oftmals wird dabei aber die erwartete Inflation nicht berücksichtigt.

Werden die späteren Alterseinkünfte auf das heutige Preisniveau bezogen und wird dementsprechend zu wenig zur Seite gelegt, kann es im Alter ein böses Erwachen geben. Je höher die Inflation in der Zukunft, desto mehr müssen Selbständige ansparen, um in der Ruhestandsphase für das erwirtschaftete Vermögen die gleiche Kaufkraft zu haben. Zudem darf nicht die steigende Lebenserwartung bei der Bildung der Rücklagen fürs Alter vernachlässigt werden. Sonst besteht später die Gefahr finanzieller Engpässe.

Je früher, desto besser

Wer also eine eigene Firma hat oder als Freiberufler tätig ist, sollte die eigene Absicherung – trotz Stress im Alltag – ganz oben auf seiner Agenda haben. Der erste und wichtige Punkt dabei: Man muss sich frühzeitig darum kümmern. Dies gilt zwar grundsätzlich für jeden, für Selbständige, bei denen die künftigen Einnahmenströme unsicherer sind als bei Festangestellten, aber umso mehr.

Der nächste wichtige Schritt ist dann, sich genau zu überlegen, wie viel Geld man im Alter braucht, um den eigenen Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Auf dieser Basis lässt sich überhaupt erst bestimmen, wie viel Geld Selbständige jeden Monat zurücklegen müssen. Außerdem müssen Firmeninhaber bei der Allokation zwischen den Anlageklassen das eigene Unternehmen berücksichtigen. Das ist anders als bei anderen Anlegern, da es in der Regel einen erheblichen Teil des Vermögens ausmacht.

Selbständige sollten zudem das zurückgelegte Geld von ihrer geschäftlichen Tätigkeit trennen, da das aufgebaute Vermögen sonst unter Umständen unternehmerischen oder Haftungsrisiken ausgesetzt sein kann oder in schwierigen Phasen darauf zugegriffen wird.

Unternehmensverkauf mit Risiken

Gerade für Unternehmer ist oftmals die eigene Firma die Altersvorsorge. Sie gehen manchmal von einem Verkauf ihres Unternehmens aus, um von dem Geld den Ruhestand zu finanzieren. Das kann funktionieren, ist aber mit Risiken verbunden. In einem unerwartet schwierigen wirtschaftlichen Umfeld oder wenn die Geschäfte plötzlich nicht mehr laufen, kann es passieren, dass der Firmeninhaber keinen Käufer findet oder nur einen deutlich geringeren Preis erlöst als den, den er sich ursprünglich vorgestellt hat.

Die beschriebenen Aspekte verdeutlichen: Gerade bei Selbständigen ist ein ganzheitlicher und auf die lange Frist ausgerichteter Finanzplan, der den privaten und den geschäftlichen Bereich erfasst, ein geeignetes Instrument, um für einen finanziell sorgenfreien Ruhestand vorzusorgen. Finanzplaner wie die CFP®-Professionals sind in der Lage, eine langfristige Planung zu erarbeiten, die mit Hilfe von Szenarioanalysen die verschiedenen potenziellen Risiken berücksichtigt. Damit können auch Selbständige vermeiden, deutlich länger arbeiten oder auf ihren gewohnten Lebensstandard verzichten zu müssen.


Gastautor Prof. Dr. Rolf Tilmes ist Vorstand des FPSB Deutschland und Academic Director Finance, Wealth Management & Sustainability Management an der EBS Executive School, Oestrich-Winkel.