Es ist intuitiv einleuchtend, dass der Zeitpunkt, an dem die finanzielle Freiheit erreicht ist, von der Geschwindigkeit abhängt, mit der man sich auf diese zubewegst. Die Basis der Geschwindigkeit ist die Vermögensrendite, weil sie bestimmt, wie sich das Vermögen entwickelt. Die Messung dieser Rendite bekommt damit eine große Bedeutung, die leider viel zu oft unterschätzt wird. Aber der Reihe nach; fangen wir vorne an.
Die finanzielle Freiheit ist nichts anderes als ein Ziel. Man erreicht es, wenn das Vermögen hoch genug ist, also beispielsweise das Nettovermögen der Vermögensbilanz. Das notwendige Nettovermögen erreicht man umso schneller, je höher das Ergebnis des Budgets ist. Der Überschuss ist die Geschwindigkeit, mit der man sich auf das Ziel der finanziellen Freiheit zubewegst. Aber Vorsicht, zwei Dinge sind sehr wichtig: Erstens, man muss das vollständige Budget betrachten. Zweitens, nicht jede Geschwindigkeit ist gleich. Denn die Geschwindigkeit kann sich gravierend unterscheiden, hinsichtlich der Aufteilung der Einnahmen nach Arbeit und Vermögen.
Die Geschwindigkeit beim Vermögensaufbau
Das vollständige Budget bedeutet, den Geldfluss und das virtuelle Budget zu berücksichtigen. Die Basis des Geldflusses stellen alle Einnahmen dar, die man erzielt. Wenn man die nicht vollständig ausgibt, sondern einen Teil spart, erhöht sich damit das Vermögen.
Das virtuelle Budget besteht aus Wertsteigerungen und Abschreibungen. Wenn die Wertsteigerungen überwiegen, erhöht sich damit das Vermögen. Je mehr man das Vermögen erhöht, umso schneller bewegt man sich auf das Ziel der finanziellen Freiheit zu. Umso höher ist die Geschwindigkeit.
Leider stellen die beiden Teile des Budgets nicht direkt die Aufteilung hinsichtlich Arbeit und Vermögen dar. Denn ausgezahlte Zinserträge oder Dividenden finden sich im Geldfluss wieder, haben aber nichts mit der Arbeit zu tun. Ebenso kann selbstständige Arbeit in den Wert eines Unternehmens fließen und taucht damit im virtuellen Budget auf, hängt dennoch von der Arbeit ab. Beides sollte einem bewusst sein, damit man die Geschwindigkeit richtig einschätzen kann. Warum?
Langfristig unterscheiden sich die Wege
Folgendes Beispiel erläutert das näher. In dem einen Fall ist die Geschwindigkeit aus der Arbeit 20 % und aus dem Vermögen 0 %, im anderen Fall ist die Geschwindigkeit aus Arbeit und Vermögen je 8 %. Die Geschwindigkeit im ersteren Fall beträgt in Summe 20 % und damit mehr als im zweiten Fall mit 16 %. Dies gilt jedoch nur für die aktuelle Situation, im Heute. Schon in wenigen Jahren dreht sich das jedoch und gerade die langfristige Entwicklung macht den Unterschied deutlich.

Wenn das Vermögen keinen Ertrag abwirft, dann ist der Vermögenszuwachs auch langfristig nur die Summe der Sparbeiträge. Bereits nach 5 Jahren, wenn sich das Vermögen verdoppelt hat, hat sich die Geschwindigkeit dadurch auf 10 % halbiert. Nach zehn Jahren sogar gedrittelt auf 6,66 %.
Rentiert im Gegensatz dazu auch das Vermögen, wie im anderen Fall, ändert das alles. Die Geschwindigkeit sinkt wesentlich langsamer, von 16 % auf gut 12 % nach fünf Jahren. Nach zehn Jahren immerhin noch auf gut 10 %, und damit immerhin 50 % höher als im ersten Fall. Bereits nach acht Jahren wird sogar die Höhe des Vermögens des anderen Falles trotz niedrigerer Sparleistung übertroffen.
Wichtig: Die Geschwindigkeit nähert sich mit steigendem Vermögen immer der Geschwindigkeit aus dem Vermögen an, hier entweder 0 % oder, besser, 8 %.
Welchen Einfluss hat die Inflation
Für den Zeitpunkt der besten Sparleistung ergibt sich daraus, dass besonders am Anfang der Sparleistung aus Arbeit eine relativ betrachtet höhere Bedeutung zukommt. Insgesamt ist es umso besser für den Zeitpunkt der Zielerreichung, je früher eine Steigerung der Geschwindigkeit erfolgt und je größer diese ausfällt. Aber langfristig ist es die Geschwindigkeit aus Vermögen, die über Erfolg oder Misserfolg entscheidet.
Zu guter Letzt kommt nämlich noch die Inflation ins Spiel. Die ist eine gemeine Sache, die Kreditnehmer bevorzugt und Anleger benachteiligt. Sie entwertet permanent das Vermögen und eine Geschwindigkeit von 10 % vor Inflation reduziert sich durch eine Inflation von 2 % eben auf 8 %.
Eine Geschwindigkeit unterhalb der Inflation lässt sie also bereits in den negativen Bereich abrutschen. Eine sichere Rendite unterhalb der Inflation ist demnach der sichere Weg in die Armut, auch wenn das auf dem Papier nicht so aussieht. Absolut betrachtet wächst das Vermögen permanent, jedoch ist es eben weniger Wert. Leider wird der Wertverlust in der Vermögensbilanz aber nur indirekt durch den höheren Konsum abgebildet. Deshalb ist die Kenntnis der Vermögensrendite so wichtig!